Wachsende Umsätze

Österreichs Apotheker fürchten EU-Versandhändler

Remagen - 15.01.2019, 09:00 Uhr

Nicht nur in Deutschland wächst der Einfluss der EU-Versandapotheken auf den Apothekenmarkt, auch in Österreich sind die EU-Versender auf dem Vormarsch. (Foto: dpa)

Nicht nur in Deutschland wächst der Einfluss der EU-Versandapotheken auf den Apothekenmarkt, auch in Österreich sind die EU-Versender auf dem Vormarsch. (Foto: dpa)


Ständige Querelen mit der Kammer

Nun spricht Rudolf Mather, Gesellschafter der Versandapotheke Medistore.at, die er von seinem Wiener Apothekenstandort in Ottakring aus betreibt, gegenüber „nachrichten.at“ von rasanten Umsatzzuwächsen: „Wir legen pro Jahr sogar um 100 Prozent zu.“ Im vergangenen Jahr habe er online rund sechs Millionen Euro Umsatz gemacht, doppelt so viel wie eine durchschnittliche Apotheke in Österreich, die im Mittel (Median) auf drei Millionen Euro komme. So ganz ohne Blessuren ließen sich diese Erfolge aber wohl nicht einfahren, denn wie Mather sagt, legt er sich durch seine Online-Aktivitäten regelmäßig mit der Standesvertretung an. Bereits sechs Disziplinarverfahren habe ihm dies eingebracht, zwei seien noch anhängig. „Die Österreichische Apothekerkammer sieht ihre Felle davonschwimmen“, umschreibt nachrichten.at die Situation.

„Rotweißrot“ aussehen, aber keine Steuern zahlen

Dabei fürchten die Standesorganisationen wohl am ehesten die aus dem Ausland operierenden Online-Marktführer. „Die in Österreich nicht registrierten Online-Apotheken sind eine Bedrohung für die niedergelassenen Apotheken", wird die Vizepräsidentin der Kammer in Oberösterreich, Monika Aichberger zitiert. Als Top-3 Adressen mit Sitz im Ausland werden shop-apotheke.at, vamida.at und apo-rot.at genannt. Alle außer Vamida seien nicht-österreichische Konzerne, die sich bemühten, „rotweißrot auszusehen“, in dem Alpenland aber keine Steuern zahlten, kritisiert das Portal. So sei eine Klage der Apothekerkammer gegen die im niederländischen Venlo beheimatete shop-apotheke.at anhängig, weil sie den Konsumenten vorgaukle, eine österreichische Apotheke zu sein.

Ähnliche Probleme mit der Justiz hat Shop Apotheke übrigens auch in Frankreich und auch in Italien öffnete kürzlich eine italienischsprachige Versandapotheke von Shop Apotheke, bei der es einige rechtliche Fragezeichen gibt.

Österreichische Versandapotheker haben das Nachsehen

Nach Einschätzung von nachrichten.at dürften die Online-Umsätze mit Arzneimitteln deutlich höher liegen, als die Kammer wahrhaben will. Marktforscher sprächen von 110 bis 170 Millionen Euro Internet-Umsatz in Österreich. 2017 hätten die heimischen Apotheken 4,1 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Der Internet-Anteil am Geschäft mit OTC-Arzneimitteln liege bereits bei 12 Prozent. Mather vermutet, dass die Verbraucher bei einem online-Kauf bezogen auf die empfohlenen Richtpreise der Hersteller zwischen 20 und 45 Prozent sparen. „Wir überlegen auch, mit unserem Online-Geschäft ins Ausland zu gehen“, sagt Mather. „Es ist ein Riesennachteil für Online-Apotheken, den Standort in Österreich zu haben."



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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