DphG-Expertentreffen 

Importarzneimittel: Gefährden „Bastelpackungen“ die Therapie?

Berlin - 02.05.2019, 12:45 Uhr

Importarzneimittel - Puzzeln im Zeichen der Wirtschaftlichkeit? Selbst wenn die Schnipsel ordnungsgemäß etikettiert wurden - solche Bastelpackungen verängstigen Patienten und gefährden die Therapie, finden Arzneimittelexperten. (s / Foto: AMK)

Importarzneimittel - Puzzeln im Zeichen der Wirtschaftlichkeit? Selbst wenn die Schnipsel ordnungsgemäß etikettiert wurden - solche Bastelpackungen verängstigen Patienten und gefährden die Therapie, finden Arzneimittelexperten. (s / Foto: AMK)


Wieviel Reimporte tatsächlich einsparen, ist strittig. Doch können Importarzneimittel auch indirekte Kosten verursachen? Auf dem Expertentreffen der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft und von „House of Pharma and Healthcare“ am vergangenen Montag schilderten Apotheker, welche Auswirkungen die Importförderung auf die Arzneimitteltherapiesicherheit haben kann, ohne dass es sich um Fälschungen handeln muss.

Blisterschnipsel, fremdsprachige Packmitteltexte – es braucht nicht einmal einen Lunapharm-Skandal, um Patienten mit importierten Arzneimitteln zu verunsichern. Vor welchen konkreten Herausforderungen Apotheker und Patienten durch die Importförderung tagtäglich stehen, darüber diskutierten Apotheker sowie Behörden- und Patientenvertreter am vergangenen Montag auf einem Expertentreffen zur Sicherheit von Parallelimporten in Berlin.

Die Veranstaltung wurde von der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) und der pharmazeutischen Organisation „House of Pharma and Healthcare“ organisiert. Unter anderem referierten die Apotheker Fritz Becker (Vorsitzender Deutscher Apothekerverband), Professor Martin Schulz (Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheken – AMK) und Dr. Christian Ude (Stern-Apotheke, Darmstadt) sowie Dr. Ilona Köster-Steinebach (Aktionsbündnis Patientensicherheit).

Einsparung oder Kostenfaktor?

Die Ereignisse des vergangenen Sommers und das Gesetzgebungsverfahren zum GSAV (Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung) hatten die Grundsatzdebatte um die Importförderung wieder aufleben lassen. Unterschiedliche Statistiken und Studien beziffern das jährliche Einsparvolumen durch Importarzneimittel zwischen 120 Millionen und 2,86 Milliarden Euro – letztere Zahl verbreitete  der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) am vergangenen Montagnachmittag, kurz nachdem das Expertentreffen begonnen hatte, per Pressemitteilung.

Im Apothekenalltag ist vom Geldsparen wenig zu bemerken, findet Ude. Im Gegenteil: „Wir legen drauf“, erklärte der Pharmazeut. So sei die Erfüllung der Importquote mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden, was personelle Kapazitäten an anderer Stelle binde. Viele Reimporte seien trotz gegensätzlicher Information in der Apothekensoftware nicht lieferbar. Wer dann doch das Referenzarzneimittel abgebe, und die Lieferunfähigkeit im Nachhinein nicht belegen könne, dem drohten Retaxationen. Bei Hochpreisern wie etwa Humira® könnten diese von schmerzhafter Höhe sein.

Hinzu komme, dass manche Patienten das Importarzneimittel wieder zurückbrächten und einen Umtausch wünschten, weil sie durch das Erscheinungsbild verunsichert seien. Ude kann die Skepsis seiner Kunden größtenteils verstehen: „Es kann nicht mein Verständnis von Heilberuf sein, Patienten zum Importarzneimittel überreden zu müssen.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Eine Kampagne

von Jörg Geller am 02.05.2019 um 21:27 Uhr

Ein Schelm, der Böses dabei denkt! Seit Monaten versuchen VfA und ABDA eine bisher trotz größter Anstrengungen über 40 Jahre verloren Schlacht nun doch noch zu gewinnen. Dazu schießt man aus allen Rohren und will den Eindruck einer großen Gegnerschaft erwecken. Egal wie die dazu genutzten Vehikel heißen, House of Pharma, AMK, Aktionsbündnis für Patientensicherheit, Arzneimittelkommission der Ärzte u.s.w., unabhängig sind sie alle nicht. Entweder sind es Organisationen der ABDA oder sie leben von Zuwendungen von Big Pharma oder entscheidende Gremien werden von den immer gleichen Personen besetzt. So ist Prof. Ludwig fast überall dabei. Die vorgetragenen Argumente gegen Importarzneimittel sind allesamt entweder falsch, deutlich überzogen oder beschreiben seltene Einzelfälle. Die sog. nicht ganz unabhängigen Experten, die fast alle noch nie ein Importunternehmen von innen gesehen haben oder sehen wollten, geben sich für eine leicht durchschaubare Diskreditierungskampage her. Das Bemühen beweist vor allem eines. Importarzneimittel führen zu deutlichen Einsparungen! Ansonsten wäre diese Anstrengung der forschenden Pharmaunternehmen nicht zu erklären. Den privaten wie gesetzlichen Krankenversicherungen, die wirklich Patienten vertreten, haben das verstanden.

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