Nach Inkrafttreten der DSGVO

Warnung vor „Datenschutz-Testern“ in Apotheken

Stuttgart - 05.06.2018, 09:00 Uhr

Datenschutzdienstleister befürchten Testanrufe in Apotheken durch Abmahn-Kanzleien oder vergleichbare Institutionen. (Foto: Gerhard Seybert/ stock.adobe.com)                                      

Datenschutzdienstleister befürchten Testanrufe in Apotheken durch Abmahn-Kanzleien oder vergleichbare Institutionen. (Foto: Gerhard Seybert/ stock.adobe.com)                                      


Wie soll das Team sich verhalten? 

Eine weitere Masche, die befürchtet wird, sind Phishing oder andere „bösartige Mails“. Diese nehmen Bezug auf die neuen Datenschutzregelungen und fordern im Rahmen dessen Nutzer dazu auf, Links zu bestätigen, Kontaktdaten anzugeben oder ähnliche Vorgänge durchzuführen, heißt es. Dabei werde der legitime Umstand ausgenutzt, dass derzeit viele Unternehmen Einwilligungen, zum Beispiel für Newsletter, erneut einholen und entsprechende E-Mails verschicken oder über neue Datenschutzrichtlinien informieren.

Apothekenleitern wird geraten, das ganze Team zu informieren, dass solche Testanrufe eingehen beziehungsweise Test-Kunden in der Apotheke aufschlagen könnten. Das gesamte Personal soll in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Verschwiegenheit und deren Einhaltung, insbesondere am Telefon, hingewiesen werden. Zudem sollte sichergestellt werden, dass möglichst keine personenbezogenen Daten in der Offizin von unbefugten Dritten zu hören oder zu sehen sind. Konkret geht es herumliegende Rezepte, Kassenzettel oder sonstige Unterlagen mit personenbezogenen Inhalten sowie vertrauliche Beratungsgespräche.

Die letzte Empfehlung gilt ohnehin grundsätzlich. Sie betrifft das Öffnen von E-Mail-Anhängen oder das Anklicken von Links in E-Mails. Auch hier gilt es, Vorsicht walten zulassen und lieber einen Anhang im Zweifel nicht zu öffnen. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Hier muss die Rechtsprechung ran

von Hummelmann am 09.06.2018 um 11:29 Uhr

Ein systematisch gewerblich betriebenes Abmahnen ist ohnehin schon ein halbes Verbrechen. Hier will jemand auf einfache Art und Weise schnell zu Geld kommen ohne dafür adäquat zu arbeiten. Deshalb müsste sich die Rechtsprechung ändern. Ein Abmahnen einer Firma oder Person ist ja prinzipiell nicht schlecht, denn es födert ja vermutlich die Gesetzestreue des Abgemahnten. Aber wofür bekommt der Abmahnende eigentlich Geld? Diese Entschädigung sollte prinzipiell nur dann möglich sein, wenn der Abmahnende persönlich betroffen ist und die Höhe der Entschädigung sollte den durch den für ihn entstandenen Schaden (ausgelöst durch den vermeintlichen Gesetzesverstoß) nicht übersteigen. Macht jemand so etwas zum beruflichen Selbstzweck ohne eigene Betroffenheit, dann sollte man die Klagen abweisen und die gesamten Verfahrenskosten im vollen Umfang dem Abmahnenden in Rechnung stellen.

Konkret:
Welcher Schaden ensteht für Lieschen Meier, wenn ihr Mann Hubert am Telefon erfährt, dass seine Frau das bestellte Medikament heute morgen schon abgeholt hat?
Welcher Schaden ensteht für den Abmahnverein und seinen Anwalt, wenn eine uns fremde Person sich am Telefon für Herrn Hubert Meier ausgibt und dadurch erfährt, dass Lieschen Meier ihr Medikament schon geholt hat?
Werden aber Daten im großen Stil völlig freizügig weiter verarbeitet und möglich sogar noch für Geld weiter verkauft, dann ist auch ein hohes Strafmaß (bis zu 4% des Jahresumsatzes) absolut angemessen. Aber das wird natürlich nicht an den Abmahnverein und seine sonst arbeitslosen Winkeladvokaten bezahlt!

Fazit:
Wenn Richter den gesunden Menschenverstand beim Festlegen eines Strafmaßes einschalten, ist der ganze Spuk sofort vorbei ohne nur ein einziges Gesetz ändern zu müssen.

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Dolchstoß der EU Bürokratie

von Heiko Barz am 05.06.2018 um 18:45 Uhr

Der Wahnsinn beginnt!
Dagegen ist George Orwells "1984 " eine Spasslektüre wie
"Pinocchio"
Wenn es den Abmahnkanzleien wirklich um die Durchsetzung der DSGV ginge, könnte man ja noch " hehre " Ziele unterstellen, aber deren Richtungen sind nun eindeutig.
Armes Vater(Mutter)Land!

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Abmahnungen sind in D lukrativ und vom Staat gefördert

von Ratatosk am 05.06.2018 um 18:24 Uhr

Da es sich fast nur um ein deutsches Problem handelt und die Politik seit Jahrzehnten keinerlei Maßnahmen dagegen angeht, kann man von wirklicher Unterstützung reden. Dazu kommt der deutsche Irrsinn, jeden komplexen Unsinn der EU noch nach Kräften aufzubauschen.

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