Historisches aus Weiden in der Oberpfalz

Katholische Apotheke mit zweitem Eingang für evangelische Kunden

Berlin - 27.11.2018, 12:45 Uhr

In der ehemaligen Marien-Apotheke in Weiden in der Oberpfalz gab es eine Tür für Katholiken und eine für Protestanten. Am Eingang des heutigen Fotogeschäfts erinnern heute noch Schriftzüge an diesen Brauch. (Foto: DAZ.online)

In der ehemaligen Marien-Apotheke in Weiden in der Oberpfalz gab es eine Tür für Katholiken und eine für Protestanten. Am Eingang des heutigen Fotogeschäfts erinnern heute noch Schriftzüge an diesen Brauch. (Foto: DAZ.online)


Marien-Apotheke: Schließung im Jahr 2009

100 Jahre befand sich die Marien-Apotheke im Besitz der Familie Hoffer. Christine Hoffer habe ab 1988 in der Marien-Apotheke gearbeitet. Sie sei damals in den väterlichen Betrieb eingestiegen, den ihr Vater schon seit 1953 geleitet habe. Im Jahre 1991 sei es zum Wechsel gekommen. Christine Hoffer führte die Traditions-Apotheke noch bis ins Jahr 2009 – dem Jahr der endgültigen Schließung. Gegenwärtig sei ein Fotogeschäft in die Geschäftsräume eingezogen. Teile der historischen Apothekeneinrichtung seien als Dauerleihgabe im Stadtmuseum Weidens zu sehen. Sie ermöglichen Einblicke in die lange Geschichte der Weidener Marien-Apotheke.

Auf einem Schild an der ehemaligen Apotheke wird die Zwei-Türen-Lösung erklärt. (Foto: DAZ.online)

Konfessionstrennungen – geschichtlich nicht ungewöhnlich

Geschichtlich betrachtet ist es nicht ungewöhnlich, dass es immer dort, wo sich die beiden großen Konfessionen Gebäude teilten – sei es in Simultankirchen oder in Schulen – auch zu einer Trennung der Konfessionen kam. In Schulen wurden die evangelischen und katholischen Kinder entweder zeitlich getrennt unterrichtet oder das Schulgebäude wurde unterteilt – und auch mit unterschiedlichen Eingängen versehen. 

Interessant ist auch die Geschichte der Simultankirchen. Vor allem nach dem 30-jährigen Krieg fehlte es häufig an den notwendigen finanziellen Mitteln, um zerstörte Kirchen wieder aufbauen zu können. Deshalb kam es letztlich aus ganz pragmatischen Gründen zur Bildung der Simultankirchen, in denen gleichzeitig evangelische und katholische Gemeinden untergebracht waren. Auch heutzutage existieren noch 64 Simultankirchen in Deutschland. Die Trennung wird dort zunehmend durch gelebte Ökumene überwunden.

Die älteste und größte Simultankirche Deutschlands ist der Bautzener Dom. In ihm sind die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Petri und die katholische Dompfarrei St. Petri untergebracht. Das sogenannte Lettnergitter trennt die Gläubigen der beiden großen Konfessionen. Der Kirchenraum ist auf diese Weise in zwei Räume unterteilt. Es existieren zwei Altäre, zwei Orgeln und natürlich zwei Eingänge. Das trennende Gitter des Bautzener Doms ist allerdings eine Besonderheit. Nur in dieser Simultankirche sind die Konfessionen einigermaßen transparent getrennt. Normalerweise existieren massive Wände, die die Kirchen zerschneiden. Im Bautzener Dom verbinden inzwischen zwei, in das Gitter eingelassene Türen die Gläubigen miteinander. Die Gemeinden betonen zusätzlich zum Neben- auch das Miteinander. Es existiert also neben dem Trennenden auch das Verbindende.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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