Apokix-Umfrage

Cannabis sorgt für hohen Aufwand in Apotheken 

Berlin - 04.06.2018, 09:00 Uhr

Cannabis in Arzneiqualität – für Apotheken eine Herausforderung im Alltag. (Foto: Adam / stock.adobe.com)

Cannabis in Arzneiqualität – für Apotheken eine Herausforderung im Alltag. (Foto: Adam / stock.adobe.com)


Ärzte können Cannabis als Medizin nun schon seit mehr als einem Jahr auf Kassenkosten verschreiben. Seitdem steigt die Nachfrage nach Cannabisblüten und -arzneimitteln in den Apotheken – aber auch die Lieferengpässe nehmen zu. Ohnehin sieht rund die Hälfte der Apotheker die gesetzliche Neuregelung weiterhin kritisch. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung.

45 Prozent der Apotheker geben an, dass die Nachfrage nach Cannabisarzneimitteln, -blüten und -zubereitungen auf Rezept seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes“ im März 2017 in ihrer Apotheke gestiegen ist. Es gestaltet sich für sie jedoch teilweise schwierig, diese erhöhte Nachfrage zu bedienen: Sechs von zehn Apothekern haben seit Inkrafttreten des Gesetzes häufig Erfahrung mit Lieferengpässen machen müssen. Das zeigt die aktuelle Apokix-Umfrage des IFH Köln, für die rund 200 Apothekenleiterinnen und -leiter befragt wurden.

Dennoch sind auch über ein Jahr nach der Neuregelung nicht mehr Apotheker als im vergangenen Jahr von Cannabis als Medizin überzeugt. So befürwortet weiterhin lediglich etwas mehr als die Hälfte der APOkix-Teilnehmer den Erlass des Gesetzes. Wie schon im Sommer 2017 lehnt jeder Fünfte es ab. Das könnte auch daran liegen, dass es für die Mehrheit der Apotheker eine Herausforderung ist, die Arznei bereitzustellen. So geben rund 98 Prozent der Befragten an, dass die Prüfung der Cannabisblüten nach der Apothekenbetriebsordnung mit einem hohen Aufwand verbunden sei.

Der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichteten Cannabisagentur stehen die allermeisten Apotheker positiv gegenüber. Die Agentur soll den Anbau von Cannabis zentral kontrollieren und steuern und damit für eine hohe Qualität sorgen. Der Aussage, dies sei „sehr wichtig“, stimmen 50 Prozent „voll und ganz“ und weitere 42 Prozent „eher“ zu. Fast alle finden es auch gut, dass die Versorgung mit Cannabisblüten künftig durch kontrollierten Anbau in Deutschland statt durch Importe stattfinden soll. Wann es so weit ist, allerdings noch unklar, die erste Ausschreibung des BfArM wurde vom Vergabesenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf gestoppt – nun bemüht sich die Behörde um eine neue.

Nach Zwischenhoch: Stimmungslage trübt sich wieder ein

Was die ebenfalls jeden Monat vom IFH abgefragte Stimmungslage betrifft, so ist diese im Mai eingetrübt. Der Index für die aktuelle Geschäftslage sank im Mai auf 90,0 Punkte nach 102,6 Punkten im April. Bei 100 Punkten halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage – diese Marke ist nun wieder deutlich unterschritten, nachdem sie im März und April erstmals seit Februar 2015 wieder geknackt worden war.     

IFH Köln

Auch der Blick in die Zukunft ist wieder etwas pessimistischer: Möglicherweise wegen der fortwährenden Unsicherheit, ob das Rx-Versandverbot tatsächlich kommt, fiel der Index für die erwartete Geschäftsentwicklung im Mai von 69,4 auf 65,0 Punkte. Nachdem er im März erstmals wieder seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 die 70-Punkte-Linie überschritten hatte, haben sich die Erwartungen nach dem Rückgang im April nun erneut verschlechtert.

Dabei befürchtet ein gutes Drittel der APOkix-Teilnehmer, dass sich die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten leicht verschlechtert, und mehr als ­jeder zehnte, dass sie sich stark verschlechtert. Nur gut jeder zehnte Apothekenleiter rechnet dagegen mit einer Verbesserung, 43,0 Prozent erwarten stabile Verhältnisse.      



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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