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Schulprojekt der Landesapothekerkammer
Brandenburger Apotheker nutzen Unterricht zur Nachwuchswerbung
In den Sommerferien 2018 startete die Landesapothekerkammer Brandenburg ihr neuestes Projekt zur Nachwuchsgewinnung. An weiterführenden Schulen werden seither bei Bedarf Workshops zur Veranschaulichung der pharmazeutischen Berufe durchgeführt. Das Besondere: Der Unterricht wird von Vor-Ort-Apothekern gestaltet.
Fachkräftemangel ist ein wichtiges Thema in ganz Deutschland. Auch viele Apotheken sind davon betroffen und können teilweise freie Stellen nicht besetzen. Auch in Brandenburg ist das so. Die Landesapothekerkammer (LAK) Brandenburg ist deshalb schon seit Jahren mit vielfältigen Aktionen im Bereich der Nachwuchsgewinnung aktiv. Das Schulprojekt „Klingt komisch, ist aber so!“ startete im Sommer 2018 und wendet sich direkt an weiterführende Schulen. Apotheker aus dem Umfeld der Schulen führen jeweils 90-minütige Unterrichtseinheiten durch. Die Idee dahinter: Apotheker können als Apotheken-Profis den Schülern authentisch gegenüber treten. Durch interessante und vielseitige Workshops sollen auf diese Weise die pharmazeutischen Berufsbilder erläutert und gleichzeitig die spannenden Seiten des Apothekenalltags veranschaulicht werden. Was erleben die Schüler in den Workshops? Und wie ist die Resonanz hinsichtlich der Nachwuchswerbung?
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Schulen gezielt mit an Bord holen
Die Brandenburger Kammer wirbt seit Jahren unter dem Slogan „Bühne frei – für dich!“ für Apotheken-Berufe. Die Brandenburger sind mit diesem Ziel auch immer wieder auf Ausbildungsmessen anzutreffen. Dort hoffen sie auf eine potenziell interessierte Klientel zu treffen. Zudem unterstützte die LAK Brandenburg Initiativen gegen Nachwuchsmangel wie den „Zukunftstag Brandenburg“, einen jährlich stattfindenden Praktikumstag zur Berufs- und Studienorientierung. Brandenburgs Apotheken beteiligen sich regelmäßig an dieser Initiative und ermöglichen Jugendlichen während eines „Schnupperpraktikums“ Einblicke in den Apothekenalltag. Durch das im Sommer gestartete Schulprojekt „Klingt komisch, ist aber so!“ sollen nun Schulen gezielt mit an Bord geholt werden.
Die Landesapothekerkammer Brandenburg antwortete schriftlich auf die Anfrage von DAZ.online bezüglich ihres neuesten Projektes: „Gezielt schickten wir an alle weiterführenden Schulen des Landes Brandenburg eine Einladung, mit dem Angebot 90 Minuten des Unterrichtes zu übernehmen. Bewusst wählten wir für den Versand der Einladungen die letzte Woche der Sommerferien, die zur Vorbereitung und Planung des neuen Schuljahres in den Schulen dient.“
Apotheker verwandelt Chemieraum in Apotheke
Drei dieser Workshops führte der Angermünder Apotheker Christian Toll bereits durch. Toll, Leiter der Hirsch-Apotheke in Angermünde und Mitglied der Kammerversammlung, gab gegenüber DAZ.online an, eines Tages von der Landesapothekerkammer bezüglich des Schulprojektes angesprochen worden zu sein: „Die Kammer hat die Apotheker vor Ort angesprochen, ob sie bereit sind, diese Maßnahme durchzuführen. Dadurch bin ich dazu gekommen.“ Die drei Unterrichtseinheiten seien am Einstein-Gymnasium in Angermünde durchgeführt worden. „Es waren die drei neunten Klassen des Einstein-Gymnasiums“, erläutert Toll. Er habe dafür von der LAK Brandenburg eine Aufwandsentschädigung erhalten.
„Die Experimente haben den Schülern natürlich am besten gefallen“
Apotheker Christian Toll berichtet von seinen Erfahrungen und dem Aufbau seiner Workshops: „Ich habe mit der Geschichte angefangen, mit der Apotheker-Arzt-Trennung.“ Im theoretischen Teil habe er außerdem Power-Point-Präsentationen zum Apothekerberuf und über das Berufsbild der PTA durchgeführt. Kurz erwähnt habe er zudem den Beruf der PKA, obwohl: „Im Gymnasium ist es am Ende ja eher die Klientel für Apotheker und PTAs, deswegen habe ich mich auch auf diese Berufszweige verstärkt konzentriert.“
Den theoretischen Unterricht habe er durch einen experimentellen Teil auflockern wollen und resümiert: „Die Experimente haben den Schülern natürlich am besten gefallen.“ Unter anderem habe er gezeigt, was passiert, wenn ein verrosteter Nagel mit Cola in Berührung kommt. „Das habe ich dann auf eine leicht verständliche Art mit den chemischen Hintergründen erklärt“, so Toll. Zudem habe er ein paar Arzneitees mitgebracht und die Schüler zum Riechen, Fühlen und Betrachten aufgefordert. Auch die mitgebrachte Zäpfchen-Gießform oder die Einzeldosis-Augentropfenpipetten sollten bei den Jugendlichen Interesse an pharmazeutischen Berufen hervorrufen.
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Positive Resonanz von allen Seiten
Christian Toll habe bisher nur positive Rückmeldungen von Seiten der Schüler und der Lehrkräfte erhalten. „Die fanden das ganz toll“, so Toll erfreut. Auch sehr fragefreudig sei so mancher Schüler gewesen. Die Fragen hätten sich in erster Linie rund um die Ausbildung und das Studium bewegt. Auch nach der Vergütung der Arbeit sei gefragt worden. Die Zukunftssicherheit des Arbeitsplatzes Apotheke sei von Toll selbst ins Spiel gebracht worden: „Ich habe ihnen die Botschaft rübergebracht, dass die Chancen auf dem Apothekenmarkt derzeit sehr gut stehen und alle Berufe in der Apothekenbranche zukunftsträchtig sind.“
Auch die LAK Brandenburg zieht eine positive Resonanz. So seien 325 Schulen angeschrieben worden, von denen 56 an Workshops interessiert seien. Bereits 29-mal führten Brandenburger Apotheker diese berufsorientierenden Unterrichtseinheiten bisher durch (Stand 27. November 2018). Auch die Gewinnung von Apothekern verlaufe erfreulich, selbst wenn es manchmal personalbedingte Absagen gäbe, fände sich immer jemand, der sie gerne unterstütze. Das Feedback der Schulen und Schülern sei ebenfalls positiv. So erführen sie regelmäßig, dass die Workshops sehr gut in die Berufsfindungswochen der Schulen passten und zudem den Unterricht auflockerten.
Hintergrund : Apotheker als Engpass-Beruf
Brandenburger Apotheken haben Personalsorgen – so wie das restliche Land auch. Die Fachkräfteengpass-Analyse der Bundesagentur für Arbeit vom Juni 2018 zählt den Beruf des Apothekers mit zu den Engpass-Berufen im Gesundheitsbereich. Zum wiederholten Mal kommen die Arbeitsmarktexperten zu dem Ergebnis, dass in nahezu allen Bundesländern Fachkräfteengpässe im Bereich Pharmazie zu beobachten seien.
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Auch die LAK Brandenburg beschäftigt sich seit Jahren mit dem Fachkräftemangel in Apotheken. Sie wirbt deshalb schon seit langem für einen Pharmaziestudiengang in Brandenburg. Das Land ist neben Bremen das einzige Bundesland ohne eigenes Pharmaziestudium. Die Brandenburger Apothekerkammer erhofft sich von einem Pharmaziestudienort einen positiven Effekt für die Apotheken. Ihrer Argumentation nach würde ein Brandenburger Pharmaziestudium, Abiturienten – und später auch die fertigen Pharmazeuten – zumindest zum Teil an das Flächenland binden können. Auf diese Weise solle der Apotheker-Fachkräftemangel verringert werden.
Neueste Meldungen der Brandenburger Landesregierung lassen Hoffnungen bezüglich eines Universitätsstandortes für Pharmazie in Brandenburg aufkommen. Im Gespräch sei die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg als Pharmaziestandort. Zunächst müsse allerdings die Finanzierung beschlossen werden. Noch sei sie nicht konkret eingeplant. So sei demnach auch nicht mit einem eigenen Pharmaziestudiengang vor 2025 zu rechnen.
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