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11. April 2018
Ist schon herzergreifend, wie sich Krankenkassenverbände für den Rx-Versand einsetzen. Da müssen die absonderlichsten Gründe dafür herhalten, dass es ohne Rx-Versand eigentlich nicht mehr gehe. Jüngstes Beispiel: der AOK-Bundesverband, der sich immer und immer wieder für den Rx-Versand ins Zeug wirft. In seinem gesundheitspolitischen Fachmagazin „Gesundheit und Gesellschaft“ schreibt der Politikchef des Verbandes, Kai Senf über die gesundheitspolitischen Vorhaben der Großen Koalition. Zum Apothekenmarkt meint er, es sei ein anachronistisches Vorhaben, den Versandhandel für verschreibungspflichtige Medikamente verbieten zu wollen. Es wird die Bevölkerung im ländlichen Raum bemüht, der die Möglichkeit genommen würde, ihre Arzneimittelversorgung durch Online-Apotheken sicherzustellen. Und: „Wer Online-Apotheken de facto schließen lassen will, führt alle Digitalisierungsbemühungen ad absurdum.“ Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich doch, weiß er es nicht besser oder will er es nicht wissen. DAZ.online fragte nach – und siehe da, die Erkenntnis scheint beim AOK-Bundesverband gereift zu sein: Die Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist nicht das beste Beispiel für die Digitalisierung. Tja, mein liebes Tagebuch, welch ein Wunder! Aber natürlich legt der AOK-Sprecher nach mit dem Tenor: Wartet nur ab, wenn das E-Rezept kommt, dann wird’s wohl richtig digital, und nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel könne man schon vollkommen online bestellen. Auf Nachfrage räumt der AOK-Sprecher sogar ein, dass es eigentlich auch gar nicht so sehr um die Landbevölkerung gehe. Es gehe der Kasse im Prinzip nur darum, „dass jeder unabhängig von seinem Wohnort entscheiden kann, wie er Arzneimittel bezieht.“ Mein liebes Tagebuch, wie wäre es denn, wenn jeder unabhängig von seinem Wohnort entscheiden könnte, in welchem EU-Land er sich krankenversichert? Warum bemüht man immer noch das Versandhandel-und-Digitalisierung-gehört-zusammen-Argument, warum wird immer das schräge Lied von Landbevölkerung-braucht-Arzneiversand gesungen? Die lieben Kassen sollten doch einfach sagen, was Sache ist: Sorry, ihr deutschen Vor-Ort-Apotheker, wir wollen Verträge mit ausländischen Versendern schließen, um richtig Knete zu sparen.
Rabattverträge sind die Einspar- und Gelddruckmaschine der Krankenkassen. Kaum ein anderes Instrument spült so sicher die Millionen in die Kassen der Kassen. Und das läuft alles so leicht und eingespielt ab: Eine kleine Ausschreibung, die Arzneihersteller geben ihre Angebote ab und gehen bis an die Schmerzgrenze des Zumut- und Machbaren. Wer den höchsten Rabatt bietet, bekommt den Zuschlag und darf dann exklusiv die nächsten zwei Jahre die Versicherten dieser Kasse versorgen. Danach geht das Spiel von vorne los. Die Apotheke muss dem Patienten dann erklären, dass er genau dieses und nicht mehr sein vorheriges Präparat bekommt. Das mag in manchen Fällen keine Rolle spielen, bei Parkinson-Patienten jedoch erfordert der Austausch der gewohnten Arzneimittel aufgrund neuer Rabattverträge mitunter eine komplette medikamentöse Neueinstellung. Die Deutsche Parkinson-Vereinigung (dPV) macht darauf aufmerksam, dass durch eine korrekte Arzneimittelgabe viele Millionen Euro eingespart werden könnten. Denn die verschiedenen Arzneimittel müssten mit viel Aufwand über Wochen aufeinander abgestimmt werden, bis die Wirkung für den jeweiligen Patienten optimiert ist. Auch wenn die Arzneimittel den gleichen Wirkstoff enthalten, kann ihre Bioverfügbarkeit unterschiedlich sein. Nicht selten müssen Patienten wegen Neueinstellungen ins Krankenhaus, was Kosten von rund 7000 Euro verursacht. Wenn nur jeder zwanzigste Patient ins Krankenhaus muss, kostet das die Beitragszahler über 150 Mio. Euro, rechnet die dPV vor. Mein liebes Tagebuch, ist das nicht ein Wahnsinn? Man fragt sich zurecht, warum Parkinson-Therapeutika nicht auf der Substitutionsausschlussliste stehen. Hallo, Herr Spahn, da gibt’s was zu tun! Nehmen Sie sich bitte mal dieses Problems an.
6 Kommentare
Liebes Tagebuch......
von Heiko Barz am 16.04.2018 um 11:39 Uhr
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Spahn
von Karl Friedrich Müller am 15.04.2018 um 19:29 Uhr
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... und der Rest (jetzt ohne emojies)
von Gunnar Müller, Detmold am 15.04.2018 um 14:11 Uhr
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Alles ausser ABDA ...
von Gunnar Müller, Detmold am 15.04.2018 um 13:56 Uhr
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"Zuständigkeiten"
von Dr.Diefenbach am 15.04.2018 um 13:06 Uhr
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El Pato
von Dr.Diefenbach am 15.04.2018 um 12:45 Uhr
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