Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

12.08.2018, 08:00 Uhr

Wann erkennt die Politik, dass wir keine Importquote brauchen? (Foto: Andi Dalferth)

Wann erkennt die Politik, dass wir keine Importquote brauchen? (Foto: Andi Dalferth)


8. August 2018

Der Valsartan-Skandal hat es bis ins ARD-Magazin „Fakt“ geschafft, die Sendung fasst die derzeitigen Erkenntnisse zusammen. Mona Tawab vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker kommt zu Wort: Das sogenannte CEP-Zertifikat sei wie ein „Blankoschein“, mit dem die Hersteller einmal die Erlaubnis erhalten und danach keinen Kontrollen mehr ausgesetzt sind. Tawab wörtlich:„Die Wirkstoffherstellung stellt für die Pharmafirmen eine Blackbox dar.“ Dass europäische Pharmaunternehmen und Prüflabore keinen Einblick in den Herstellungsprozess der eigentlichen Hersteller haben, könne eine „gravierende Fehlerquelle“ sein. Mein liebes Tagebuch, das muss man sich einmal vor Augen halten: Niemand außer dem Hersteller und der sogenannten EDQM-Behörde („The EDQM is a leading organisation that protects public health“ - heißt es auf der Website) bei der EU weiß genau, wie der Wirkstoff hergestellt wird. Erstaunlich, wie groß unser blindes Vertrauen in die asiatischen Hersteller ist, oder? Die Gefährlichkeit des Valsartan-Desasters bringt der Toxikologe Thomas Eschenhagen vom Uni-Klinikum Heidelberg in der Fakt-Sendung auf den Punkt: „Eine Tablette am Tag ist etwa so viel, als wenn man fünf Zigaretten täglich rauchen würde.“ Würde ich nicht wollen. Und schließlich noch Gerd Glaeske in der Fakt-Sendung: Die Pharmaunternehmen seien in der Pflicht, bei der Einfuhr besser und intensiver zu kontrollieren, ob Reinheit und Qualität der Arzneimittel gegeben seien. Und die Länderüberwachungsbehörden: „Da gibt es erhebliche Lücken.“ Dem schließen wir uns an, mein liebes Tagebuch.  


Im vergangenen Jahr gab es rund 4500 Apothekenfilialen. Laut der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand war der am häufigsten vorkommende Verbund im vergangenen Jahr die Hauptapotheke mit einer Filiale (2282), eine Hauptapotheke mit zwei Filialen gab es 665-mal und eine dritte Filiale besitzen in Deutschland derzeit 300 Apotheker. Der Trend zur Filialisierung soll laut Treuhand vorerst gestoppt sein. Ein Hauptgrund: Finanziell ist eine Filialgründung heute nicht unbedingt attraktiv. Wer eine Filiale gründet, hat höhere Renditeerwartungen, die sich seltener erfüllen lassen. Und, mein liebes Tagebuch, nicht jede Apotheke, die eigentlich geschlossen werden sollte und dann als Filiale weiterlebt, lässt sich durch die Filialisierung wiederbeleben. Hinzukommt die Mitarbeiter-Problematik: Eine Apothekerin, einen Apotheker zu finden, der Kompetenz als  Filialleiter hat, ist nicht einfach. Und sie müssen ordentlich bezahlt werden. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

DAZ Abo via App

von Kritiker am 13.08.2018 um 20:36 Uhr

Ich bedauere sehr, dass das kostengünstige Abo der DAZ für Studierende via App nicht für branchenfremde Interessierte verfügbar ist.

Ich benötige keine gedruckte Ausgabe. Das Reguläre Abo ist mir zu kostspielig, wobei ich nicht weiß, ob ich das als branchenfremder Interessierter überhaupt bekommen würde.

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Importquote abschaffen

von K. Stülcken am 12.08.2018 um 11:18 Uhr

Leider schreiben die Ärzte selbst in großen Mengen Importe auf Rezept. Durch die verpflichtende Pharmazentralnummer und Helferinnen, die vermutlich nach Preis auswählen, hat sich diese Problematik noch vergrößert und man ist erleichtert, wenn das Original Vertragspartner ist.

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