Ethylenglycol, Methanol und Ethanol

Alkoholvergiftung: Dosenbier und andere Antidote

Stuttgart - 11.01.2019, 14:00 Uhr

Frostschutzmittel sollte nur in klar gekennzeichneten Behältnissen aufbewahrt werden. (b/Foto: Georgy Dzyura / stock.adobe.com)

Frostschutzmittel sollte nur in klar gekennzeichneten Behältnissen aufbewahrt werden. (b/Foto: Georgy Dzyura / stock.adobe.com)


Ob Frostschutzmittel oder Methanol: Ein Behandlungsansatz

Während Methanol also vor allem im Urlaub für erwachsene und jugendliche Deutsche eine Rolle spielt, soll insbesondere bei Kindern häufig der Verdacht auf Ethylenglykol-Vergiftungen bestehen. Das ist vor allem jetzt im Winter aktuell, weil bereits ein Schluck eines Kühlerfrostschutzmittels, zu einer manifesten Vergiftung führen kann. Das Aufbewahren von Frostschutzmitteln in Getränkeflaschen ist also ein absolutes Tabu! 
In beiden Fällen besteht die Therapie in der „frühzeitigen Gabe von Fomepizol und gegebenenfalls einer Hämodialyse bei spätem Therapiebeginn und ausgeprägter Azidose“. Um die Therapie frühzeitig beginnen zu können, ist die Kenntnis der Symptome wichtig. Bei Methanol sind das: Sehstörungen, zentrales Skotom, Blindheit. Bei Ethylenglycol: Flankenschmerzen, Hämaturie, Koma, Krampfanfälle, Hyperpnoe, Hypotension. 

In der Schweiz wurde im Februar 2018 im Bulletin des Bundesamts für Gesundheit  ein Artikel mit dem Titel „Antidote bei Vergiftungen 2018/2019“ veröffentlicht. Dort bietet eine Tabelle einen Überblick (im Folgenden ein Ausschnitt): 

Antidot Indikation Dosierung Wirkung
Fomepizol (4-Methylpyrazol)  Intoxikation mit Ethylenglykol, Methanol;
bei Diethylen-glykol immer in Kombination mit Hämodialyse

Erw. und Kinder: 15 mg/kg i.v. oder per os initial; Erhaltungsdosis: 10 mg/kg alle 12 Stunden. Bei Hämodialyse Dosisanpassung gemäss Fachinformation!

Verdünnt applizieren (Achtung: orale Gabe = off-label use!) 

Verhinderung der Bildung toxischer Metabolite durch kompetitive Hemmung der Alkoholdehydrogenase.
Bei Diethylenglykol verursacht möglicherweise auch die Muttersubstanz schwere, irreversible Schäden

 

Ethanol 96% (v/v) (Konz. 1 g/1,32 mL, ca. 20 mol/L) Intoxikation mit Ethylenglykol, Methanol;
bei Diethylen-glykol immer in Kombination mit Hamodialyse
0,75 g/kg initial als verdünnte Lösung i.v. oder allenfalls per os, dann 0,15 g/kg/h; auf etwa 1–1,5‰ Alkoholblutspiegel einstellen

Verhinderung der Bildung toxischer Metabolite durch kompetitive Hemmung der Alkoholdehydrogenase. 
Bei Diethylenglykol verursacht möglicherweise auch die Muttersubstanz schwere, irreversible Schäden.

 

 

 

Calcium (Calciumgluconat (monohydrat): 10 ml 10-%-Lösung enthalten 2,22 mmol Calcium.)              Vergiftungen mit Ethylenglykol, Fluoriden und Oxalsäure Erw.: 7–14 mmol, Kinder: 0,125–0,175 mmol/kg langsam i.v., wiederholen unter engmaschiger Überwachung des Calcium-Blutspiegels

Therapie der Hypokalzämie

 

 

In der Zeitschrift „Intensivmedizin“ ist 2014 ein Artikel mit dem Titel „Therapie akuter Intoxikationen“ erschienen. Vorteile von Fomepizol gegenüber Ethanol sind demnach, dass es bereits bei geringen Serum-Konzentrationen wirksam ist, minimale Nebenwirkungen mit sich bringe, keinen Einfluss auf die mentale Aktivität habe, die Beurteilung des klinischen Verlaufs erleichtert und die Serum-Osmolalität nicht beeinflusst. Nachteile von Fomepizol seien, dass es nicht überall sofort zum Einsatz vorhanden sei, teuer ist und in Deutschland nur für Ethylenglykol zugelassen ist.

Während Methanol- und Ethylenglykol also akut zwar gefährlicher sind als Ethanol, erweist sich die gängige Ethanol-Vergiftung und ihre Behandlung allerdings nicht nur im Kontext der Abhängigkeit und Häufigkeit als äußerst komplex.



Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.