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- 01.09.2019
- Mein liebes Tagebuch
27. August 2019
Was denken unsere Pharmaziestudierenden über die kommende Apothekenreform? Wie könnte ihrer Meinung nach die Apotheke vor Ort gestärkt werden? In einem Gastkommentar bringen sie das Dilemma mit der Apothekenzukunft auf den Punkt: Es fehlen Regeln für den Rx-Versand, und sie sehen einen halbherzigen Umgang mit dem Thema pharmazeutische Dienstleistungen. Vor allem sollte man die Patienten fragen, welche Dienstleistungen sie erwarten. Und es sollten solche Leistungen der Vor-Ort-Apotheke entwickelt werden, die der Versandhandel nicht so schnell nachmachen könne. Voraussetzung sei zudem, die Ausbildung an die zukünftigen Anforderungen anzupassen, sprich: die Klinische Pharmazie müsse schon im Studium eine größere Rolle spielen und die Studienzeit angepasst werden. Die Meinung der Studierenden zu den geplanten Grippeimpfungen: Apotheker, die impfen möchten, sollten dies tun dürfen. Und die Mehrfachabgabe und die Stärkung des Botendienstes sowie die Einführung des E-Rezeptes sind Schritte in die richtige Richtung, „aber“ ,so fragen die Pharmaziestudierenden, „warum sind diese Schritte so zaghaft?“ Mein liebes Tagebuch, genau das fragen wir auch. Danke an unsere jungen angehenden Pharmazeuten für ihr Statement, mit diesen Fragen sind sie auf dem richtigen Weg. Hoffen wir, dass sie es mit der nächsten Apothekenreform schaffen, diesen Weg weiter zu gehen. Und hoffentlich haben sie dann die Gesundheits- und Berufspolitiker, die ähnlich denken.
Wir wussten gar nicht, dass unsere ABDA so musikalisch ist und auf Dreiklänge setzt: „Wir verfolgen einen Dreiklang an Zielsetzungen“, tönt es laut aus der chicen Berliner Heidestraße. Mit diesem Dreiklang versucht die ABDA abzulenken, wenn man danach fragt, ob sich die Standesvertretung das Rx-Versandverbot wirklich durch ein besseres Honorar hat „abkaufen“ lassen. Mein liebes Tagebuch, mit der Fanfare des Dreiklangs versucht man die an der Basis entstandene Unruhe zu übertönen, die durch Fragen entstanden ist wie: „Haben die Honorar-Anpassungen und die geplante Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen wirklich dafür gesorgt, dass man das Rx-Versandverbot in die hinteren Forderungsreihen stellt?“ Also, eine konkrete Antwort darauf bekommt man aus der Heidestraße nicht, dafür aber ein Dreiklang-Gedöns, das mehr als schräg daher kommt: „Die ABDA verfolgt für die Apothekerschaft seit Jahren einen Dreiklang an Zielsetzungen: Ordnungspolitische Stabilität, wirtschaftliche Fortschritte und eine bessere fachlich-pharmazeutische Perspektive für Apotheker beziehungsweise Apotheken im Gesundheitswesen. Dieser Dreiklang wurde und wird auch im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses zum VOASG verfolgt“, heißt es aus der ABDA-Zentrale für Öffentlichkeitsarbeit. Mein liebes Tagebuch, mit der Musikalität der ABDA ist’s wirklich nicht weit her. In dieser verschwurbelten Tonalität geht’s dann noch ein paar Takte weiter – ohne dass man auf die eigentliche Kernfrage eingegangen ist. Mein liebes Tagebuch, vielleicht kommt der eine oder andere Delegierte ja auf dem Apothekertag auf die Frage zurück und stellt sie dort nochmal.
Ist ja nett gedacht: Kleine Apotheken auf dem Land sollten höhere Honorare durch eine Umverteilung der zur Verfügung stehenden Apothekenhonorare erhalten – meinen die „Basis-Apotheker“. Die Grundidee ihres Konzeptes ist: „Kleine Apotheken mit wenigen Packungen müssen pro Packung eine höhere Vergütung erhalten.“ Genau genommen möchten sie dies über einen gestaffelten Kassenabschlag erreichen, also statt eines Kassenabschlags von 1,77 Euro für alle sollten die Apotheken mit einem unterschiedlichen Abschlag zwischen 0 und 7,50 Euro belastet werden, abhängig von der Zahl der abgegebenen Packungen. 85% der Apotheken würden dadurch entlastet, rechnen sie vor, und für die Kassen wäre das kostenneutral. Mein liebes Tagebuch, man kann ja über viel nachdenken und diskutieren, aber hier fragt man sich doch: Wie gerecht ist eine solche Umverteilung? Warum soll eine Verordnung in einer großen Apotheke weniger wert sein als in einer kleinen? Und letztlich könnten unterschiedliche Kassenabschläge die Kassen reizen, Patienten umzusteuern hin zu großen Apotheken. Vielleicht sollte man nochmal darüber nachdenken und vielleicht auch über andere neue Honorarmodelle…
14 Kommentare
@Herr Herzog
von Karl Friedrich Müller am 01.09.2019 um 17:31 Uhr
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Runde Tische mit vielen eckigen Meinungen ...
von Reinhard Herzog am 01.09.2019 um 15:32 Uhr
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Kommentatoren kommentieren Kommentare ... kommentarlos ...
von Bernd Jas am 01.09.2019 um 15:31 Uhr
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Lieferengpässe
von Peter Ditzel am 01.09.2019 um 15:26 Uhr
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Ursachenbekämpfung
von Reinhard Rodiger am 01.09.2019 um 15:04 Uhr
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@Brigitte Hillner u. MdB Hennrich: Fast richtig, aber ...
von Gunnar Müller, Detmold am 01.09.2019 um 14:04 Uhr
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An Hrn. Hennrich, MdB
von Rolf Lachenmaier am 01.09.2019 um 13:41 Uhr
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Lieferengpässe
von Michael Hennrich am 01.09.2019 um 11:29 Uhr
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Was ich gerne hören würde
von Karl Friedrich Müller am 01.09.2019 um 10:23 Uhr
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Drei Fragen zum Sonntag
von Ulrich Ströh am 01.09.2019 um 9:50 Uhr
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Pressesprecher der Abda
von Conny am 01.09.2019 um 9:32 Uhr
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Berliner Märchenstunde ... wieder mal ein echter „Kern“
von Christian Timme am 01.09.2019 um 9:12 Uhr
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von Anita Peter am 01.09.2019 um 8:23 Uhr
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Wir dürfen nicht, aber andere sollen?
von Brigitte Hillner am 01.09.2019 um 8:13 Uhr
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