SPD und Linke

Gesundheitspolitikerinnen fordern Unterstützung für Duogynon-Kinder 

Berlin - 03.04.2019, 10:15 Uhr

Das Schweigen zu Duogynon muss ein Ende haben, finden Martina Stamm-Fibich (SPD) und Sylvia Gabelmann (Linke). ( r / Foto: DAZ / eda)

Das Schweigen zu Duogynon muss ein Ende haben, finden Martina Stamm-Fibich (SPD) und Sylvia Gabelmann (Linke). ( r / Foto: DAZ / eda)


Abgeordnete fordern Entschädigung

Ob die Duogynon-Wirkstoffe ursächlich für die Fehlbildungen verantwortlich sind, wird auf wissenschaftlicher Ebene kontrovers diskutiert. Unabhängig davon sprechen sich beide Gesundheitspolitikerinnen dafür aus, den Betroffenen zu helfen. So erklärt Stamm-Fibich gegenüber DAZ.online: „Selbst wenn sich am Ende die medizinische Kausalität nicht mehr nachweisen lässt, wäre es aufgrund der aufgezeigten Zusammenhänge und in Hinblick auf die Rolle des BGA im Sinne des sozialen Ausgleichs angebracht, die Betroffenen zu unterstützen.“  

Der CSU-Politiker Stephan Pilsinger zieht in einer Mitteilung den Vergleich zum Contergan-Skandal: „Hier wurde auch eine Lösung für die Betroffenen gefunden, obwohl es lange keinen naturwissenschaftlichen Kausalitätsnachweis gab. Das Landgericht Aachen war im Fall 'Contergan' schon 1971 von einem ursächlichen Zusammenhang überzeugt.“ 

Gabelmann geht sogar noch einen Schritt weiter. „Die Linke fordert eine Stärkung der Patientenrechte mit einer Beweislastumkehr“, erklärt die Linken-Politikerin gegenüber DAZ.online. Aus ihrer Sicht sind nicht die Geschädigten, sondern der Hersteller in der Nachweispflicht. 

„Man war seinerzeit gelassen untätig“

Beide Politikerinnen monieren die bisher schleppende Aufarbeitung. Erst seit wenigen Jahren sei es auf Antrag möglich, im Landesarchiv Berlin Unterlagen aus dem Schering-Firmenarchiv einzusehen. Aus den Akten gehe hervor, dass der Hersteller und das BGA (Vorgängerinstitut des BfArM) eng zusammengearbeitet hätten. „Obwohl sich die Hinweise auf die Risiken verdichtet hatten, war man seinerzeit gelassen untätig in Hinblick auf die Patientensicherheit und versuchte eine Marktrücknahme zu verhindern oder zu verzögern“, kritisierte Stamm-Fibich.  

So bezeichnete sich beispielsweise Professor Klaus-Wolf von Eickstedt, der seinerzeit beim BGA Referatsleiter für Arzneimittelsicherheit und zuvor direkt für Schering tätig gewesen war, selbst als „Advokat der Firma Schering“.

Auch andere Textpassagen lassen eine Nähe zwischen BGA und Schering vermuten: „Es geht besonders darum, Studien vorweisen zu können, die keine statistisch signifikante Korrelation zwischen der Anwendung von Sexualhormonen in der Frühschwangerschaft und Mißbildungen ergeben haben. Prof. v. E. wird zu weiteren Gesprächen im BMJFG [...] nach Bonn fliegen. Es geht ihm darum, einen Beschluss zum Zurückziehen von Duogynon zu verhindern und unseren Plan zur Umbenennung in CUMORIT zu verteidigen. Frau Minister Huber wird sich in den Entscheidungsprozess einschalten.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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