- DAZ.online
- News
- 04.09.2019
- Apotheke
- Landratsamt warnt vor ...
Als Nahrungsergänzungsmittel deklariert
Landratsamt warnt vor Defekturen aus schwäbischer Apotheke
Selbst hergestellte Procain- und „Roter-Reisschalen-Extrakt“- Kapseln aus der St. Martins-Apotheke in Jettingen-Scheppach sollen nicht eingenommen werden. Dazu ruft das Landratsamt Günzburg seit dem gestrigen Dienstag auf. Eine Abgabe der Präparate über die Rathausapotheke (Jettingen-Scheppach) und die Stauden-Apotheke (Langenneufnach) könne ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die Kapseln werden aufgrund ihrer Dosierung als gesundheitlich bedenklich eingestuft. Von der Einnahme anderer in den drei Apotheken selbst hergestellten Arzneimittel wird – aufgrund der vorgefundenen Herstellungsbedingungen – ebenso vorsorglich abgeraten.
Von der am 3. September 2019 vom Landratsamt Günzburg herausgegebenen Warnung sind ausdrücklich keine Fertigarzneimittel betroffen. Kunden der St. Martins Apotheke und Rathaus Apotheke aus Jettingen-Scheppach sowie der Stauden-Apotheke aus Langenneufnach werden lediglich gebeten, „noch vorhandene, in den Apotheken selbst hergestellte (Defekturarzneimittel) bei der nächstgelegenen Polizeidienststelle abzugeben. Sollten bereits gesundheitliche Beschwerden durch eine etwaige Einnahme aufgetreten sein, soll der Hausarzt kontaktiert werden.
Konkret geht es um:
- Procain (Inhalt lt. Deklaration: Procain HCl 200 mg, Natriumascorbat ad 400 mg), Inhalt: 100 Kapseln, Datum: 04. Oktober 2018, EXP. 12/20, Ch.-Nr.: 334855
- Roter Reisschalenextrakt, (Inhalt lt. Deklaration: Roter Reisschalenextrakt 300 mg), Inhalt: 90 Kapseln, Datum: 28. Juni 2019, EXP. 07/21, Ch.-Nr.: 342365
Die Produkte wurden in blauen Plastikdosen mit Deckel und gelber Etikettierung (in seltenen Fällen auch weiße Etikettierung) an den Verbraucher abgegeben und sollen nicht eingenommen werden. Das Landratsamt wurde laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen Zeitung nach Hinweisen aus der Bevölkerung aktiv.
Durchsuchungen bereits im Juli
Wie die Pressestelle beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West mitteilt, hatte es bereits im Juli 2019 Durchsuchungen in den drei betroffenen Apotheken und in Privatanwesen durch die Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm sowie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gegeben. Dabei wurden größere Mengen an Ausgangssubstanzen, Verpackungsmaterialien, Endprodukte sowie entsprechende Daten als Beweismittel sichergestellt.
Auch im Online-Handel vertrieben?
Es bestehe der Verdacht, „dass die tatverdächtigen Apotheker aus dem südlichen Landkreis Augsburg sowie aus dem östlichen Landkreis Günzburg über drei Apotheken in den Landkreisen sowie über einen Online-Handel selbst hergestellte Produkte illegal und falsch beworben an ahnungslose Verbraucher verkauft haben.“ Es solle sich nicht, wie beworben, um Nahrungsergänzungsmittel handeln, sondern um Produkte, die unter das Arzneimittelgesetz fallen. Für deren Herstellung liege weder eine Genehmigung vor, noch seien entsprechende Vorschriften bei der Herstellung eingehalten worden. Die Polizei scheint davon auszugehen, dass die Arzneimittel im Rahmen der Defektur hergestellt wurden.
2 Kommentare
Kapseln aus der St. Martins-Apotheke
von Stephanie Bor am 25.09.2019 um 14:48 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Schwäbische Defekturen
von Roland Mückschel am 04.09.2019 um 17:01 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.