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Kostenerstattung
Minister Lucha und Ärzte-Verband kämpfen für Homöopathie-Erstattung
Die Debatte um die Kostenerstattung der Homöopathie nimmt an Fahrt auf. In der vergangenen Woche hatten sich mehrere Gesundheitspolitiker und die Kassenärztliche Bundesvereinigung dafür ausgesprochen, dass Krankenkassen keine Homöopathika mehr erstatten sollen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sieht das ganz anders: Sein Land sei ein wichtiger „Standort für homöopathische Medizin“. Auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte ist aufgebracht.
Die Entscheidung von Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn, die Teilerstattung der nationalen Krankenversicherung für Homöopathika ab 2021 zu streichen, hat in Deutschland zu einer heftigen Debatte über die (teilweise) Kostenerstattung durch Krankenkassen geführt. Zur Erinnerung: Die oberste französische Gesundheitsbehörde hatte hunderte Studien zur Homöopathie ausgewertet und war dann zu dem Schluss gekommen, dass eine Wirksamkeit nicht belegt ist. Die Behörde hatte Buzyn empfohlen, die Homöopathika aus der Teil-Erstattung durch die Krankenversicherung zu nehmen – Buzyn folgte diesem Rat.
Hierzulande können Ärzte homöopathische Präparate nur Kindern auf GKV-Rezept verordnen. Allerdings können die Kassen im Rahmen ihrer Satzungsleistungen Programme anbieten, in denen Homöopathika teilweise oder ganz erstattet werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich in der vergangenen Woche gegen den Erhalt dieser Regelung ausgesprochen. Auch mehrere namhafte Gesundheitspolitiker folgten dieser Empfehlung: darunter die SPD-Politiker Karl Lauterbach und Sabine Dittmar sowie der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Erwin Rüddel (CDU).
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Druck auf Homöopathie-Erstattung wächst – Industrie hält dagegen
Die Pharmaverbände Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) hatten davor gewarnt, die Entscheidung Frankreichs auf Deutschland zu übertragen. Jetzt äußert sich ein weiterer prominenter Befürworter der Homöopathie: Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) erinnert daran, dass in seinem Bundesland gleich mehrere große Homöopathie-Hersteller ihren Sitz haben. Alleine die Unternehmen Weleda, Heel sowie Willmar Schwabe GmbH und die Deutsche Homöopathische Union (DHU) beschäftigen in Baden-Württemberg rein rechnerisch mehr als 6000 Menschen.
Lucha sagte wörtlich:
Die Erforschung und Lehre komplementärmedizinischer Methoden sind ein wichtiger Baustein zur Erhöhung der Patientensicherheit sowie zur festen Verankerung entsprechender Therapieangebote in der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Baden-Württemberg ist ein traditions- und erfolgreicher, anerkannter Standort für hochwertige Naturheilkunde-Verfahren und homöopathische Medizin. Ein breites Therapieangebot, das auch Naturheilkunde und Komplementärmedizin umfasst, ist den Menschen im Land sehr wichtig. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass an der Uni Tübingen derzeit ein Lehrstuhl für Komplementär-Medizin aufgebaut wird. Und deshalb müssen diese Leistungen auch weiterhin von den gesetzlichen Krankenkassen vergütet werden dürfen. Wir sollten den Nutzen von gemeinsamen Therapien aus Naturheilkunde und Schulmedizin weiter erforschen - zum Wohle der Patientinnen und Patienten im Land.“
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Lucha so vehement für die Homöopathie einsetzt. Bei einer Anhörung zu dem Thema im Stuttgarter Landtag machte Lucha den Herstellern im vergangenen Jahr sogar Hoffnung auf eine Ausweitung der Erstattungsregelungen: „Wir wollen langfristig die alternativen Arzneimittel in der Regelversorgung
integrieren und in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung
aufnehmen.“
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Homöopathische Ärzte: KBV agiert widersprüchlich
Unterstützung erhält Lucha von der Vorsitzenden des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), Dr. Michaela Geiger:
Ein Verbot der Erstattung homöopathischer Leistungen wäre ein Schritt hin zu einer ‚Monokultur‘ in der Medizin. Wir benötigen aufgrund der medizinischen Herausforderungen in Deutschland (chronisch Kranke, multimorbide Patienten, Antibiotikaresistenzen etc.) dagegen eine pluralistische Medizin. Wir wünschen uns eine Versorgung nach dem Vorbild des Schweizer Modells. Hier werden Leistungen der Homöopathie, Naturheilkunde und weiterer Therapiemethoden seit 2017 von der Grundversicherung voll erstattet. In diesem Zusammenhang wurde die Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit mithilfe eines Health Technology Assessments (HTA) geprüft. In Frankreich gab es dagegen keine wissenschaftliche Prüfung der Homöopathie durch ein HTA.“
Geiger: KBV schließt selbst Homöopathie-Verträge ab
Geiger weist auf eine aktuelle (April 2019) und für Deutschland repräsentative Befragung hin: Darin gaben 79 Prozent der Befragten an, dass sie das Schweizer Modell inklusive der Homöopathie für Deutschland befürworten. 11 Prozent begrüßen es nicht. 10 Prozent trauten sich kein Urteil zu. Das Meinungsforschungsinstitut forsa hatte diese Umfrage für den DZVhÄ durchgeführt.
Geiger weist auch darauf hin, dass die Äußerungen von KBV-Chef Gassen aus ihrer Sicht widersprüchlich sind: „Zwar spricht sich Herr Gassen gelegentlich gegen die Homöopathie aus. Dennoch schließen KVn selbst Homöopathie-Verträge (Selektivverträge) mit Krankenkassen ab.“ Außerdem habe sich der Deutsche Ärztetag im letzten Jahr explizit für die ärztliche Homöopathie ausgesprochen. Sie ist in der Weiterbildung für Ärzte (MWBO) bestätigt worden. Die Anforderungen für das Führen einer „Zusatzbezeichnung Homöopathie“ seien in diesem Kontext sogar erhöht worden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte sich auf Nachfrage von DAZ.online in der BMG-Pressestelle nicht zu dem Thema äußern.
4 Kommentare
Naturheilkunde ist nicht Homöopathie
von Michael Butscher am 18.07.2019 um 5:13 Uhr
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Also bitte!
von Stefan Haydn am 16.07.2019 um 17:40 Uhr
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Homöopathie-Evidenz
von Josef H. am 16.07.2019 um 10:32 Uhr
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BW hat auch einen Kulturschamanen
von ratatosk am 15.07.2019 um 18:28 Uhr
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