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15. Mai 2018
Ja, wo ist es denn, wo hat sich denn unser neues Honorarsystem versteckt? Schon seit sieben Jahren sucht eine Arbeitsgemeinschaft der ABDA danach und findet – nichts! Auch darüber, was bisher geschah, ist von dieser AG nur die neue ABDA-Kommunikationsschiene zu vernehmen – und die heißt Nicht-Kommunikation, Stillschweigen. Andererseits, wenn man keine Ideen hat, wenn man nichts Neues gefunden hat, kann man halt auch nur schlecht darüber kommunizieren. Mein liebes Tagebuch, lassen wir das Sticheln. Es ist natürlich klar, es gibt Einfacheres als sich eine neue Honorarreform auszudenken. Vor allem vor dem Hintergrund, dass nicht wenige unserer Berufsvertreter unser heutiges System im Prinzip ganz toll finden – wenn man es nur ein bisschen dynamisieren könnte. Aber damit wird man wohl beim neuen Gesundheitsminister nicht landen können. Mein liebes Tagebuch, vermutlich wird Spahn der ABDA schon bald kräftig einheizen, denn für ihn hat ein neues Honorarmodell Priorität – sogar noch vor irgendeinem Rx-Versandverbots-Schnickschnack (warum wohl?!). Und dann wäre es ein Armutszeugnis, wenn da von unserer ABDA keine konkreten Honorierungsvorschläge kämen. Spahn will, dass die ABDA liefert. Und nicht nur Spahn, auch Gesundheitspolitiker anderer Parteien drängen auf eine Honorarreform. By the way, mein liebes Tagebuch, warum holt man sich nicht externen Sachverstand zu den Honorarberatungen dazu? Sogar aus unseren eigenen Reihen kommen durchaus überlegenswerte Modelle, beispielsweise der Vorschlag von Müller-Bohn. Aber da sitzt sie wohl zu gerne auf ihrem hohen Ross, unsere ABDA. Traurig, traurig, diese verstockte Art und Weise. Ein 30 Mio. Häuschen in Berlin bauen, aber für externen Sachverstand kein Geld aufwenden? Irgendwie passt das alles schon lange nicht mehr zusammen.
Was meinst Du, mein liebes Tagebuch, Digitalminister – das wäre doch der richtige Job für unseren Jungspund Spahn gewesen, oder? In die Digitalisierung hängt er sich mächtig rein, fast mehr als ins Gesundheitswesen. Sein neuester Vorstoß, laut Medienberichten: Weg mit der antiquierten elektronischen Gesundheitskarte (auch wenn sie schon rund 1 Mrd. Euro gekostet hat), nehmt lieber eure Handys! Mal ehrlich, da ist was dran. Heute haben wir unsere Flugtickets, Eintrittskarten, die Bahnfahrkarte und Straßenbahntickets auf dem Handy, wir können mit dem Smartphone bezahlen, es ist schon fast zu unserer zweiten Identität geworden. Da mutet so ein Plastikkärtchen mit eingebauten Chip schon vorsintflutlich an. Außerdem hat der Versicherte mit dem Smartphone einen Zugang zu seiner elektronischen Patientenakte, so sie denn kommt (und sie kommt!) und zu seinen Apps, auch den Arzneimittel- und Apotheken-Apps. Tja, da könnte wirklich eine fortschrittliche Sache draus werden. Aber Halt! Ganz so cool und digital scheint unser Digital-Gesundheitsminister nicht zu sein: Das Projekt elektronische Gesundheitskarte (eGK) soll nun doch nicht komplett gestrichen werden. War wohl nur eine schräge Medienmeldung. Die Chipkarte soll bleiben und die Lesegeräte für die Karte sollen installiert werden, stellt das Spahnsche Ministerium klar. Bis zur parlamentarischen Sommerpause will Spahn Vorschläge auf den Tisch legen, wie es mit der Gesundheitskarte weitergehen soll. Mein liebes Tagebuch, mehr digitales Drunter und Drüber ist fast nicht möglich.
Ob das der richtige Weg ist, sein Schweigen zu brechen, möchte ich bezweifeln: Der ABDA-Präsident nutzt die Rentner-Bravo, um übers Apothekensterben und die desaströse Zukunft der Apotheken nachzudenken. In einem Gespräch mit der „Apotheken Umschau“ analysiert Schmidt, warum so viele Apotheker keine Perspektive mehr in einer Existenz als Selbständige sehen, nämlich wegen des scharfen Wettbewerbs, aber vor allem auch wegen der politischen Rahmenbedingungen. Und dann zitiert er noch das demografische Problem: Die Babyboomer-Generation der Apotheker geht in Rente und findet keine Nachfolger. Und ja, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – die Apotheken sind von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt – tun ihr Übriges, dass viele junge Pharmazeuten sich nicht selbständig machen wollen. Hinzu kommen unfaire Wettbewerbsbedingungen (ausländischer Versandhandel und Rx-Versand), ausufernde Bürokratie, aufwendige Dokumentationspflichten und bauliche Auflagen. Sein Fazit: „Kein Wunder, dass junge Kollegen kein Vertrauen mehr in die Zukunft haben“, beklagt Schmidt die Situation. Ja, ja, alles richtig, mein liebes Tagebuch, aber mal Hand aufs Herz: Wo soll denn das Vertrauen herkommen? Vielleicht aus der offenen und transparenten, kommunikativen und innovativen ABDA-Politik? Wenn eine junge Apothekerin, ein junger Apotheker nach Berlin schaut und auf eine Mauer des Schweigens stößt, wenn sie mittlerweile schon die „Apotheken Umschau“ als Infoquelle für die dürren präsidialen Worte hernehmen müssen, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass das Vertrauen schwindet.
8 Kommentare
Tagebuch
von Heiko Barz am 21.05.2018 um 11:22 Uhr
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Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik
von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:42 Uhr
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AW: Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik
von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:48 Uhr
Wessen Aufgabe ist es, die Lage des Berufstandes zu erklären?
von Elisabeth Thesing-Bleck am 20.05.2018 um 12:21 Uhr
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Pfingstwünsche eines vor-Ort-Apothekers ....
von Gunnar Müller, Detmold am 20.05.2018 um 11:18 Uhr
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Vertraust Du mir, vertrau ich Dir!
von Christian Giese am 20.05.2018 um 10:29 Uhr
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Schweigen
von Conny am 20.05.2018 um 9:46 Uhr
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Vertrauen
von Ulrich Ströh am 20.05.2018 um 8:48 Uhr
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