DAZ.online-Wahlcheck (Teil 1)

Was sagen die Bayern-Parteien zum Fremdbesitz und zur Apothekenpflicht?

Berlin - 09.10.2018, 09:00 Uhr

In Bayern steht am kommenden Sonntag eine wichtige Landtagswahl an. DAZ.online hat nachgefragt: Wie stehen die Parteien zu den Themen im Apothekenmarkt? (s / Foto: imago | Stimmzettel: Wolfgang / stock.adobe.com)

In Bayern steht am kommenden Sonntag eine wichtige Landtagswahl an. DAZ.online hat nachgefragt: Wie stehen die Parteien zu den Themen im Apothekenmarkt? (s / Foto: imago | Stimmzettel: Wolfgang / stock.adobe.com)


FDP Bayern, Linke und AfD

Was sagt die FDP Bayern zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?

FDP: Wir Freie Demokraten wollen die flächendeckende Arzneimittelversorgung rund um die Uhr sowie die qualifizierte Beratung von Patientinnen und Patienten erhalten. Die inhabergeführte öffentliche Apotheke nimmt dabei nach ihrem gesetzlichen Auftrag eine Schlüsselstellung ein.

Die Apothekerinnen und Apotheker haben als pharmazeutische Expertinnen und Experten den gesetzlichen Auftrag die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Für uns Freie Demokraten ist der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung, jeder Patientin und jedes Patienten, damit verbunden, dass die Apothekerinnen und Apotheker als Angehörige eines freien Berufs ihre heilberufliche Tätigkeit frei von rein wirtschaftlichen Interessen Dritter zum Wohle der Menschen ausüben können. Dies setzt zudem voraus, dass Apothekerinnen oder Apotheker als Apothekenbetreiber die heilberufliche Tätigkeit auch tatsächlich wahrnehmen können, was gegen die Aufweichung der beschränkten Mehrbesitzregelung spricht. Darüber hinaus sehen wir unter Berücksichtigung der Erfahrungen in anderen Ländern, wie beispielsweise im Vereinigten Königreich oder Schweden, keinen ökonomischen oder versorgungssichernden Grund den Betrieb von Apotheken Berufsfremden oder Kapitalgesellschaften zu ermöglichen.

Was sagt die FDP Bayern zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?

Aus Sicht der Freien Demokraten spricht für die Apothekenpflicht von Arzneimitteln, dass hierdurch aufgrund der apothekenrechtlichen Beratungspflicht eine qualifizierte pharmazeutische Beratung zum Einsatz der Arzneimittel gewährleistet ist. Die Apothekenpflicht homöopathischer Arzneimittel kann in der Bevölkerung jedoch den falschen Eindruck vermitteln, homöopathische Arzneimittel hätten eine pharmakologische  Wirkung. Deshalb werden wir unter  dem  Gesichtspunkt des  Patientenschutzes prüfen, ob homöopathische Arzneimittel aus der Apothekenpflicht zu entlassen sind.


Was sagt die Linke zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?

Linke: Die Linke steht dafür, den heilberuflichen Charakter der pharmazeutischen Berufe zu stärken, die Kooperation unter Kolleginnen und Kollegen zu fördern und den wirtschaftlichen Wettbewerb zu begrenzen. Apotheken sind der niedrigstschwellige Zugang zum Gesundheitssystem. Diese Door-Opener-Funktion sollte bei der Weiterentwicklung des Berufsbilds Berücksichtigung finden.

Die Linke hat sich immer klar für das Mehr- und Fremdbesitzverbot und für den Erhalt der Präsenzapotheke ausgesprochen. Nicht nur wegen der Arbeitsplätze, auch wegen ihrer Funktion in einem funktionierenden Sozialleben gerade im ländlichen Raum dürfen Apotheken nicht dem heute vorherrschenden wirtschaftsliberalen Dogma geopfert werden.

Was sagt die Linke zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?

Linke: Arzneimittel gehören in die Apotheke. Fast alle Arzneimittel bergen auch Risiken, die einer Beratung bedürfen. Zudem sind erkrankte Menschen eine beliebte Zielgruppe unseriöser Geschäftemacherei. Fällt die Apothekenpflicht bei bestimmten Arzneimittelgruppen, würde sich ein neuer Markt bilden, der mit einer guten Patientenversorgung nichts mehr zu tun hat. Wir sehen die Apotheken aber im Gegenzug in der Pflicht, sich dieses Privileg durch eine gute, wissenschaftlich fundierte Beratung immer wieder zu verdienen.


Was sagt die AfD zum Themenbereich Apotheke vor Ort und Fremd- und Mehrbesitzverbot?

AfD: Die AfD Bayern will die inhabergeführten Apotheken auf jeden Fall beibehalten, da es der Versorgungssicherheit der Bevölkerung dienlich ist. Dies gilt besonders für die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente, die ja auch der Beratung bedürfen. Für frei verkäufliche Arzneimittel können gerne auch alternative Verkaufsstrukturen gewählt werden.

Da wir die inhabergeführte Apotheke vor Ort präferieren, um die Versorgungssicherheit zu garantieren und uns gegen den Internethandel (bei verschreibungspflichtigen Medikamenten) positionieren, kann folgerichtig nur der Widerstand für Fremd-/Mehrbesitz gelten.

Was sagt die AfD zum Themenbereich Apothekenpflicht, beispielsweise für Homöopathika?

AfD: Da es schon Apotheken gibt, die homöopathische Mittel aus ihrem Sortiment genommen haben, ist aus unserer Sicht nichts dagegen einzuwenden, diese Mittel auch außerhalb von Apotheken zu veräußern.

* Redaktioneller Hinweis: Die SPD Bayern hat am 10.10.2018 ihre Antworten zur Landtagswahl nachgeliefert. Wir haben die Inhalte daraufhin im Nachhinein eingefügt. (11.10.2018, 11:45)



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Die SPD schweigt und dieFDP lügt?

von Pöppl am 09.10.2018 um 10:38 Uhr

Also von der SPD keine Reaktion....und die FDP ist gegen Ketten? Ich möchte nochmal jedem den Bundesparteitag der FDP in Erinnerung rufen wo die Bayern FDP federführend war um gegen das Mehrbesitzvervbot vorzugehen.....
Zumindestens diese 2 Parteien scheiden für jeden Apotheker aus...

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