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China
„Future Apotheke“: Arzneimittel per Gesichtserkennung
Der chinesische Online-Bezahlservice
Alipay hat in Zhengzhou in der Provinz Henan die erste „Future Apotheke“
eröffnet. Dort können Kunden einfach via Gesichtserkennung bezahlen, eine
Gesundheitsberatung via Video erhalten oder Arzneimittel bestellen. Auch nach
Europa streckt Alipay jetzt massiv seine Fühler aus und will zum Beispiel die
britische Apothekenkette Boots „andocken". Die Drogeriekette Rossmann
ist schon an den Bezahlservice angeschlossen.
Alipay, Chinas Antwort auf das amerikanische Paypal, hat in der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Henan Zhengzhou mit der lokalen Zhangzhongjing Apotheke die erste „Future Pharmacy“ eröffnet. Sie funktioniert über Gesichtserkennung. Der Käufer muss sein Gesicht lediglich über einen Bildschirm identifizieren lassen und seine Alipay-Telefonnummer eingeben, um den Service zu aktivieren. Damit können rund um die Uhr Arzneimittel eingekauft, eine ferngesteuerte Gesundheitsberatung bezogen oder auch Reservierungsanfragen gestellt werden. Auch rezeptpflichtige Präparate können hierüber selbst ohne Identifikationsdokumente abgeholt und bezahlt werden.
Marktführer Alipay
Das chinesisches Onlinebezahlsystem Alipay, ein Dienst der zur Alibaba Group gehörenden Ant Financial Services Group, ist mit mehr als 520 Millionen Nutzern weltweit die größte Payment- und Lifestyleplattform. Im mobilen Payment-Sektor erfolgt die Bezahlung mittels eines QR-Codes am Point of sale (POS). Dieser wird durch die Alipay-App generiert. Am POS ist Alipay mit 80 Prozent Marktanteil in China der absolute Marktführer. Voraussetzung für die Nutzung ist ein chinesisches Bankkonto.
Auch in Europa den Fuss in der Tür
Längst hat Alipay seine Fühler auch in den europäischen Einzelhandel ausgestreckt. Seit 2015 besteht eine Kooperation mit Wirecard, das das alternative Bezahlverfahren in die Kassensysteme von Einzelhändlern integriert. Antriebsfeder für die Strategie ist die immense Kaufkraft chinesischer Touristen. Diese tun sich mit dem Bezahlmodus im Ausland häufig schwer. In China bezahlt heute kaum jemand mehr ein Taxi, Essen oder Kleidung mit Bargeld oder mit einer Bankkarte. Alles geht über das Smartphone, via Alipay oder auch den Service des Konkurrenten Tencent.
Chinesische Touristen kaufen Gesundheitsprodukte
Nach dem Start der Präsenz in Europa im Sommer 2016 soll nun nach einem aktuellen Pressebericht der europäische Markt „ernsthaft erobert“ werden. Bis März 2019 soll die Anzahl der Händler, die die Bezahlmethode akzeptieren, auf das fünfzehnfache wachsen, und entsprechende Zahlungen sollen bei angeschlossenen Einzelhändlern in zwanzig europäischen Märkten möglich sein. Was das alles mit den Apotheken zu tun hat? In Großbritannien strebt Alipay laut eigenem Bekunden eine Zusammenarbeit mit der Apothekenkette Boots an, auch dort lebende Auslandschinesen in die Apotheken zu locken.
Rossmann mit im Boot
„Bisher haben die Chinesen ihr Geld auf Auslandsreisen bevorzugt für Luxusgüter ausgegeben, aber nun, da noch mehr nach Europa kommen, wächst auch das Interesse an Kosmetika, Gesundheits-und Baby-Produkten“, sagt Rita Liu von Ant Financial, die das Roll-out von Alipay in Europa zum Erfolg führen soll.
Das hat offensichtlich auch die Drogerie-Kette Rossmann erkannt. Nach einem Pressebericht konnte Wirecard die Kette im April 2017 als Kunden von Alipay gewinnen. Damit könnten chinesische Touristen mit ihrer Alipay App nun in den 2000 Rossmann-Filialen in Deutschland oder auch online nach Lust und Laune shoppen. Jedes Jahr kämen rund zwei Millionen chinesische Touristen nach Deutschland, von denen jeder im Urlaub rund 3000 Euro allein für Einkäufe ausgebe, heißt es in der Mitteilung. Rossmann sei der erste größere deutsche Händler, der in den boomenden Tourismus-Markt der Chinesen einsteige.
Kopfzerbrechen
bereitet Alipay bei seiner europäischen Expansion allerdings die neue
EU-Datenschutzgrundverordnung. „Wir arbeiten natürlich daran, in jedem Land die
nationalen Anforderungen zu erfüllen“, sagt die Alipay-Chefin Li Wang. „Aber
die Datenschutzgrundverordnung ist schon ein gravierendes Gesetz. Wir haben am
Sitz des Mutterkonzerns in Hangzhou ein großes Team dazu. Ich würde mich nicht
wundern, wenn das über hundert Leute wären, die sich damit beschäftigen.“
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