Versandhandelskonflikt

Die ABDA bleibt beim Rx-Versandverbot, darf aber über Alternativen verhandeln

Berlin - 04.10.2018, 20:00 Uhr

Der ABDA-Gesamtvorstand hat beschlossen, dass sich die ABDA weiterhin für die Gleichpreisigkeit einsetzen soll. Allerdings können die Apotheker auch über Alternativen verhandeln. (Foto: Schelbert)

Der ABDA-Gesamtvorstand hat beschlossen, dass sich die ABDA weiterhin für die Gleichpreisigkeit einsetzen soll. Allerdings können die Apotheker auch über Alternativen verhandeln. (Foto: Schelbert)


Welches Verhandlungsmandat hat die ABDA-Spitze?

Aber warum hat der Gesamtvorstand diese Einschränkung beschlossen? Dem Vernehmen nach soll es ABDA-Präsident Friedemann Schmidt insbesondere darum gegangen sein, zu klären, wie das Verhandlungsmandat der ABDA-Spitze aussieht. Zur Erklärung: Das Rx-Versandverbot ist bei der ABDA Beschlusslage, der geschäftsführende Vorstand hat also den Auftrag, sich für das Verbot einzusetzen. Dass es nun einen Bundesgesundheitsminister gibt, der gerade dieses – im Koalitionsvertrag festgehaltene – Verbot nicht will, stellt die Apotheker vor eine Herausforderung. Nach der heutigen Sitzung ist aber klar: Auch über Alternativen aus dem BMG darf die ABDA-Spitze verhandeln, müsste sie zum Beschluss aber der Mitgliederversammlung im Winter vorlegen.

Allerdings soll das Thema Rx-Versandverbot auch politisch diskutiert worden sein. Mehrere Sitzungsteilnehmer sollen darauf hingewiesen haben, dass die Chancen auf eine tatsächliche Umsetzung des Verbotes derzeit schlecht stehen. Schließlich hat man mit Volker Kauder an der Spitze der Unionsfraktion einen wichtigen Befürworter verloren, sein Nachfolger Ralph Brinkhaus (ebenfalls CDU) hatte sich bereits skeptisch über das Verbot geäußert. Und die juristischen Ausblicke sind auch nicht berauschend: Bei einer Abstimmung der Ministerien über das Verbot ist ein Veto des Justizministeriums wohl wahrscheinlich. Auch aus diesem Grund hat die ABDA-Spitze am heutigen Donnerstag abklären wollen, ob Verhandlungen über Alternativen möglich wären.

Was passiert auf dem Apothekertag?

Nach Informationen von DAZ.online wurde auch lange darüber diskutiert, wie man mit Spahn auf dem in der kommenden Woche anstehenden Deutschen Apothekertag in München umgehen will. Spahn hat in den vergangenen Monaten mehrfach versprochen, eine Lösung zu präsentieren, die keine Rx-Rabatte mehr in Deutschland zulasse. Ganz offensichtlich hat sein Ministerium eine solche Lösung aber nach wie vor nicht präsentiert. Wie wird die ABDA-Spitze also reagieren, wenn der Minister am kommenden Mittwoch plötzlich beispielsweise Honorar-Erhöhungen anbietet, vielleicht auch im Tausch gegen das Rx-Versandverbot? Und wie würde man reagieren, wenn Spahn die ABDA dafür kritisiert, am Rx-Versandverbot „festzukleben“?

Alles Szenarien, die der ABDA-Gesamtvorstand am heutigen Donnerstag durchgespielt haben soll. In ihrer Mitteilung verliert die ABDA-Pressestelle über diese Diskussion aber kein Wort, auch kein Sitzungsteilnehmer will sich öffentlich dazu äußern. Eines scheint sich aber zu zeigen: Viele Standesvertreter rechnen mit einem „konfrontativen“ Apothekertag. Nicht auszuschließen sei es, dass Spahn überraschenderweise Vorschläge präsentiere, die den Apothekern nicht schmecken, heißt es.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Ist Spahn so ignorant?

von Heiko Barz am 08.10.2018 um 13:31 Uhr

Wenn wir die „gleich langen Spieße“ bekämen, die von den Auslandsversendern vom ersten Tag an benutzt wurden ( Mehrwertsteuer auf 7%, Rabattverhandlugen mit dem Großhandel wie früher und dramatischer Abbau bürokratischer Hemmnisse usw. dann kann ich mir das RXVV als Basisdiskussion vorstellen.
Dass die Wertigkeit unserer Arbeit nun schon seit 15 Jahren inflationär von Jahr zu Jahr exsitentsvernichtend abnimmt, scheint den Politikern unvermittelter zu sein.
Das allein ist eine Unverschämtheit und grobe Mißachtung eines verantwortungsbewußten akademischen Berufsstandes!

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Hinterhältig und verlogen

von Karl Friedrich Müller am 05.10.2018 um 16:33 Uhr

"Dem Vernehmen nach soll Spahn den Apothekern aber signalisiert haben, dass er im Bereich des Apothekenhonorars zu Anpassungen bereit sei, wenn man Rx-Boni begrenzt zuließe."

Das ist der offensichtliche Versuch, uns über den Tisch zu ziehen und zeigt die ganze Unehrenhaftigkeit und Verlogenheit Spahns.
Eine Rabattschlacht gegen Konzerne wie DocMorris, zur Rose usw können und werden wir nicht gewinnen. Das zeigt schon das OTC Geschäft. Diese Konzerne halten sich auch an keine Verträge und Vereinbarungen. Das alles ist einkalkuliert, um unser endgültiges Aus zu besiegeln.
Bis dahin zerfleischen wir uns auch noch gegenseitig.
Am Ende: Kaum Apotheken vor Ort, kaum noch die bisher gewohnten Dienstleistungen.
Das Angebot ist so eine perfide, hinterhältige und abartige ....
und fein grinsend und schleimig vorgetragen.
Ich wünsche solchen Politikern ein Ende im Hartz 4.

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Ein Riesenerfolg bahnt sich an !

von gabriela aures am 05.10.2018 um 13:27 Uhr

" Dem Vernehmen nach soll Spahn den Apothekern aber signalisiert haben, dass er im Bereich des Apothekenhonorars zu Anpassungen bereit sei, wenn man Rx-Boni begrenzt zuließe.".


Also Honorarplus von 50 Cent gegen Boni zwischen 2,50 und 10 Euro - genau mein Humor !

Vielleicht ja noch das Versprechen, sich mal Dienstleistungsvergütungen "unvoreingenommen anzusehen" und der Jubel kennt keine Grenzen.

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Zu vonny

von Dr.Diefenbach am 05.10.2018 um 10:07 Uhr

Conny Darling hat wohl weitgehend recht.Dass Spahn mit uns "umspringt"merken wohl die meisten.Liest man seine Visionen über Deutschland dann fällt der Typ offen der Kanzlerin in den Rücken mit seiner Großmannssucht .Ob solche Arroganzlinge die richtigen Betriebsleiter fürs Land sind,wird das Volk entscheiden.Die Pharmazie jedenfalls ist für Jens S.eine Randnotiz.Man wird dem Minister nächste Woche Beifall zollen ,weil wir vor lauter Höflichkeit das Rückgrat an der Garderobe abgegeben haben.Wetten?

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Umgang mit Spahn

von Conny am 05.10.2018 um 8:41 Uhr

Der Schwanzeinzug wird langsam vorbereitet. Spahn muss klipp und klar gefragr werden , was ein Koalitionsvertrag bedeutet. Wenn Spahn rechtliche Bedenken formuliert, muss ihm gesagt werden, soll er seinen Kumpel Max Müller fragen, wie man diese umgeht. Wahrscheinlich werden wieder irgendwelche Wischi-Waschi Aussagen getätigt, viel Applaus erteilt , und sich dann dem drängendem Problem gestellt, ob ich zur Weihnachtszeit nicht 10 Umschauen mehtr beziehen soll. Ich verstehe schon lange nicht mehr , das ein funktionierender Bereich wie die Medikamentenversorgung so zerrschossen wird-natürlich wegen der Kohle-,,wo in Deutschland sovieles überhaupt nicht klappt und Milliarden verbrannt werden.Ich denke mal, in 10 Jahren wird es ein Enthüllungsbuch geben , und dann werden wir auch wissen wie uns Spahn und die Politik verarscht haben.

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AW: Umgang mit Spahn

von Frank ebert am 05.10.2018 um 11:23 Uhr

Danke Conny ! Besser hätte ich es auch nicht formulieren können .

so nicht

von Karl Friedrich Müller am 05.10.2018 um 8:00 Uhr

es gibt keine Alternative.
Schon weil der Grundsatz heißen muss: gleiches Recht für alle. Gleiche Vertragsauslegung für alle.
Die Versender wurden von Beginn an bevorteilt, die Apotheke vor Ort nur benachteiligt und zum Abschuss freigegeben.
kaum ein Prozess wurde gewonnen. Hier ist mal die Frage nach der Unabhängigkeit der Sozialgerichte erlaubt. Wurde doch gewonnen, zack - Gesetz geändert. zu unserem Nachteil.
Die vielen Verdrehungen in Aussagen, wahrheitswidrig, realitätsfremd von Politikern und KK Vorständen, nur um vermeintlich "Einsparungen" zu generieren, weiter die Versender zu bevorzugen, nicht zuzugeben, dass man im Unrecht ist. Irre Konstrukte, die auch wieder das Ergebnis der obigen "Erlaubnis" sein werden.
Die Idee von Ulla Schmidt war von vorn herein die Apotheken Vernichtung, die von den Politikern weiter geführt wurde, Gabriel, Seeheimer Kreis, Spahn, Lindner, alles Amigos und meiner Meinung nach "beeinflusst" von DocMorris und Co. Einzigen Ausnahmen; Gröhe und Landespolitiker wie Huml, die noch einen Blick für die Bevölkerung bewahrt haben.
Bürokratie nimmt überhand, wer soll die bezahlen und wovon?
Einige "Zusatzleistungen mit Vergütung" reicht nicht. Es muss für die vielen Jahre mindestens ein Inflationsausgleich her und ein Ausgleich für die Kostensteigerungen in dem Zeitraum. Ohne wenn und aber. Für ALLE! (außer Versender)
Das Kartell aus KK und beeinflussten Politikern ist zu einer Bedrohung geworden für das ganze Gesundheitswesen.

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