Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

31.03.2019, 08:00 Uhr

Zurück zum Rx-Versandverbot? Noch ist die ABDA davon nicht überzeugt. Noch. (Foto: Andi Dalferth)

Zurück zum Rx-Versandverbot? Noch ist die ABDA davon nicht überzeugt. Noch. (Foto: Andi Dalferth)


29. März 2019 

Immerhin, der Beschluss des neuen Forderungskatalogs des ABDA-Gesamtvorstands war einstimmig. Die wichtigsten Punkte: Die Gleichpreisigkeit, sprich das Rx-Boni-Verbot für EU-Versender, soll nicht nur für GKV-, sondern auch für Privatversicherte gelten. Außerdem soll die Preisbindung für EU-Versender nicht im AMG gestrichen werden. Was das Apothekerhonorar betrifft, so soll  das BMG zu den ursprünglich geplanten Honoraranpassungen zurückkehren, also eine Verbesserung von insgesamt 375 Mio. Euro vorsehen für den Nachtdienstfonds und für pharmazeutische Dienstleistungen. Ja, mein liebes Tagebuch, und dann hadert die ABDA noch mit den vom BMG vorgeschlagenen Änderungen zum Botendienst. Die ABDA wehrt sich gegen die Formulierung, dass die Anforderungen des Botendienstes an die des Versandhandels angeglichen werden sollen. Das BMG schlägt vor, dass die pharmazeutische Beratung beim Botendienst verpflichtend angeboten werden soll, auch via Telepharmazie. Mein liebes Tagebuch, warum auch nicht! Da stecken mehr Freiheitsgrade für die Apotheke beim Botendienst drin, wir könnten mit dem Versandhandel leichter konkurrieren. Wir könnten eine Arzneimittelbestellung, sei sie telefonisch oder über den apothekeneigenen Webshop eingegangen, am selben Tag ausführen und die Beratung telefonisch oder via Telemedizin anbieten. Wir müssen unsere Vor-Ort-Stellung ausnützen, wenn das E-Rezept kommt! 


Benedikt Bühler, Nachwuchspharmazeut (2. Semester, Semmelweis Uni, Budapest) und CDU-Mitglied, macht wieder von sich reden. Nach diversen Briefen an CDU-Spitzenpolitiker, wendet er sich jetzt in einem Brief an den ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt unter dem Betreff „Politik der alten, weißen Männer“ – nett, gell? Bühler attackiert Schmidt für das aktuelle Vorgehen der ABDA im Versandhandelskonflikt. Bühler kann nicht nachvollziehen, dass die ABDA nicht zum Rx-Versandverbot zurückkehrt – „weil Sie damit die Vernichtung der Apotheke vor Ort sehenden Auges hinnehmen“ schreibt er an Schmidt. Er möchte vom ABDA-Präsidenten auch wissen, wie sich die ABDA eine sichere Lösung für die Gleichpreisigkeit vorstellt, die auch für PKV-Versicherte gilt. Mein liebes Tagebuch, das möchten wir auch. Und Bühler warnt vor Fehlentwicklungen beim E-Rezept, er sieht die Übermacht der großen EU-Versender, die alle Marketingkanäle ausschöpfen werden, um der Bevölkerung klarzumachen, dass E-Rezept gleich online heißt. Bühlers Wunsch: Ein Generationenwechsel bei der ABDA. Mein liebes Tagebuch, man kann viel über dies und das diskutieren, aber mit Sicherheit täte es einem ABDA-Gesamtvorstand gut, wenn mehr jüngere Apothekerinnen und Apotheker dabei wären, mit offenem Weitblick, mit Sinn für die Möglichkeiten der Digitalisierung, und die sich nicht in der Verbandsmühle der ABDA kleinschroten lassen. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Die Meinung der Anderen

von Christian Giese am 01.04.2019 um 14:57 Uhr

Wenn ich etwas wil, muss ich mir Gedanken machen, was die Meinung meines Gegenüber ist, muss mich aufgeschlossen desen Meinung zeigen und schauen, ob ich mein Wollen dort erfolgreich unterbringen kann.
Wenn ich aber nur gebetsmühlenartig meinen Standort klopfe, nur das Problem von meiner Seite aus vortrage, mich noch aus Selbstdarstellungsgründen meine, mich darstellen zu müssen, erreiche ich gemeinhin nichts.

Die Motivation, Meinung, eines durchschnittlichen Bundestagsabgeordneten ist ganz klar von einem "Wiedergewählt werden wollen" bestimmt. Heisst wiedergewählt in die nächste Wahlperiode Bundestag von seinem Wahlkreis zuhause.
Ein "Wiedergewählt" werden wollen schmückt sich nicht mit einem harten "Verbieten", einem "Verbot" für z.B. RxVV eines Berufsstandes. Ein "Wiedergewählt werden wollen" schmückt sich mit positiven Zukunftsabsichten, optimistischen Zukunftsplänen und Zukunftsversprechungen, eben mit Freiheiten.
Niemals mit einem negativen Verbot! Ein Verbot ist ein viel zu negatives Wort, Bild, Narrativ für einen durchschnittlichen Abgeordneten, egal welcher Partei.
Also ganz klar Sackgasse für ein RxVV!
Verbote lassen sich aber umschreiben. So wie Gleichpreisigkeit besser durch Preisbindung ersetzt wwerden könnte. Ein Verbot etwa durch eine Untersagung oder eine Nichterlaubnis o.a.
Da liesse sich noch mancher Jurist oder Soziologe befragen und bitten.
Zu all diesen beobachteten, unausgesprochenen Motivationen könnte auch unser Altherrenverein ABDA etwas mehr Aufklärung seinen Mitgliedern vorschlagen.
Es wäre erheblich mehr Zuversicht und Kampfesmut im Stall!

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Und dennoch:

von Michael Mischer am 01.04.2019 um 9:51 Uhr

Ein Rx Versandverbot wirkt, nachdem der Versand so lange möglich war und in einer Zeit, in der einige Menschen buchstäblich alles bei Lieferdiensten und Versandhändlern bestellen, wie aus der Zeit gefallen.

Auch wenn es der stringenteste Weg zur Durchsetzung gleicher Preise und zum Schutz der niedergelassenen Apotheke mit ihrem Versorgungsauftrag wäre - politisch ist das Selbstmord. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund dafür, warum wir außer Sonntagsreden nichts dergleichen gesehen haben und sehen werden.

Vielleicht ist der Preiswettbewerb bei PKV-Versicherten die Kröte, die wir schlucken müssen - wenn es dafür ein Verbot von Boni und anderen Zuwendungen bei GKV-Versicherten gibt. Immerhin trägt da das Argument, dass die Allgemeinheit diese Boni über die Sozialabgaben finanziert und sie dem Einzelnen schlicht nicht zustehen. Gleichzeitig könnte doch die Öffnung im PKV-Markt den EuGH befrieden. Apotheker könnten dann die größen Fans der Bürgerversicherung werden. Und etwas besseres werden wir nicht bekommen.

Denn leider sehe ich nicht, wie eine gezeilte Strukturförderung der Gemeinwohlaufgaben der Apotheke funktionieren könnte, wo unsere Vorgänger doch die Niederlassungsfreieheit erkämpft haben. Ein Kassenzulassungssystem wie bei den Ärzten würde da vieles einfacher machen...

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Rücktritt

von Conny am 31.03.2019 um 12:20 Uhr

Tja, wer hat Schmidts Rücktritt immer gefordert und wurde angegriffen ? Richtig Frank ebert und Conny. Jetzt dämmerts auch manch anderen was für eine Chaostruppe wir als ABDA spitze haben.

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AW: Rücktritt ...

von Christian Timme am 31.03.2019 um 15:40 Uhr

FS suchte am Anfang seiner ersten Diensrzeit den Kontakt zur Basis. Die damals auf ihn einwirkenden Kräfte haben dieses Unterfangen abgewürgt ... mit fatalen Folgen. Er kann „mehr“ hat sich aber leider zur „Briefmarke„ machen lassen. Diese „Kräfte“ sind jetzt gefordert ... Intelligenz kann man nicht „verordnen“u ...

Bühler will “sehen“ ...

von Christian Timme am 31.03.2019 um 10:54 Uhr

Der Präsident der ABDA und der Gesamtvorstand der ABDA sollten sich jetzt am Diskussionsverhalten dieses jungen Pharmazeuten orientieren und „blitzartig“ nachvollziehbare Antworten liefern. Oder rollt hier e i n Pharma-Youngster den ganzen ganzen „ABDA-Laden“ auf und schickt diese „Grau-Kittel“ in die Rente? ... Liebe ABDA ... der Nachwuchs ist da ... A UF W A C H E N ...

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Ofenkrusti und Generationswechsel

von Ulrich Ströh am 31.03.2019 um 9:13 Uhr

-Wenn apothekerliche Ofenkrusti und Wasserweck es bis zum BGH und es auf Seite 1 der gestrigen WELT schaffen,dann brauchen wir uns nicht wundern,dass es mit einer angemessen bezahlten Medikationsanalyse nicht und nie klappen wird..

-Der Generationswechsel bei der ABDA ist überfällig..

Gut formuliert Ihr Schlusssatz, Herr Ditzel:
„Wir brauchen jüngere Apotheker,die sich nicht n der Verbandsmühle der ABDA kleinschroten lassen.“

Die fehlen aktuell.
Ein bisschen Opposition reicht nicht.

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