Brief an Pharmaziestudent

Maag: Das Rx-Boni-Verbot könnte ein Kompromiss sein

Berlin - 15.03.2019, 11:15 Uhr

Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, meint in einem Brief an den Pharmaziestudenten Benedikt Bühler, dass das Rx-Boni-Verbot ein guter Kompromiss sein könnte. (m / Foto: Külker)

Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, meint in einem Brief an den Pharmaziestudenten Benedikt Bühler, dass das Rx-Boni-Verbot ein guter Kompromiss sein könnte. (m / Foto: Külker)


Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler hat in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt in der Apothekenpolitik: Erst schrieb er als CDU-Mitglied Briefe an die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und den Unionsfraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus, in denen er das Rx-Versandverbot forderte. Dann startete er eine PR-Kampagne. Inzwischen hat die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, an Bühler geantwortet. Maag deutet an, dass das Rx-Boni-Verbot eine Lösung sein könnte.

Benedikt Bühler studiert an der Budapester Semmelweis-Universität Pharmazie. Der aus Karlsruhe stammende Student ist politisch sehr aktiv, er ist CDU-Mitglied und beschäftigt sich mit der Berufspolitik. Im Februar sorgte Bühler für Aufsehen, als er einen Brief an die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer schrieb. Dort griff er Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) direkt für seinen Plan an, die Rx-Preisbindung teilweise zu öffnen. „Es kann nicht sein, dass sich eine Person über die eigene Partei und den Koalitionsvertrag hinwegsetzt. Als meine neue Bundesvorsitzende, die eine Zuhör-Tour für Mitglieder gestartet hatte und der die Parteibasis am Herzen liegt, weiß ich, dass ich auf Sie zählen kann“, heißt es in dem Brief, der später auch an Ralph Brinkhaus ging, Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag.

Wenig später starteten er und seine Mitstudenten die Aktion „MitUnsNicht“. Dabei werben sie in sozialen Netzwerken aktiv für eine rasche Umsetzung des Verbotes. Der vollständige Name der Kampagne lautet: „#MitUnsNicht – Ja! zum Rx-Versandverbot und aktiver Teilnahme an der Politik“. Mit dabei sind laut Bühler alle Studierenden der deutschsprachigen Fakultät für Pharmazie der Semmelweis-Universität zu Budapest. Sie wollen erreichen, dass die Öffentlichkeit über dieses Thema informiert wird „und der Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, das im Koalitionsvertrag verankerte Rx-Versandverbot endlich umsetzt“, teilte Bühler mit, der auch CDU-Mitglied ist.

Auf seinen Brief an Brinkhaus hat nun stellvertretend Karin Maag geantwortet. Maag ist die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion. Die CDU-Politikerin zeigt Verständnis für den Ärger des Studenten. Auch Sie sehe keinen Grund für die Ungleichbehandlung von EU-Versendern und deutschen Vor-Ort-Apotheken.

Maag: Die Ungleichbehandlung muss aufhören

Wörtlich schreibt Maag:


Ausländische Versandapotheken (die sich nicht an den Notdiensten beteiligen müssen) können ihren Abgabepreis frei festlegen und Rabatte geben, während unsere Apotheker sich an die Arzneimittelpreisverordnung halten müssen. Wir sind uns daher einig, dass diese Ungleichbehandlung zwischen Vor-Ort-Apotheken und ausländischen Versandapotheken dringend behoben werden muss.“

Karin Maag, MdB (CDU)


Das im Koalitionsvertrag festgehaltene Rx-Versandverbot bezeichnet Maag als „probates“ Mittel. Allerdings verweist sie auf die Entscheidung der ABDA-Mitgliederversammlung, das Verbot nur noch an zweiter Stelle zu positionieren. Wörtlich heißt es in dem Brief an Bühler: „Gerne gebe ich zu, dass ein solches Verbot für mich persönlich aber auch meine Kollegen ein probates Mittel wäre, um die flächendeckende Versorgung mit Apotheken in Deutschland zu erhalten. Nun mussten wir jedoch zur Kenntnis nehmen, dass die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf ihrer Mitgliederversammlung am 17. Januar ihrerseits einen Beschluss vorgelegt hat, in dem sie einstimmig der Forderung nach der Gleichpreisigkeit Vorrang vor dem Versandhandelsverbot eingeräumt hat.“

Maag: Wir haben weitere Gespräche geführt

Der Rest der Geschichte ist inzwischen allgemein bekannt: Anfang der Woche fanden die gesundheitspolitischen Spitzen der Union den Kompromiss, sich für das Rx-Boni-Verbot einzusetzen, aber gleichzeitig die Honoraranpassungen für Apotheker kleiner ausfallen zu lassen. Maag erklärt das so: „Auf dieser Grundlage haben wir nun weitere Gespräche geführt und gehen davon aus, dass ein vollständiges Verbot von Boni auf rezeptpflichtige Arzneimittel im SGB V ein für alle Seiten akzeptabler Kompromiss sein könnte.“

Inzwischen ist aber auch klar, dass die Union mit ihrem Plan nicht so einfach beim Koalitionspartner durchkommen wird. Denn sowohl der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach als auch Sabine Dittmar, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, haben Widerstand angekündigt. Lauterbach will kein Boni-Verbot, weil es rechtsunsicher sei und Dittmar möchte ein eigenes Gesetzgebungsverfahren, das den Prozess verzögern könnte.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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9 Kommentare

Keinerlei Problembewusstsein!

von I.Greif am 15.03.2019 um 21:07 Uhr

Das ganze GeEiere um die Preisbindung von Rx-Arzneimitteln nervt nur noch, genau wie die Brexitdebatte.
Sind denn alle nur noch Büttel von DocMorris und Konsorten?
Für eine vernünftige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland scheint sich wirklich niemand zu interessieren. In Frankreich wird z.B. analysiert, welche Lieferengpässe bestehen und was dagegen unternommen werden kann! Warum interessiert das hierzulande niemand? Warum unternimmt man nichts gegen die vielen Wildwüchse bei Amazon? (Nasensprays im 10er-Pack plus Zugabe , "Beratung" im Rahmen anderer Kundenmeinungen usw.) Kein Problembewusstsein?
Freier Einkauf für freie Bürger? Jeder hat das Recht, seine Nase, seinen Magen (z.B.mit ASS 500) kaputt zu machen?
Was wird denn passieren, wenn die Rx-preise freigegeben werden? Ähnlicher WildWesthandel wie bei OTC.
Die Kassen werden bestimmt auch Exklusivlieferverträge mit einzelnen Versendern abschließen, was bei Hilfsmitteln ja längst läuft.
Vom mickrigen Rest der Akutversorgung kann kein Apotheker vor Ort Miete und Personal etc finanzieren

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ABDA-Mitgliederversammlung

von Hubert Kaps am 15.03.2019 um 12:49 Uhr

Das ist jetzt schon bitter, dass Frau Maag uns vorwirft, im Rahmen der ABDA-Mitgliederversammlung vom RxVV abgerückt zu sein. Spahn hat keine Gelegenheit ausgelassen, uns als trotzige Kinder darzustellen, die auf etwas beharren, was eh niemals zu erreichen ist. Und die Begeisterung bei der Politik für das RxVV nahm ja auch erst wieder zu, als wir offiziell nicht mehr wollten. Wer soll das noch verstehen. Aber so geht offensichtlich Politik.
Unser Fehler liegt sicher darin, dass wir nie MEHR fordern, um wenigstens ETWAS zu bekommen.

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AW: ABDA-Mitgliederversammlung

von Edzard Lueg am 15.03.2019 um 13:01 Uhr

Ja, dass ist es eben, was Politik ausmacht und wo unsere "Führung" immer wieder darauf reinfällt. Und hier brauchen wir halt dringend Leute, die genauso ticken wie die Politik und nicht irgendwelche HobbyPräsidenten.
RX Versandverbot kommt nicht, weil die Apotheker es nicht wollten.Wer hätte das gedacht.

Was soll das Geweine

von Benedikt Schneider am 15.03.2019 um 12:32 Uhr

Ich bin selbst Pharmaziestudent, aber sehe das völlig anders als der Kommilitone Bühler.

Die Apothekenlandschaft in D ist festgefahren in alten Strukturen und wird von der Realität überholt. Nach dem Gesetzgeber rufen und zu fordern sämtliche disruptiven Ideen zu verbieten ist nicht zukunftsfähig.
Rx-Versandverbote sind nur eine Verzögerung der Entwicklung und keine Antwort auf veränderte Kundenwünsche und Bedürfnisse. Sie wirken der Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten entgegen.

Die Apotheke geht nicht an DocMorris zu Grunde, sondern an alten Strukturen, regulatorischen Irrsinn und Bürokratie.

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AW: Was soll das Geweine

von Anita Peter am 15.03.2019 um 12:36 Uhr

Lassen Sie uns an Ihrem reichhaltigen Wissenfundus teilhaben. Was will der Kunde? Was genau ist festgefahren? Ich freue mich auf eine Antwort. Ich sage Ihnen dann was mir die Kunden in der Apotheke erzähle was sie wirklich wollen.

AW: Was soll das Geweine

von Jess am 15.03.2019 um 12:52 Uhr

Dieser Kommentar zeigt mal wieder ganz deutlich, dass nicht darüber nachgedacht wird, was hier eigentlich passiert, passieren könnte. Es geht doch schon lange nicht mehr um die Konkurrenz durch Online-Apotheken, die haben wir auch im Inland und dadurch schon eine Menge an OTC Umsatz verloren. Dies ist aber nunmal betriebswirtschaftliches Risiko, wie jeder Einzelhändler es hat.
Bei Rx sieht die Sache aber ganz anders aus. Wenn es ausländischen, investorgetriebenen Unternehmen erlaubt ist Rabatte auf Rx zu geben, dann ist der einheitliche Abgabepreis in Gefahr. Wenn wir diesen aber nicht mehr haben, könnte man im ersten Schrit denken, wieso nicht, wird ja alles günstiger. Doch was wird nach der Konsolidierungsphase passieren? Was passiert, wenn Arzneimittel nur schwer erhältlich sind? Der Höchstbietende bekommrt es? Das gesamte Solidarprinzip der gesetzlichen Versicherung steht auf dem Spiel, dies will nur niemand sehen. Man kann dieses System nicht rein marktwirtschaftlich aufziehen, ohne einenn hohen Preis dafür zu bezahlen. Bestes Beispiel sind doch jetzt schon privat-betriebene Krankenhäuser. Nur auf Gewinnmaximierung aus, Patienten auf Stationsfluren, Personal am Anschlag.
Schöne neue Welt!

AW: Was soll das Geweine

von Thomas Ruprecht am 15.03.2019 um 16:54 Uhr

Das von Ihnen beschriebene Problem stellt sich auch dem restlichen Einzelhandel.
Im Unterschied dazu ist der Apotheker dienstverpflichtet und hat Arzneimittel gemäß der gesetzlichen Vorgaben abzugeben, dazu gehören Preisvorgaben im Ein- und Verkauf (für 50-95% des Sortiments). Zusätzlich kommen alle halbe Jahre bürokratische Vorgaben aus Brüssel, die im Einzelnen nicht viel Kosten aber: Steter Tropfen höhlt den Stein - Kliniken z.B. können nur noch lukrativ arbeiten, weil sie in Form von Klinikketten Verwaltungsstrukturen regional zentralisieren. Im Moment kann man nicht von "Überholen" sprechen sondern eher "Überrollen". Die Frage ist: Will man sich die inhabergeführte öffentliche Apotheke weiterhin leisten? - Wie sieht die Alternative aus?

AW: Was wünschen sich die Patienten? Eine EInladung!

von T. La Roche am 15.03.2019 um 19:56 Uhr

Absolute Zustimmung, dass "regulatorischer Irrsinn" und VOR allen Dingen "Bürokratie" uns das Leben deutlich erschweren.
Allerdings sind wir nun mal keine BonBonKlitsche, dh gewisse qualitätserhaltende Regeln sind notwendig. Ich erwarte auch, dass das dokumentiert und kontrolliert wird.
Selbst wenn man den unnötigen Rest abbauen würde, sichert das nicht das Überleben.
ABER deutlicher Widerspruch zu den "veränderten Kundenwünschen und Bedürfnissen".
Im OTC-Bereich ist der Marktanteil des Versandhandels deutlich gestiegen und liegt inzwischen bei fast 20%. Etwas bedenklich, dass insbesondere Schmerzmittel, Nasensprays und Schlafmittel überproportional über den Versand gekauft werden.
Im Rx-Bereich wurde nur 1 von 200 Packungen "versendet". Selbst die deutlichen Rabatte lassen diesen Anteil nur langsam wachsen. Offensichtlich gibt es hier kein besonderes Bedürfnis online zu bestellen. das hat sehr viele Gründe...
Übrigens insbesondere die jüngeren Kunden (20-40) sind fast ausschließlich vor Ort. Daher liegt der Focus der Versender auf den chronisch Kranken...die können viel Sparen und haben wenig "neue Medikamente". Fatal, wenn nur diese (zB Antibiose...) bei uns geholt werden, da wir dann "völlig blind" sind und Wechselwirkungen nur auf Nachfrage checken können.
Aber gerade die Chroniker lassen die Vorort-Apotheke überleben. Jedes sporadisch/neu eingenommene Medikament hat einen hohen Beratungsbedarf. Daran verdienen wir nicht viel. Wenn nun der Versand über die Boni etwa 20% der Chroniker (wie OTC-Marktanteil) abgreift, dann wird es selbst für mich eng.
Ich habe eine überdurchschnittlich große Apotheke und müsste dann personell und damit qualitativ reduzieren. Mit "Geweine" hat das nichts zu tun, aber irgendwann fehlt mir der Sinn meiner "Berufung" und ich werde etwas anderes machen. Für mich zwar schade, aber verkraftbar...für meine Kunden/Patienten wäre das ein echter Verlust.
Wie die momentane Situation für kleinere Apotheken aussieht, möchte ich mir gar nicht vorstellen!! Und gerade die, die auf Qualität setzen, müssen sich von der Politik der letzten Jahren mal so richtig verarscht vorkommen.
Ich biete gerne an, mal vorbeizuschauen, dann können wir mal die Zahlen genauer anschauen, und das Verständnis wächst, worum es hier eigentlich geht. Kurz gegoogelt...email...ich bezahle die Fahrt und Unterkunft.

nein

von Karl Friedrich Müller am 15.03.2019 um 12:07 Uhr

das gibt es schon
es steht auch im Liefervertrag
es ist DocMorris piepegal (den Kassen auch), daran wird sich auch nichts ändern,

der "Kompromiss" kann nur RX Versand Verbot sein.
Schluss mit dem herumgeeiere.

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