- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
12. April 2018
Endlich tut sich da mal was: Die Landesgesundheitsbehörden von Hessen und vom Saarland möchten das gesamte Vertragssystem der Krankenkassen im Arzneimittelbereich reformieren. Die beiden Länder wollen der im Juni tagenden Gesundheitsministerkonferenz empfehlen, die Rabattverträge für lebenswichtige Arzneimittel zu hinterfragen und nur noch Mehrfachvergaben für Generika zuzulassen. Das wären endlich mal konkrete Reaktionen auf Lieferengpässe! Mein liebes Tagebuch, lebenswichtige Arzneimittel haben in Rabattverträgen nichts zu suchen. Und wenn man vorschreibt, dass es nicht nur einen Lieferanten für ein Rabattarzneimittel geben darf, sondern mindestens zwei oder drei, wäre die Gefahr von Lieferengpässen enorm reduziert. Die Tagung der Gesundheitsministerkonferenz dürfte auch wegen weiterer Forderungen aus den Ländern äußerst spannend werden. Denn alle Landesgesundheitsbehörden sprechen sich für die Einführung von Stationsapothekern in Krankenhäusern aus. Und die Länder wünschen sich rasch ein zweites E-Health-Gesetz, Schwerpunkt sollte die Einführung einer elektronischen Patientenakte sein, darüber hinaus die digitale Vernetzung der Heilberufler und eine bessere Kommunikation von Ärzten und Apothekern. Da tut sich ein riesiges Aufgabenpaket auf. Mein liebes Tagebuch, unser neuer Bundesgesundheitsminister sollte sich da schon mal in den Forderungskatalog einlesen, statt mit anderen Themen rumzukaspern. Da wartet Arbeit auf ihn, die in sein Ressort fällt.
In den vergangenen Monaten hielt sich unsere ABDA mehr als vornehm zurück, wenn es darum ging, über Reformen an der Apothekervergütung zu sprechen. Da hat es sich zwar eine Arbeitsgruppe zum Thema „Honorar“ schon seit Jahren hinter verschlossenen Türen gemütlich gemacht, nach außen drang allerdings nichts Verbindliches. Aber das könnte sich bald ändern, drohte der Referent des ABDA-Hauptgeschäftsführers, Ralf Denda, auf der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern an: „Wir können uns bald auf Diskussionen einlassen“, tönte er. Mein liebes Tagebuch, was, jetzt schon? Wie schön ist das denn! Und was er noch in Meck-Pomm verriet: Ja, die ABDA hat sich intensiv mit dem Honorargutachten auseinandergesetzt. Und er plauderte munter über die eklatanten Schwachpunkte des Gutachtens – letztlich präsentierte er allerdings keine neuen inhaltlichen Argumente, sie sind aus den Analysen, die DAZ und DAZ.online veröffentlichte, bekannt. Das Bemerkenswerte ist nur: Ein ABDA-Mitarbeiter spricht darüber. Und er rühmte die ABDA-Strategie, die sich auf das große Schweigen zum Gutachten stützte. „Es ist uns gelungen, das Gutachten nicht aufzuwerten und es aus der öffentlichen Wahrnehmung rauszunehmen“, meinte Denda und ließ dabei die massiven Reaktionen von Krankenkassen und einigen anderen Systembeteiligten mal eben geräuschlos unter den Tisch fallen. Man sieht und hört nur, was man sehen und hören will. Er prognostizierte jedenfalls, dass das Gutachten in der politischen Arbeit in dieser Legislaturperiode wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen werde. Mein liebes Tagebuch, sein Wort in Gottes Ohr! Noch haben wir dreieinhalb Jahre vor uns. Und wie geht’s nun weiter? Klar, Rx-Versandverbot wird weiter verfolgt. Und von den Entwicklungen in diesem Bereich hänge es ab, wie es mit den Forderungen zur Honorierung weiter gehe. Die Richtung sei: Sicherung des bestehenden Honorierungskonzeptes und zusätzliche honorierte Dienstleistungen. Und, hört, hört: Die ABDA ist hier intern schon weit, ließ er vage durchblicken. Und dann gab’s noch ein paar Anmerkungen zur Hilfstaxe. Kurz gefasst: Alles nicht so einfach, auch nicht die Kündigung der Hilfstaxe, weil unterschiedliche Kündigungsfristen für Zytozubereitungen und für klassische Rezepturen zu beachten seien. Und klar: Kündigungen würden zu neuen Verhandlungen führen. Ach mein liebes Tagebuch, wer hätte das gedacht. Aber für neue Verhandlungen brauche man neue Daten als Verhandlungsgrundlage, man dürfe nicht mit alten Forderungen kommen. Deswegen sammle die ABDA jetzt auch Daten. Mein liebes Tagebuch, warum werden erst jetzt neue Daten gesammelt? Schon 2012 hatte die Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbands beschlossen, die Hilfstaxe zu kündigen. War wohl damals nicht so ernst gemeint, oder? Irgendwie zum Haareraufen.
6 Kommentare
Liebes Tagebuch......
von Heiko Barz am 16.04.2018 um 11:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Spahn
von Karl Friedrich Müller am 15.04.2018 um 19:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
... und der Rest (jetzt ohne emojies)
von Gunnar Müller, Detmold am 15.04.2018 um 14:11 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Alles ausser ABDA ...
von Gunnar Müller, Detmold am 15.04.2018 um 13:56 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
"Zuständigkeiten"
von Dr.Diefenbach am 15.04.2018 um 13:06 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
El Pato
von Dr.Diefenbach am 15.04.2018 um 12:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.