- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Securpharm: „100 ...
Apotheken sollen gelassen bleiben
Securpharm: „100 Prozent Bestandsware zum Start“
In jeder Apotheke ist es inzwischen angekommen: Diese Woche
Samstag geht das Securpharm-System an den Start. Doch noch immer fühlen sich
viele Apotheker unsicher und fürchten neues Chaos auf sich zukommen. Die
Stakeholderorganisation Securpharm hat für diese Woche eine weitere Information
der Apotheken angekündigt. Am heutigen Dienstag wurde das Projekt in Berlin der Presse nochmals vorgestellt, dabei kamen auch Schwachpunkte wie das Problem mit den Fehlermeldungen zur Sprache.
Am heutigen Dienstag hat die in Deutschland für den Aufbau und den Betrieb des neuen Fälschungsschutz-Systems verantwortliche Organisation Securpharm e.V. das europäische Mammutprojekt nochmals allen interessierten Pressevertretern vorgestellt. Eine der Botschaften lautete: Die drei Jahre, die die Mitgliedstaaten für die Umsetzung der Delegierten Verordnung zur Fälschungsschutzrichtlinie hatten, waren gar nicht so lang, wie es manch einem erscheinen mag. Vielmehr sei das Projekt eine „außerordentliche sportliche Herausforderung“ für alle Beteiligten gewesen. Schließlich geht es um 750 Millionen Arzneimittelpackungen, die allein in Deutschland jährlich abgegeben werden – europaweit sind es sogar rund 10 Milliarden. Die Arzneimittelhersteller mussten aufrüsten und ihre Produktlinien so umstellen, dass die Packungen die neuen Sicherheitsmerkmale erhalten, erläuterte Dr. Norbert Gerbsch, Integrationsmanager von Securpharm e.V..
Mehr zum Thema
Wichtiges vor dem Start
Fertigarzneimittelprüfung und Securpharm – so geht’s
Vorbereitung auf den Fälschungsschutz
Securpharm – Was ist ab dem 9. Februar anders?
Insgesamt waren rund 350 Hersteller, 19.500 öffentliche Apotheken, 1.000 Großhändler, 400 Krankenhausapotheken und 100 sonstige Betriebe (zum Beispiel Blisterzentren und Rezepturherstellungsbetriebe) an das Securpharm-System anzubinden. Das alles hat auch viel Kraft und auch viel Geld gekostet. Laut Gerbsch liegen die Investitionskosten bei „mehreren Milliarden Euro“, genau könne man das nicht sagen, da es so viele Beteiligte gab. Doch er ist überzeugt, dass diese Investitionen gerechtfertigt sind: Das neue System werde den Patienten- und Fälschungsschutz sukzessive immer weiter erhöhen.
Zahl der registrierten Packungen steigt
Gerade in den vergangenen Wochen haben die Hersteller ihre Anstrengungen nochmals erheblich intensiviert. So wurden laut Gerbsch massiv Daten in die Systeme hochgeladen. Denn damit eine Verifizierung in der Apotheke künftig gelingen kann, muss der Hersteller zuvor die entsprechenden packungsindividuellen Daten in die nationale oder europäische Herstellerdatenbank eingespeist haben. Allein in Deutschland seien in den vergangenen zwei Wochen 60 Prozent mehr Packungen eingegeben worden – knapp 160 Millionen registrierte Packungen seien nunmehr im deutschen System gemeldet. Und diese Zahl steige beständig.
Wer den falschen 2-D-Code scannt, riskiert eine Fehlermeldung
Und am kommenden Samstag soll es nun losgehen. Die zentralen Systeme stünden bereit und könnten genutzt werden, so Gerbsch. Allerdings müsse sich die Routine dann erst einmal einstellen. Da passt es, dass die neuen Packungen, die auf ihre Echtheit zu überprüfen sind, erst nach und nach in die Apotheken kommen werden. Es ist nicht zu vergessen: Die Verifizierungspflicht besteht nur für Packungen, die nach dem 9. Februar 2019 für den Verkehr freigegeben werden!
Derzeit haben laut Gerbsch rund 90 Prozent der Packungen noch gar keinen 2-D-Code. Und die 10 Prozent, die einen haben, haben ihn in der Regel nur zu Probezwecken beziehungsweise aus einem ganz anderen Grund. So müssen etwa aus Indien exportierte Arzneimittelpackungen einen 2-D-Code tragen, zu finden sind diese Codes überdies auf Tierarzneimitteln und Medizinprodukten, die gar nicht unter die Verifizierungspflicht fallen. Doch wer diese 2-D-Codes scannt, riskiert eine Fehlermeldung.
Gerbsch: Datenqualität wird sich mit der Zeit verbessern
Dass es erst einmal Fehlermeldungen bei Packungen geben wird, die völlig in Ordnung sind und abgegeben werden können, lässt sich nicht vom Tisch wischen. Doch die Rückmeldungen im System sollen nicht zuletzt dafür sorgen, den Korrekturbedarf zu erkennen und nachzubessern. Gerbsch ist überzeugt, dass sich die Datenqualität mit der Zeit mehr und mehr verbessern wird und Fehlermeldungen abnehmen werden.
7-Tage-Frist für den pharmazeutischen Unternehmer
Securpharm: Was ist bei einer Fehlermeldung zu tun?
Fälschungsschutz
Securpharm: Fehlalarme sind die Achillesferse des Systems
Dem kommenden Wochenende sollten Apotheker jedenfalls noch gelassen entgegenblicken: Martin Bergen, Geschäftsführer von Securpharm, erklärte auf Nachfrage: „An diesem Wochenende wird zu 100 Prozent Bestandsware in den Apotheken sein“. Das heißt: Apotheken können den Data-Matrix-Code – sofern vorhanden – scannen, müssen es aber nicht, „weil bei Bestandsware diese Verpflichtung nicht besteht“, so Bergen. Daraus lässt sich schließen: Sie können auch den Strichcode scannen – und damit etwaigen Fehlermeldung aus dem Weg gehen. Es ist auch grundsätzlich vorgesehen, dass die Software meldet, ob eine Packung verifizierungspflichtig ist oder nicht, wenn in der Apotheke der Strichcode gescannt wird. Allerdings bedingt dies, dass die entsprechenden Daten zuvor von den Herstellern gemeldet worden sind.
Weitere Informationen angekündigt
Die Apotheker können diese Woche nochmals eine Information zu einigen Detailfragen erwarten. Gerbsch erklärte: „Wir bewerten jetzt nochmal die Situation und werden vor diesem Hintergrund noch eine aktualisierte Information bereitstellen“. Die Zeit wird knapp, doch Securpharm verspricht: Die Information werde „zeitnah, vor dem Start“ geschehen.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.