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AkdÄ zu Gliflozinen
SGLT-2-Hemmer im Blick behalten: erneute Warnung vor Ketoazidosen
Vorsicht bei diesen Symptomen und in diesen Situationen
Steht also ein größerer chirurgischer Eingriff bevor oder wird der Patient wegen einer akuten schweren Krankheit stationär aufgenommen, soll die Behandlung mit Gliflozinen unterbrochen werden – sie kann aber wieder aufgenommen werden, wenn der Patient klinisch stabil und normhydriert ist und eine normale Ernährung toleriert. Von einigen Autoren wird empfohlen, Gliflozine drei Tage vor großen chirurgischen Eingriffen abzusetzen.
Selbst wenn diese Vorsichtsmaßnahmen befolgt werden, bleibt ein weiteres Problem: Eine eventuelle Ketoazidose muss auch erkannt werden, was nicht immer einfach ist. Teils ist der Bultzucker gar nicht erhöht, wie das bei der typischen Ketoazidose der Fall ist.
Gliflozine sofort absetzen, wenn...
Unter einer Gliflozin-Therapie sollte eine Ketoazidose dann in Betracht gezogen werden, wenn folgende Symptome auftreten – auch, wenn der Blutzucker nicht oder nur mäßig erhöht ist:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Anorexie
- Bauchschmerzen
- starker Durst
- Schwierigkeiten beim Atmen
- Verwirrtheit
- ungewöhnliche Müdigkeit oder Schläfrigkeit
Treten diese Symptome auf, muss sich der Patient unverzüglich beim Arzt vorstellen. Besteht ein ärztlicher Verdacht oder die Diagnose einer diabetischen Ketoazidose muss die Behandlung mit Gliflozinen sofort abgesetzt werden.
Eine Gliflozin-Therapie sollte anschließend nur dann neu aufgenommen werden, wenn ein anderer eindeutiger auslösender Faktor für die Ketoazidose festgestellt und beseitigt wurde.
Ketoazidose ohne Ketonkörper im Urin
Zu Gliflozin-assoziierten diabetischen Ketoazidosen wurden im Juli 2015 und März 2016 zwei Informationsbriefe durch pharmazeutische Unternehmer versendet und die Fachinformationen angepasst. Besteht ein Azidoseverdacht, sollte diesen Briefen zufolge auf Ketonkörper getestet und die Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren unterbrochen werden. Jedoch können laut AkdÄ Patienten unter Gliflozinen eine Ketoazidose haben, ohne dass Ketonkörper im Urin nachweisbar sind.
Die Stoffklasse der SGLT2-Inhibitoren (sodium-dependent glucose transporter, orale Antidiabetika) führt durch eine Hemmung der Glucoseabsorption im proximalen Tubulus zu einer vermehrten Ausscheidung von Glucose über den Urin. So kommt es zu einer Blutzuckersenkung, zur Gewichtsabnahme und zu einer leichten Blutdrucksenkung. SGLT2-Inhibitoren kennt man auch unter dem Namen „Gliflozine“ – dazu gehören beispielsweise Dapagliflozin, Empagliflozin, Ertugliflozin und Canagliflozin. Laut AkdÄ haben die Verordnungen von Gliflozinen erheblich zugenommen. Bereits 2016 sei eine Steigerung der verordneten Tagesdosen von 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen gewesen.
Gliflozine sind eine noch recht junge Arzneistoffklasse. Durch ihren Insulin-unabhängigen Wirkmechanismus bieten sie eine gute zusätzliche Therapieoption des Typ‑2-Diabetes. Als besonders günstig gelten der zusätzliche blutdrucksenkende und körpergewichtreduzierende Effekt und das fehlende intrinsische Hypoglykämierisiko. Jedoch wurde in der Vergangenheit auch immer wieder über gefährliche Nebenwirkungen berichtet, die sowohl Arzt und Apotheker, aber auch die Patienten im Blick behalten sollten.
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Zu den häufigen unerwünschten Wirkungen (> 1/100) zählen laut der Fachinformation von Forxiga® (Dapagliflozin) unter anderem Vulvovaginitis, Balanitis und verwandte Infektionen des Genitalbereichs sowie Harnwegsinfektionen. Erst kürzlich warnte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA vor seltenen aber schweren Genitalinfektionen unter SGLT-2-Therapie. Zu den seltenen unerwünschten Wirkungen (> 1/10000) zählt laut Fachinformation die oben erläuterte diabetische Ketoazidose, eine Nebenwirkung über die in der Vergangenheit immer wieder berichtet wurde – und vor der jetzt auch die AkdÄ erneut warnt.
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