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Personalwechsel im Verwaltungsrat
Gibt es hausinterne Querelen bei Zur Rose?
Bei der DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose gibt es einen Personalwechsel im Verwaltungsrat: Vanessa Frey und Dr. Heinz O. Baumgartner werden bei der nächsten Generalversammlung nicht mehr für eine Wiederwahl in den Verwaltungsrat der Unternehmensgruppe kandidieren. Der Pharmahandelskonzern gibt offen zu, dass es Meinungsunterschiede gibt. In den Schweizer Medien wird nun darüber spekuliert, ob der größte Aktionär Zur Rose verlassen könnte.
Der Schweizer Pharmahandelskonzern Zur Rose gab die Trennung von Frey und Baumgartner am gestrigen Montag bekannt. Zur Begründung hieß es: „Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit unterschiedlichen Auffassungen über Art und Geschwindigkeit der Umsetzung der Wachstumsstrategie.“ Man wolle das Gremium jetzt mit „Tech-Kompetenz und Handelserfahrung weiter stärken. Auf der Generalversammlung am 23. Mai 2019 würden zwei entsprechend qualifizierte Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen.
Der Zur Rose-Verwaltungsrat besteht aus sechs Mitgliedern: Einziges exekutives Mitglied ist Walter Oberhänsli, langjähriger Chef bei Zur Rose. Präsident des Gremiums ist Prof. Stefan Feuerstein, der bereits Vorstandsmitglied bei der Metro AG war (zuständig für Konzerneinkauf, Food, Einzelhandel) und nun Vorsitzender des Gesellschafterrates der UNIMO-Gerstner-Gruppe aus der Schweiz ist. Vizepräsident ist Dr. Thomas Schneider, Facharzt für Allgemeinmedizin. Ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrates ist Volker Amelung, der internationale Gesundheitssystemforschung an der Medizinischen Hochschule in Hannover unterrichtet. Amelung ist auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Managed Care (BMC). Zur Rose und DocMorris sind mit dem BMC eng verknüpft und zählen regelmäßig zu den aktivsten Sponsoren beim jährlichen BMC-Kongress in Berlin. Die ABDA war aus Protest gegen die politische Ausrichtung des Verbandes aus dem BMC ausgetreten.
Baumgartner und Frey sind die dienstjüngsten Mitglieder des Verwaltungsrates – Frey zog 2016 ein, Baumgartner folgte 2017. Insbesondere der Abgang von Vanessa Frey ist durchaus signifikant: Denn über die Investmentfirma Corisol war die Unternehmerfamilie Frey der erste Großaktionär des DocMorris-Mutterkonzerns geworden, in einzelnen Schritten hatte Corisol Anteile an Zur Rose übernommen. Zuletzt waren die Anteile durch die Kapitalerhöhung im Januar aber wieder gesunken, Medienberichten zufolge soll die Frey-Familie noch etwas mehr als 10 Prozent der Anteile an Zur Rose besitzen. Nach dem Einstieg der Unternehmerfamilie hatte Zur Rose allerdings noch einen zweiten, starken Großaktionär bekommen: die saudische Königsfamilie. Anfang 2019 erkauften sich die Saudis rund 6 Prozent der Zur Rose-Anteile.
Differenzen mit der Frey-Familie
Erste Differenzen zwischen Zur Rose und der Frey-Familie (Corisol) hatten sich bei der Übernahme des deutschen Versenders Medpex gezeigt. Ursprünglich war eine Beteiligung der Aktionärsgruppe an der für die Übernahme nötigen Kapitalerhöhung vorgesehen, dann nahmen Frey/Corisol aber doch nicht teil. Zur Rose erklärte dies seinerzeit mit einem Fehler bei der Hausbank.
In der Schweiz wird nun aber über tiefer liegende Hintergründe spekuliert. Das Medizinbranchen-Magazin „Medinside“ schreibt beispielsweise, dass der Rückzug der beiden Verwaltungsräte ein erstes Zeichen dafür sein könnte, dass die Frey-Familie bei Zur Rose aussteigen könnte. Das Magazin bezieht sich dabei auf „Finanzmarktteilnehmer“.
Und auch die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) interpretiert den Abgang der Verwaltungsräte ähnlich und verweist auf die jüngsten Zahlen von Zur Rose und DocMorris. Zur Erinnerung: Die niederländische Versandapotheke hatte kürzlich mitgeteilt, dass die Rx-Umsätze im letzten Quartal 2018 wieder leicht zurückgegangen seien. Die NZZ spekuliert nun, dass es bei Zur Rose „Integrationsschwierigkeiten“ der vielen Zukäufe geben könnte. Dass mit der jüngsten Kapitalerhöhung die Corisol-Anteile weiter sanken, ordnet die NZZ so ein: „Der Anteil des größten Aktionärs sank so von 14,5 auf unter 11 Prozent – so kann man eine Beteiligung auch reduzieren.“
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