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3. Mai 2019
Nach der ABDA-Mitgliederversammlung findet am darauffolgenden Tag der Bayerische Apothekertag in Bamberg statt. Kammerpräsident Benkert und Verbandschef Hubmann bringen das taufrische Berliner Ergebnis mit – stolz auf die Einstimmigkeit des Beschlusses. Denn kritische Mitglieder habe man einfangen können, meint Hubmann. Mein liebes Tagebuch, kann man so sehen, macht vielleicht Wirkung auf Spahn, vielleicht auch nicht. Jedenfalls verströmen die bayerischen Lokalmatadoren die Hoffnung, im Gespräch mit Spahn bleiben zu können, um § 78 AMG zur Rx-Preisbindung erhalten zu können. Was sicher nicht alle Apothekers so optimistisch sehen. In der berufspolitischen Veranstaltung in Bamberg wird deutlich, dass sich wohl einige ein energischeres Auftreten gegen Spahn gewünscht hätten und die klare Ansage, wir wollen ein RxVV. Aber, so macht Benkert klar: „Ein RxVV will Spahn nicht, da haben wir null Erfolgsaussichten.“ Und Hubmann ergänzt: „Wir haben kein Blockaderecht, wir können den Minister nicht zwingen.“ Tja, mein liebes Tagebuch, wie wahr, wir können Spahn auch nicht „an die Gurgel gehen“ – aber er muss spüren, dass dieser Paragraph im AMG existenziell für uns ist. Und wenn er nicht spüren will, müssen wir an alle Abgeordneten ran und sie von unserem Anliegen überzeugen. Denn über Gesetze stimmt nicht der Minister ab, es kommt darauf an, Mehrheiten zu finden für unsere Forderungen. Wir können beispielsweise die wackere bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml und die taffe CSU-Bundestagsabgeordnete Emmie Zeulner vom Gesundheitsausschuss vorschicken – vor ihnen hat Spahn Respekt. O-Ton Zeulner: „Wenn Huml und ich kommen, versucht Spahn abzuhauen.“ Die beiden trauen sich was. Übrigens mein liebes Tagebuch, was zu denken gibt: Sowohl Huml als auch Zeulner erklärten, dass das von den Apothekern so lange geforderte Rx-Versandverbot weiterhin der Königsweg für sie sei. Das gibt zu denken, denn die ABDA hat diese Forderung inzwischen aufgegeben. Auch die Linken-Bundestagsabgeordnete und Apothekerin Sylvia Gabelmann wird deutlich: Sie kritisiert unsere Berufsvertretung schon seit langem dafür, dass sie sich immer mit der Politik zu arrangieren versucht und nicht auf die Barrikaden geht. Statt eines Deals mit dem Minister wäre es ihrer Ansicht nach besser, Kunden und Patienten auf die Situation der Apotheke aufmerksam zu machen. Auch das erzeuge Druck auf den Minister.
Mein liebes Tagebuch, da gibt es in der Tat noch ein paar Möglichkeiten, politisch Druck zu machen – über unsere Kunden, über die öffentliche Meinung. Selbst wenn ABDA-Vize Arnold – der auch Vorsitzender des PR-Ausschusses ist – glaubt, dass „der 78er-Satz zur Preisbindung keinen Nachrichtenwert hat“, wie er in der Bayerischen Delegiertenversammlung sagt. Mein liebes Tagebuch, mit Verlaub, ich bin überzeugt, man kann auch einen 78er so in die Welt bringen, dass Medien darauf anspringen, dass Redaktionen und Sender erkennen, welche Sprengkraft fürs Arzneimittelversorgungssystem eine Streichung hätte. Vielleicht sollte sich der PR-Ausschuss-Vorsitzende mal bei guten Agenturen umhören, wie man „schwierige“ Botschaften vermitteln kann. Er würde staunen, was da alles geht – man muss die Anliegen nur richtig verpacken, in anschauliche Bilder, mit verständlichen Worten. Schon klar, dass man der Bevölkerung nicht mit dem „§ 78 Abs. 1 Satz 4 AMG“ kommen kann. Aber das Szenario, das dahinter steckt, wenn er gestrichen wird, das lässt sich sehr wohl kommunizieren. Es hängt die Existenz unseres Apothekensystems, unserer heutigen Arzneimittelversorgung davon ab. Wenn es das alles nicht mehr gibt mit all den Vorteilen und Annehmlichkeiten für die Menschen – wäre doch gelacht, mein liebes Tagebuch, wenn einer guten PR-Agentur da nichts dazu einfällt. Aber in Sachen Öffentlichkeitsarbeit der ABDA gibt’s halt seit Jahren reichlich Luft nach oben.
4 Kommentare
Spahn
von Conny am 05.05.2019 um 9:58 Uhr
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Anzug gegen Versanderlaubnis .. das waren noch Zeiten ...
von Christian Timme am 05.05.2019 um 9:46 Uhr
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Ist nur reden ein Erfolg ?
von Ulrich Ströh am 05.05.2019 um 8:46 Uhr
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Politische Entscheidungen
von Karl Friedrich Müller am 05.05.2019 um 8:29 Uhr
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