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DAZ.online-Wahlcheck (Teil 1)
Was sagen die Bayern-Parteien zum Fremdbesitz und zur Apothekenpflicht?
SPD, Freie Wähler und Grüne
Was sagt die SPD zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?
BayernSPD: Wir halten die inhabergeführte Apotheke vor Ort für einen unverzichtbaren Bestandteil der gesundheitlichen Versorgung. Nachdenken wollen wir über flexible Maßnahmen, wie Botendienste und Rezeptsammelstellen. Der Rückgang der Apothekenzahl hängt auch mit der Abnahme der Ärztedichte in manchen ländlichen Regionen zusammen. Wir wollen daher die Niederlassung von Landärzten besser fördern. Darüber hinaus wollen wir eine bessere Vergütung der Beratungs- und Präventionsleistungen von Apothekern erreichen. Es kommt beim Arzneimittel nicht nur auf den günstigen Preis an, sondern auch auf die Qualität der Beratung. Die Hausapotheke mit dem direkten Kontakt zu den Patienten ist deswegen aus unserer Sicht kein Auslaufmodell, sondern ein Zukunftsmodell. Die BayernSPD steht zum Apotheker als Heilberuf und sieht in ihm nicht nur den einfachen Arzneimittelkaufmann.
Wir wollen das Fremd- und Mehrbesitzverbot beibehalten. In Norwegen ist der Markt inzwischen unter drei Apothekenketten aufgeteilt. Die Einzelapotheke ist fast verschwunden. Das hat zur Störung der flächendeckenden Versorgung geführt. Durch das Beispiel Norwegen wird auch deutlich, dass durch eine Marktfreigabe des Apothekenbesitzes nicht automatisch für dauerhaft billigere Arzneimittel gesorgt wird. Es gibt im Arzneimittelgroßhandel schon jetzt eine erhebliche Konzentration. Teilweise bestehen enge Verflechtungen zu Generikaherstellern. Wenn diese Unternehmen nun Apotheken aufkaufen würden, dann führte das zu einer perfekten vertikalen Konzentration von den Pharmaherstellern über den Arzneimittelgroßhandel bis hin zur Apotheke. Das würde die Gefahr mit sich bringen, dass die Apotheke nur noch ein eingeschränktes und nicht unbedingt das preiswerteste Arzneimittelsortiment vorhalten würde. Zudem wäre es fahrlässig, wenn die Pharmaindustrie über den Weg der Apothekenkette einen direkten Zugang zu Patientendaten erhalten würde.
Was sagt die SPD zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?
BayernSPD: Die Apothekenpflicht von verschreibungspflichtigen Präparaten und auch von Homöpathika sollte erhalten bleiben. Patienten, die nach Homöopathika fragen, haben in der Regel ein medizinisches Problem und mit diesem sind sie bei einem Apotheker besser aufgehoben als im Drogeriemarkt. Patienten erscheinen oft wegen vermeintlicher Bagatellerkrankungen in der Apotheke. In so einer Situation ist es wichtig, dass ein Apotheker sich das Problem anhört und berät, welche Möglichkeiten es gibt oder ob nicht doch ein Arztbesuch angebracht wäre.
Was sagen die Freien Wähler zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?
Freie Wähler: Wir wollen, dass Apotheken flächendeckend und wohnortnah zur Verfügung stehen – sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Einem Ausdünnen der Apothekenstruktur in der Fläche ist daher wirksam vorzubeugen. Aus diesem Grund muss das Berufsbild des Apothekers weiterhin attraktiv ausgestaltet werden und wir setzen uns insbesondere dafür ein, dass die Wettbewerbsverzerrungen im Verhältnis zu ausländischen Versandapotheken, die keinen Notdienst zu den Abend-, Nacht- und Wochenendzeiten anbieten müssen, fair ausgeglichen werden. Besonders zu berücksichtigen ist auch der nicht unerhebliche Anteil an Rezepturarzneimitteln, die von Apothekern vor Ort hergestellt werden. Ein zentrales Argument und ein wichtiger Pluspunkt für die Apotheken vor Ort ist die Arzneimittelsicherheit. Sie wird seit Jahrhunderten von den Präsenzapotheken gewährleistet. Die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Apotheken ist uns Freien Wählern ein wichtiges Anliegen.
Nach Auffassung der Freien Wähler hat sich das Fremd- und Mehrbesitzverbot in der Vergangenheit bewährt, um durch inhabergeführte Apotheken die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln zu stärken. Wir wollen die inhabergeführte Apotheke fördern.
Was sagen die Freien Wähler zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?
Freie Wähler: Dass Arzneimittel nicht verschreibungspflichtig sind, bedeutet nicht, dass ihre Einnahme nicht dennoch mit Risiken verbunden sein kann. In diesen Fällen ist die fundierte fachliche Beratung und Information durch den Apotheker dringend erforderlich und dient den Interessen der Patienten. Dies gilt auch gerade bei Homöopathika, bei denen die richtige Einnahme für die individuelle Wirkung entscheidend sein kann. Neben- und Wechselwirkungen kann nur der Apotheker unmittelbar mit dem Patienten besprechen. Deshalb sollen diese Arzneimittel auch weiterhin apothekenpflichtig sein.
Was sagen die Grünen zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?
Grüne: Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist für uns Grüne ein wichtiges Ziel. Freiberuflich geführte Apotheken vor Ort sind von wesentlicher Bedeutung auch für die nichtärztliche Gesundheitsfürsorge. Dazu müssen die Kompetenzen der Apotheken erweitert werden.
Hier gilt es einerseits darauf zu achten, dass durch entsprechende Regelungen der Wettbewerb nicht über Gebühr eingeschränkt wird. Andererseits muss eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Apotheken in der Fläche sichergestellt werden. Einer einfachen Liberalisierung stehen wir deshalb skeptisch gegenüber. Sollte es zu Änderungen beim bestehenden Fremd- und Mehrbesitzverbot kommen, muss die Versorgungssicherheit und die verantwortliche Führung der Apotheke durch einen Apotheker beziehungsweise eine Apothekerin sichergestellt sein. Das gilt auch für Filialen, die nach geltendem Recht bereits in eingeschränktem Umfang möglich sind.
Was sagen die Grünen zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?
Grüne: Für uns steht das Wohl der Patientinnen und Patienten an erster Stelle. Die umfassende Beratung, was beispielsweise Fragen der Dosierung, der Kontraindikation oder die Dauer der Anwendung von Arzneimitteln angeht, ist unserer Ansicht nach unverzichtbarer Bestandteil einer guten Gesundheitsversorgung. Dies kann nicht zu einer Holschuld der Patientinnen und Patienten werden. Deshalb sollten Arzneimittel weiterhin grundsätzlich in Apotheken verkauft werden.
1 Kommentar
Die SPD schweigt und dieFDP lügt?
von Pöppl am 09.10.2018 um 10:38 Uhr
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