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194 Millionen Euro fürs Marketing
Werbeausgaben der Krankenkassen seit 1995 verdreifacht
Werbebanner in Fußballstadien, Kooperationen mit Sportverbänden und Plakate in U-Bahnhöfen – die Krankenkassen werben, wo sie können. Wie viel Geld sie dafür maximal ausgeben können, ist reguliert. Trotzdem ist die Gesamtsumme der Marketingausgaben in den vergangenen 23 Jahren förmlich explodiert – von rund 61 Millionen Euro im Jahr 1995 auf 194 Millionen Euro im Jahr 2016, das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken. Die größte Steigerungsrate leisteten sich mit 53 Prozent zuletzt die Ersatzkassen.
Wenn es um die Verabschiedung neuer Gesetze in der Gesundheitspolitik geht, kämpfen die Lobbyverbände der Krankenkassen und die Kassen selbst um jeden Euro. Im Interesse der Versichertengemeinschaft, so heißt es stets, müsse darauf geachtet werden, dass die Ausgaben für Arzneimittel, die ambulante Versorgung oder die Klinikversorgung im Zaum gehalten werden. Nun ist es nicht so, dass die Kosten der Versorgung nicht angestiegen sind: Seit 1995 haben sich die Leistungsausgaben von 124 Milliarden Euro auf mehr als 230 Milliarden Euro fast verdoppelt. Allerdings sind die Ausgaben der GKV für eigene Marketing- und Werbeaktionen im gleichen Zeitraum sehr viel schneller gewachsen: Nämlich von knapp 61 Millionen Euro (1995) auf knapp 194 Millionen Euro (2016).
Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die DAZ.online vorliegt. Die Linksfraktion hatte sich in ihrer Anfrage auf mehrere Themengebiete rund um die GKV konzentriert. Hauptsächlich ging es um den Kostenfaktor Satzungsleistungen: Das Bundesversicherungsamt hatte als Aufsichtsbehörde der bundesweit agierenden Kassen vor einigen Wochen moniert, dass die Kassen immer häufiger Satzungsleistungen ohne jegliche medizinische Evidenz anbieten. Mit dem Thema Satzungsleistungen gaben sich die Linken aber nicht zufrieden und wollten vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) wissen, wie sich die Werbeausgaben der Kassen seit dem Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes (1993) entwickelt haben. Zur Erklärung: Mit dem Gesetz wurde der Wettbewerb zwischen den Kassen durch die freie Kassenwahl eingeführt.
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Wie viel die einzelnen Kassen beziehungsweise Kassenarten wirklich für Marketingzwecke ausgeben, war bislang recht unklar: Gerne sprachen die Kassen nicht darüber. 2016 hatte DAZ.online beispielsweise zu diesem Thema recherchiert und von den Kassenverbänden lediglich vage Angaben bekommen. Die Bundesregierung hat gegenüber der Linksfraktion nun aber genau aufgeschlüsselt, wie sich die Ausgaben pro Kassenart seit 1995 entwickelt haben. Spitzenreiter bei den Werbeausgaben waren 1995 die Ersatzkassen, die mehr als 36 Millionen Euro dafür lockermachten. Das AOK-System hatte – im Vergleich zu seiner Größe – damals noch recht moderate Werbeausgaben von knapp 17 Millionen Euro.
Dieses Blatt hat sich nun aber gewendet: Die elf Ortskrankenkassen und ihr Bundesverband gaben 2016 fast 80 Millionen Euro für Marketing und Werbung aus und führen damit vor den Ersatzkassen, den BKKen, den IKKen und der Knappschaft Bahn See. Insbesondere als sportbegeisterter Mensch kommt man an der AOK-Werbung nicht vorbei: In den meisten Bundesligastadien hängen an allen Rängen und am Spielfeldrand die grünen Plakate. Am bekanntesten ist wohl die Kooperation des AOK-Bundesverbandes mit dem Deutschen Handballbund (DHB). Laut einem FAZ-Bericht gibt der Kassenverband jährlich bis zu 700.000 Euro alleine für die Trikotwerbung im Handballbereich aus.
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