Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.10.2018, 08:00 Uhr

Nichts zum Feiern: der 2. Jahrestag des EuGH-Urteils zur Arzneimittelpreisbindung – und immer noch kein Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)

Nichts zum Feiern: der 2. Jahrestag des EuGH-Urteils zur Arzneimittelpreisbindung – und immer noch kein Rx-Versandverbot. (Foto: Andi Dalferth)


17. Oktober 2018 

Ja, ja, das „liebe“ 2hm-Honorargutachten lässt sich einfach nicht totschweigen, immer wieder schwappt es hoch. Auch bei Bundesgesundheitsminister Spahn: „Das liegt nun einmal auf dem Tisch.“ Und da liegt es nicht nur, sondern es soll auch darüber geredet werden. Fragt sich, nur wo. Anfangs wollten es die Grünen im Gesundheitsausschuss besprochen wissen, was der Union nicht gefiel. Sie schob es dem Wirtschaftsausschuss zu. Nun mischen sich erneut die Grünen ein und versuchen, das Gutachten doch wieder im Gesundheitsausschuss zu behandeln – weil Spahn es noch nicht begraben hat. Anfang November soll dann entschieden werden, wo das Gutachten landen wird. Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen, wie’s weitergeht. Und dann? Die ABDA versucht mittlerweile auf die Schnelle mit einem Datenpanel, das zurzeit läuft, glaubwürdige Zahlen zur wirtschaftlichen Situation der Apotheker auf die Beine zu stellen. Hätte man schon längst machen sollen! Und hätte man vor einem Jahr ein Gegengutachten in Auftrag gegeben und sich nicht den Mund verboten, hätte man schon Fakten und handfeste Argumente dagegen. Hätte, hätte….


Die Grünen wollen eine Frauenquote in den Führungspositionen der Krankenkassen und ihrer Verbände, aber auch in den „Spitzenverbänden der Selbstverwaltungskörperschaften auf Bundesebene“ – per Gesetz. Der Frauenanteil soll, wenn es nach den Grünen geht, dem Frauenanteil der Mitglieder entsprechen. Ups, mein liebes Tagebuch, das würde bedeuten, dass die Frauenquote an der Spitze von Apothekerkammern, Apothekerverbänden und ABDA bei mindestens 80 Prozent liegen müsste – derzeit liegt sie bei den Kammerpräsidentinnen z. B. bei etwa 17 Prozent. Schaut man sich die Kammervorstände insgesamt an, liegt die Quote derzeit bei knapp 46 Prozent, besser als in den deutschen DAX-Unternehmen (12 Prozent). Im Prinzip ist es ja richtig gedacht, wenn in einem Frauenberuf die Frauen auch an der Spitze der Organisationen in entsprechender Zahl vertreten sind. 80 Prozent wäre allerdings selbst bei Apothekerorganisationen eine Herausforderung. Aber woher nehmen wir die Kolleginnen, die sich für die Kammerarbeit aufopfern wollen? Wie könnten wir unsere Apothekerinnen motivieren, in das berufspolitische Geschäft einzusteigen? Das Problem der Quote: Es sollten nicht irgendwelche Kolleginnen an der Spitze stehen, die so gar keine Lust auf dieses Geschäft haben, sondern diejenigen, die sich mit Herzblut, frischen Ideen und Durchsetzungskraft fürs Ehrenamt einsetzen. Andererseits, so voll und ganz lassen sich diese Wünsche ja auch nicht auf alle heutigen männlichen Vorstände übertragen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Unfairer Wettbewerb ??

von Heiko Barz am 22.10.2018 um 12:18 Uhr

Die Worthülse „unfair“ in Bezug auf die europäische Arzneimittelversorgung nach dem katastrophalen EUGH Urteil ist für mich eine naive Verniedlichung.
Die Zusammenbrüche familiennaher Apotheken ( 300 pro Jahr? Leider steigend) kann ich nur als berufsvernichtend und erschreckend bezeichnen. Da stößt mir das Wörtlein „unfair“ acidierend auf.
Die iustiziable Rechtsverachtung der Holländer Deutschen Gesundheitsgesetzen gegenüber - auch bedingt durch die Akzeptanz dieser Gesetzesbrecher durch unsere KKassen - verlangt nach hoch dotierten bestrafenden Urteilen.
Und nun nochmal: „ unfair“ ?

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Spahn und Konsorten

von Conny am 21.10.2018 um 14:51 Uhr

Und die Saudis sind fett bei Doc Morris dabei. Aber das interessiert ja kein Sau, Hauptsache die doofen Inhabergeführten Apotheken werden ausradiert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Spahn und Konsorten

von Karl Friedrich Müller am 21.10.2018 um 16:02 Uhr

Ich würde allen mal empfehlen, die HeuteShow von Freitag anzusehen. Da geht es um das 90%ige Monopol einer Firma (Hauptbeteiligter Abu Dabi) bei Autobahnraststätten und bald auch Autohöfen.
Das Verhalten und Abzocke, ignorieren von Verträgen (kostenlose) Toiletten.
Ein Bürgermeister, der das auf seinem Gebiet nicht dulden wollte, wurde vo n einem Politiker rüde angegangen ( Name leider nicht genannt) und flux das entsprechende Gesetz geändert.
Parallelen zum Gesundheitswesen, Apotheken sind rein zufällig. Oder?
Ich wünsche der Bevölkerung, insbesondere den Einkäufern viel Vergnügen in Zukunft. Dann istnichts mehr billig.
Ich frage,ich, was Politiker dazu treibt, das Land so zu verraten. Unfassbar.

Frauen in die Kammerparlamente Ergebnisse

von Thesing-Bleck am 21.10.2018 um 10:02 Uhr

Die Berufe in den Apotheken werden immer mehr von Frauen ausgeübt. Der PTA-Beruf ist komplett weiblich. Angestellte Apotheker sind in öffentlichen Apotheken die Ausnahme. Nach ihrem Pharmazie-Praktikum übernehmen männliche Apotheker häufig sehr schnell eine Apothekenleitung. Im Krankenhaus, im öffentlichen Gesundheitsdienst und in der Pharmaindustrie sind allerdings deutlich mehr männliche Pharmazeuten zu finden.
Am Beispiel von Nordrhein-Westfalen kann man einem einzigen Bundesland einen signifikanten Unterschied in der männlichen Dominanz in den beiden Apothekerkammern feststellen. Westphalen- Lippe wird seit langem von einer Präsidenten geführt, Nordrhein hatte in 70 Jahren gerade mal für zwei Jahre eine Präsidentin.
Liebe Kolleginnen in NRW, wir haben im nächsten Jahr wieder Kammerwahlen. Derzeit werden die Listenpositionen ausgehandelt. Engagieren Sie sich! Fordern Sie jetzt eine Besetzung aller Positionen, insbesondere aber der Spitzenpositionen in der Selbstverwaltung, die das in unserem Beruf gelebte Geschlechterverhältnis minutiös und insbesondere eins zu eins widerspiegeln.

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2hm Gutachten für Hausärzte

von Ulrich Ströh am 21.10.2018 um 8:39 Uhr

Die Aufregungen um das mögliche Impfen durch Apotheken erschließen sich mir nicht:

Ulrich Weigeldt ist Chef des Hausärzteverbandes.
In dieser Funktion vertritt er halt vernehmlich (sic!) die Interessen seiner Beitragszahler.

Wie wäre Herr Weigeldt wohl mit einem
2 hm Honorargutachten für Hausärzte umgegangen ?

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Inländerdiskriminierung

von Anita Peter am 21.10.2018 um 8:22 Uhr

Wie bereits x-fach festgestellt handelt es sich seit Tag 1 nach dem EUGH Urteil um eine Inländerdiskriminierung. Würde nach irgendeinem Urteil eine Ausländerdiskriminierung eintreten, wäre unter großen Empörungsbezeugnissen schon lange eine politische Lösung gefunden worden. Aber wen interessiert in der Politik schon noch der einheimische Leistungsträger, wenn man das ausländische Großkapital hofieren kann? Da fährt man lieber nach Heerlen und beklatscht verzückt das unbenutzte Labor.

Dass die ABDA ohne Plan und völlig unvorbereitet zum EUGH Verfahren gefahren ist, und auch kein Gegengutachten zum 2hm Gutachten erstellen lies, zeigt die völlige Unfähigkeit unserer "Standeszertretung". Lieber von vorhersehbaren (!) Ereignissen überraschen lassen und das grosse Gedonnere aus vollen Rohren verkünden.
Lasst endlich Profis ran!

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