Blütenvielfalt bei Cannabis

Medizinalhanf: Welche Rolle spielt das Terpenprofil?

Berlin - 23.05.2019, 15:45 Uhr

Eigentlich erwarten Patienten, Apotheker und Ärzte, dass das Stoffprofil einer Cannabismarke über mehrere Chargen konstistent bleibt. Doch ganz so selbstverständlich ist das nicht. (Foto: imago images Zuma Press)

Eigentlich erwarten Patienten, Apotheker und Ärzte, dass das Stoffprofil einer Cannabismarke über mehrere Chargen konstistent bleibt. Doch ganz so selbstverständlich ist das nicht. (Foto: imago images Zuma Press)


BfArM-Begleiterhebung: Schmerz ist die häufigste Indikation 

Auch wenn der Beitrag dieser Substanzen zur Cannabiswirkung nicht bekannt ist, ist er komplett auszuschließen? Gerade wenn man bedenkt, für welche Indikationen Medizinalhanf eingesetzt wird.  

Vor einigen Tagen gab das BMG (Bundesgesundheitsministerium) in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion eine Zwischenauswertung der sogenannten BfArM-Begleiterhebung bekannt, in die inzwischen 4.774 Datensätze von GKV-Patienten eingeflossen sind. Dieser Auswertung zufolge wurde Cannabis in 69 Prozent der Fälle bei Schmerzpatienten eingesetzt, die zweitstärkste Indikation bildeten Spastiken mit 11 Prozent. Anwendungsgebiete, bei denen die oben beschriebenen mutmaßlichen Effekte der Terpenkomponenten durchaus eine Rolle spielen könnten.

Vom Patienten lernen 

Die Cannabismedizin ist tatsächlich sehr komplex. Eine Herausforderung für die Fachwelt bildet zudem der regulatorische Sonderfall bei den Cannabisblüten: Nachdem sich einige Ärzte an Monosubstanzen wie Dronabinol gewöhnt hatten, kamen vor zwei Jahren die Blüten und Vollspektrumextrakte per Gesetz dazu. Historisch verlief es in der Phytotherapie eher umgekehrt – so folgte auf den Digitalisextrakt behördlich zugelassene Digoxin- und Digitoxin-Präparate.  

Dennoch gibt es zu bedenken, dass sich viele Patienten vor dem 10. März 2017 mit Cannabisblüten aus anderen Kanälen selbst beholfen und dadurch eigene Erfahrungen mit unterschiedlichen Blütensorten gesammelt haben. Es gibt noch viel zu erforschen. Patientenerfahrungen können dabei eine wertvolle Inspirationsquelle sein, wenn die Fachwelt sie ernst nimmt.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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8 Kommentare

Unterschied

von Claus am 17.06.2019 um 19:29 Uhr

Ich habe den Unterschied, bei derselben Sorte. Von einer Charge zur anderen, selber bemerkt. Habe in der Apotheke gesagt, hier ist nicht das drin was draufsteht. Die Antwort war es ist eine Pflanze, demzufolge kann sich immer alles ändern.

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Prof. Dingermann

von Krankgemacht am 13.06.2019 um 12:46 Uhr

Wenn der Mann, der also das BfArM berät, jetzt ausgerechnet die Handhabe mit Cannabis vereinfachen möchte und das gute Kraut auf THC und CBD runterbrechen will, dann kann ich schon fast unterstellen, dass er auf Reinstoffextrakte aus ist, um die Pflanze wieder zu verbieten. Doch diese ist eine richtige Chemiefabrik, die durch gezielte Züchtung viele Richtungen abdecken kann. Bei anderen Medikamenten wird der Patient häufig zum "Versuchskaninchen" und muss das eine oder andere testen, bis er ein verträgliches Mittel findet. Was soll daran schlimm sein, sich durch mehrere Marihuanastrains zu testen, bis man seine Favoriten gefunden hat, wenn das bei den kleinen weißen Pillen mit teils tödlichen Nebenwirkungen der normale Alltag ist?

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Hervorragender Artkel

von Pharmixx am 04.06.2019 um 12:15 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Jung!
Wie immer bei Ihnen; Hervorragend recherchiert und ohne viel Prosa auf den Punkt gebracht. Bitte weiter so.

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Verbrecher

von SourDiesel am 29.05.2019 um 19:48 Uhr

Da kann der Patient auch selbst anbauen und 24€ pro Gramm sparen! Wenn das Terpenenprofil sowieso immer unterschiedlich ist. Was ja u.a. als Grund herangezogen wurde warum Patienten nicht selbst anbauen solten. Und das obwohl in anderen Ländern das komischerweise möglich und erfolgreich ist.

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Danke

von Micha Greif am 27.05.2019 um 22:46 Uhr

Danke für diesen sehr guten Artikel! Ich verfolge das Thema bei Ihnen weiter mit großem Interesse.

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Danke

von Konopja am 24.05.2019 um 14:32 Uhr

Das ist ja fast schon ein Skandal!

So viel zum Thema Standartisierte Gleichbleibende Qualität... So wird mit der Gesundheit von Patienten gepokert...

Wie soll man als Patient und Arzt bereits bei Antragstellung die richtige Sorte angeben oder überhaupt finden, wenn schon die Produzenten nicht in der Lage sind dies zu machen.


Wie kann das geduldet werden das nicht das Produkt oder besser gesagt die Inhaltstoffe enthalten sind, welche angegeben werden? Wo ist hier nun die strenge Kontrolle die angeblich durchgeführt wird?

Unverschämtheit.

Super das sich jemand, in dem Fall CMF, mal ins Zeug gelegt hat, und nun Beweise SCHWARZ AUF WEIS hat!

Danke!!!

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Danke

von dc am 23.05.2019 um 21:28 Uhr

Danke für diesen wertvollen Beitrag!

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AW: Danke

von Patient am 24.05.2019 um 7:01 Uhr

Die Ignoranz der Verantwortlichen ist nicht hinzunehmen

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