Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

20.05.2018, 08:00 Uhr

Schlimm: ein CDU-Politiker nach dem andern kippt um. Und alle andern Parteien wollen es eh nicht: das Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)

Schlimm: ein CDU-Politiker nach dem andern kippt um. Und alle andern Parteien wollen es eh nicht: das Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)


17. Mai 2018 

Mein liebes Tagebuch, wir erinnern uns: Das ARD-Mittagsmagazin berichtete Ende April über die Rolle des Versandhandels – und verärgerte damit uns Apothekers. Denn die Beiträge enthielten irreführende Behauptungen zur Apothekenzahl und die Empfehlung, flächendeckend Rx-Boni einzuführen. Böse, böse. Immerhin, zumindest einen Fehler räumt die ARD-Redaktion mittlerweile ein: Bei der Angabe zu den Apothekenzahlen in Deutschland berichtete das Magazin, dass es in Deutschland 24 Apotheken pro 100.000 Einwohner gebe, „doppelt so viele wie in den Niederlanden und drei Mal so viele wie in Dänemark“. Das suggeriert eine Überversorgung in Deutschland. Dass sich Deutschland mit der Zahl der Apotheken allerdings unter dem EU-Durchschnitt bewegt, hat der ARD-Beitrag verschwiegen. Eine Redaktionssprecherin der ARD räumt nun immerhin ein, dass diese Angabe wohl „eine hilfreiche Einordnung für die Zuschauer gewesen wäre“. Wäre sie, in der Tat. Und warum empfiehlt die Sendung flächendeckend Rx-Boni einzuführen? Da bezieht sich die ARD-Redaktion auf eine Aussage von Professor Wasem, Uni Duisburg-Essen, der durch Boni die Regeln der freien Marktwirtschaft greifen sieht. Oh, mein liebes Tagebuch, da sieht man, dass in solchen Redaktionen nicht allzu viel Sachverstand über das Apothekenwesen vorhanden ist, wenn einseitige Ansichten herausgegriffen und nachgebetet werden. Das Dumme dabei ist, dass dadurch Meinung gemacht wird. Ärger unter uns Apothekers löste auch eine Mini-Reportage des ARD-Mittagsmagazin aus, in der eine ältere Dame die Vorteile der ausländischen Versender erklärt, gezeigt wird natürlich ein DocMorris-Shop. War das Schleichwerbung oder gesponserte Werbung? Die ARD-Redaktion redet sich da raus, die Auswahl solcher Beiträge habe die Redaktion des rbb in Berlin getroffen. Schon klar, mein liebes Tagebuch, am Ende will’s keiner gewesen sein, aber es wird Stimmung für etwas gemacht  – und das ist bitter. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

Tagebuch

von Heiko Barz am 21.05.2018 um 11:22 Uhr

Wenn man die heutige Grundsituation der Arzneimittelversorgung auf die Patientenwünsche herunterbricht, so ist der Erfolg der Auslands-Versender und Co. ausschließlich auf die Ausschüttung des durch die EU Gesetze geförderten Bonus.
Was die bundesrepublikanischen Gesetze konträr fordern und die Auslandsgesetze möglich machen, ist dem Deutschen Rabattsammler völlig egal. Alle Unwägbarkeiten der Transportwege sind ihm "schnuppe", Hauptsache es gibt BONI! Wem nun diese irrationalen Boni zurecht gehören, müssen wir bei detaillierter Kenntnis der Lage hier nicht beschreiben.
Die einzige Basis, einer umfangreichen Patientenschicht die extreme Lage der Deutschen Apotheke zu erleuchten, wäre eine breit angelegte Aufklärungskampangne über das meistverteilte Medium in den Apotheken - die APO-Umschau - . Dieses von Apothekern und Industrie bezahlte 14 tägig erscheinende Informationsblatt könnte in einer Dauerkolummne den Lesern unsere und damit auch ihre eigenen Zukunftsaussichten der Arzneimittelversorgung verständlich nahebringen, denn in den KKassengazetten wird auf diese Umstände in keiner Weise hingewiesen, obwohl es deren originärste Verpflichtung ihren Beitragszahlern gegenüber wäre.

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Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik

von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:42 Uhr

Kompliment an den Autor des Tagebuchs. Das aktuelle Geschehen in Blick, analytischer Blick, Hinweis auf Schwachstellen und Hilfe für Argumentation gegenüber Meinungsbildern und politisch relevanten Personen. Mach weiter so, lieber Peter Ditzel

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AW: Ditzels tagebuch mit Durchblick udn Kritik

von Dr. Gert Schorn am 20.05.2018 um 17:48 Uhr

Pardon: Die Überschrift stolperte über meine Schnelligkeit. Muss richtig lauten "Ditzels Tagebuch mit Durchblick und Kritik".
Bin also noch bei vollen Sinnen!!!

Wessen Aufgabe ist es, die Lage des Berufstandes zu erklären?

von Elisabeth Thesing-Bleck am 20.05.2018 um 12:21 Uhr

„Mein liebes Tagebuch,
die Lage ist echt bescheiden. Wenn man mal ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann muss man wohl eingestehen: Die Politik will [ das Versandhandelsverbot ] nicht. Selbst die CDU sieht die Chancen auf ein solches Verbot schwinden. So sieht’s aus.“ befürchtet Peter Ditzel.
Liebe ABDA, wäre es nicht Ihre Aufgabe, die berufspolitische Lage den Kolleginnen und Kollegen zu erklären, insbesondere deshalb, weil die meisten Apotheker*innen Ihre berufliche Zukunft auf die Umsetzung der von der ABDA aufgestellten Forderung setzen!

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Pfingstwünsche eines vor-Ort-Apothekers ....

von Gunnar Müller, Detmold am 20.05.2018 um 11:18 Uhr

Möge der heilige Geist auch auf unsere sprachlose (AVOXA) ABDA herabkommen.
Möge die Apothekerschaft sich endlich als Familie empfinden (so wie 2012 bereits einmal zu Zeiten von apothekerprotest.de).
Und mögen die Politiker endlich erkennen, dass das persönliche Gespräch (wo und wenn es denn noch stattfindet…!) durch nichts zu ersetzen ist – auch nicht durch Video-Konferenzen oder Päckchenpacken.

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Vertraust Du mir, vertrau ich Dir!

von Christian Giese am 20.05.2018 um 10:29 Uhr

Wer zu anderen über Vertrauen redet,
hat selber keins!

Ewiges rummoderieren, anstatt selber mal auf den Tisch zu hauen!

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Schweigen

von Conny am 20.05.2018 um 9:46 Uhr

Heute würde Friedemann Schmidt die Hauptrolle in Metropolis von Fritz Lang bekommen.

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Vertrauen

von Ulrich Ströh am 20.05.2018 um 8:48 Uhr

Zunächst allen Mitstreitern frohe,sonnige Pfingsten !

Kurzer Pfingstkommentar zur Kommunikationsstrategie der ABDA zu ihren Mitgliedern:
Manchmal ist schweigen kurzfristig hilfreich !

Die ABDA hat aber versäumt,50000 Apothekern zu erläutern,wohin die Reise gehen soll.
Die 34 Landesvertretungen von Kammern und Verbänden haben regional in der Mehrzahl ebenso zu wenig in die Präsenzapotheken kommuniziert.

“Kein Wunder,daß immer mehr junge Kollegen kein Vertrauen mehr in die Zukunft haben“.Stimmt , Herr Kollege Schmidt!
Der kommunikative Weg über die Apotheken-Umschau hat dazu beigetragen.

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