Neue Medikamente 2019

Hoffnungsträger für viele schwerkranke Patienten

Remagen - 09.01.2019, 11:30 Uhr

Die Pharmaforschung steht nicht still. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) erwartet für 2019 mindestens 30 Medikamente mit neuen Wirkstoffen. (m / Foto: vfa)

Die Pharmaforschung steht nicht still. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) erwartet für 2019 mindestens 30 Medikamente mit neuen Wirkstoffen. (m / Foto: vfa)


Zwei neue Antibiotika schon zugelassen, vier weitere im Verfahren

Außerdem könnten in diesem Jahr nach Einschätzung des vfa gleich mehrere neue Antibiotika verfügbar werden, die auch bei Bakterien mit Resistenzen gegen einige ältere Medikamente wirksam sind. 

Zwei nicht erregerspezifische sind bereits zugelassen, werden aber in Deutschland noch nicht vermarktet:

  • Eravacyclin gegen komplizierte Bauchraum-Infektionen und
  • Meropenem plus Vaborbactam (RPX-7009) (Carbapenem plus neuer Betalactamase-Inhibitor) gegen Infektionen mit gramnegativen Bakterien, darunter Carbapenem-resistenten Enterobakterien.

Vier weitere nicht erregerspezifische Wirkstoffe (das Fluorchinolon Delafloxacin, das Aminoglycosid Plazomicin, das Aminomythylcyclin und Tetrazyklin-Analogon Omadacyclin sowie eine Dreier-Kombi aus Imipenem, Cilastatin und Relebactam werden in der EU gerade im Zulassungsverfahren geprüft. Sie könnten die Therapie bei vielen Arten von Infektionen, wie etwa Haut-, Lungen-, Bauch- und Harnwegsinfektionen durch gramnegative und grampositive Keime, inklusive MRSA-Infektionen bereichern.

Außerdem befinden sich laut vfa mehr als zehn nicht Erreger-spezifische Antibiotika in der letzten Phase der klinischen Erprobung (Phase III), ebenso wie Antibiotika und andere antibakterielle Mittel speziell gegen einzelne Problemkeime (u. a. multiresistente Tuberkulose Pseudomonas aeruginosa, Milzbrand-Infektionen).

Blutgerinnung, Entzündung, Diabetes

Einen weiteren Schwerpunkt vermutet der vfa für 2019 bei Medikamenten für Patienten, deren Blutgerinnung aufgrund eines Mangels an Gerinnungsfaktor VIII, Von-Willebrand-Faktor oder Blutplättchen gestört ist. Hinzu kommen eventuell neue Mittel gegen Entzündungskrankheiten der Haut und der Blutgefäße sowie gegen Osteoporose, zur Migräne-Prophylaxe sowie ein orales Medikament zur Blutzuckerkontrolle für Typ 1-Diabetiker.

Etwa ein Drittel sind Orphan Drugs

Arzneimittel gegen seltene Erkrankungen (Orphan Drugs) machten in den letzten Jahren durchschnittlich ein Drittel der jährlichen Launches von Medikamenten mit neuen Wirkstoffen aus. 2018 waren es sogar 44 Prozent. Derzeit (Dezember 2018) stehen den Patienten in der Europäischen Union (EU) 113 Orphan-Medikamente zur Verfügung. Daneben gibt es 46 Präparate, die den Status nicht mehr besitzen, weil er verordnungsgemäß nach zehn Jahren abgelaufen ist oder von der Firma zurückgegeben wurde. Fast alle sind noch im Markt

Wie dem „Register of designated Orphan Medicinal Products“ der EU zu entnehmen ist, werden aktuell noch weitere rund 1.900 Arzneimitteltherapien gegen seltene Erkrankungen entwickelt. Erwartet wird nach der Daten-Analyse des vfa unter anderem eine Gentherapie gegen die Lebersche Amaurose und die Retinitis pigmentosa, zwei angeborene Krankheiten, die unbehandelt zur Erblindung führen können. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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