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8. August 2018
Der Valsartan-Skandal hat es bis ins ARD-Magazin „Fakt“ geschafft, die Sendung fasst die derzeitigen Erkenntnisse zusammen. Mona Tawab vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker kommt zu Wort: Das sogenannte CEP-Zertifikat sei wie ein „Blankoschein“, mit dem die Hersteller einmal die Erlaubnis erhalten und danach keinen Kontrollen mehr ausgesetzt sind. Tawab wörtlich:„Die Wirkstoffherstellung stellt für die Pharmafirmen eine Blackbox dar.“ Dass europäische Pharmaunternehmen und Prüflabore keinen Einblick in den Herstellungsprozess der eigentlichen Hersteller haben, könne eine „gravierende Fehlerquelle“ sein. Mein liebes Tagebuch, das muss man sich einmal vor Augen halten: Niemand außer dem Hersteller und der sogenannten EDQM-Behörde („The EDQM is a leading organisation that protects public health“ - heißt es auf der Website) bei der EU weiß genau, wie der Wirkstoff hergestellt wird. Erstaunlich, wie groß unser blindes Vertrauen in die asiatischen Hersteller ist, oder? Die Gefährlichkeit des Valsartan-Desasters bringt der Toxikologe Thomas Eschenhagen vom Uni-Klinikum Heidelberg in der Fakt-Sendung auf den Punkt: „Eine Tablette am Tag ist etwa so viel, als wenn man fünf Zigaretten täglich rauchen würde.“ Würde ich nicht wollen. Und schließlich noch Gerd Glaeske in der Fakt-Sendung: Die Pharmaunternehmen seien in der Pflicht, bei der Einfuhr besser und intensiver zu kontrollieren, ob Reinheit und Qualität der Arzneimittel gegeben seien. Und die Länderüberwachungsbehörden: „Da gibt es erhebliche Lücken.“ Dem schließen wir uns an, mein liebes Tagebuch.
Im vergangenen Jahr gab es rund 4500 Apothekenfilialen. Laut der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand war der am häufigsten vorkommende Verbund im vergangenen Jahr die Hauptapotheke mit einer Filiale (2282), eine Hauptapotheke mit zwei Filialen gab es 665-mal und eine dritte Filiale besitzen in Deutschland derzeit 300 Apotheker. Der Trend zur Filialisierung soll laut Treuhand vorerst gestoppt sein. Ein Hauptgrund: Finanziell ist eine Filialgründung heute nicht unbedingt attraktiv. Wer eine Filiale gründet, hat höhere Renditeerwartungen, die sich seltener erfüllen lassen. Und, mein liebes Tagebuch, nicht jede Apotheke, die eigentlich geschlossen werden sollte und dann als Filiale weiterlebt, lässt sich durch die Filialisierung wiederbeleben. Hinzukommt die Mitarbeiter-Problematik: Eine Apothekerin, einen Apotheker zu finden, der Kompetenz als Filialleiter hat, ist nicht einfach. Und sie müssen ordentlich bezahlt werden.
2 Kommentare
DAZ Abo via App
von Kritiker am 13.08.2018 um 20:36 Uhr
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Importquote abschaffen
von K. Stülcken am 12.08.2018 um 11:18 Uhr
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