Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

15.09.2019, 08:00 Uhr

Vorsicht! Arzneimittelautomaten für Versender – das geht gar nicht! (Foto Andi Dalferth)

Vorsicht! Arzneimittelautomaten für Versender – das geht gar nicht! (Foto Andi Dalferth)


10. September 2019

Was man freilich sehen muss, mein liebes Tagebuch: Auch wenn der Gesundheitsausschuss des Bundestags sich mehr als deutlich pro Rx-Versandverbot ausspricht – die Hoffnungen, dass das Rx-Versandverbot dadurch noch eine reelle Chance bekommt, muss man leider als gering ansehen, wie eine politische Analyse auf DAZ.online zeigt. Denn die politischen Konstellationen in den Ländern werden es vermutlich verhindern, dass sich ein Bundesland auf eine gemeinsame Linie pro RxVV verständigt – und dies wäre die Voraussetzung, dass eine Stimmenmehrheit zustande kommt. Also, es ist mehr als bemerkenswert, dass es in den Ländern eine so starke Bewegung pro RxVV gibt – dass es letztlich nicht reichen wird, etwas zu ändern, ist mehr als schade, aber den demokratischen Spielregeln geschuldet. Was bleiben wird: Der sichtbare Wille und Ausdruck, dass nur ein RxVV eine echte Gleichpreisigkeit erhalten könnte. Wenn wir dann in fünf oder zehn Jahren vor dem Scherbenhaufen unseres Arzneimittelpreissystems stehen, dann mag der eine oder andere sich gerne an diesen Herbst erinnern… – wir hätten etwas bewegen können.

 

Schon klar, dass der Bundesverband Deutscher Versandapotheken zum RxVV eine andere Meinung hat. Er ist überzeugt: „Deutsche Bürger wollen Arzneimittelversand“. Er bezieht sich dabei auf eine Umfrage, wonach 68 Prozent der Deutschen den Arzneimittelversand begrüßen und sogar 80 Prozent der Ansicht sind, das der Versand die pharmazeutische Versorgung außerhalb der Ballungszentren erleichtern könne. Und natürlich finden 72 Prozent der Befragten die Rx-Boni gut (was, wie lustig, nur 72 Prozent?). Mein liebes Tagebuch, keiner kann und wird unseren Bürgerinnen und Bürgern den Versand von OTC-Arzneimitteln nehmen wollen. Es geht hier um Rx-Arzneimittel, die eine stärkere Beratung und Betreuung erfordern, die der Versand nicht leisten kann. Ganz abgesehen davon, dass der künftige Rx-Versand samt wachsweicher Gleichpreisigkeit unser Apothekensystem in der jetzigen Form schon bald verändern wird – mit negativen Folgen für die Arzneimittelversorgung. Das werden nicht nur die Vor-Ort-Apotheken zu spüren bekommen, sondern auch die Versender.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

was mich interessieren würde:

von Jens Maier am 16.09.2019 um 14:54 Uhr

- Röntgenkontrastmitttel. Lt Presse erhalten ein kleiner Teil (!) der Ärzte rund 200 Mio € zuviel Vergütung, weil sie die Kontrastmittel zu Mondpreisen abrechnen. Die AOK BW (!) wehrt sich sogar mittels Rechtsanwalt gegen die Herausgabe der Daten, obwohl ein recht auf Einsicht besteht.
Wollte die gesamten Apotheken 200 Mio mehr, würden die KK Sturm laufen. Was soll das? Den einen, die schon viel haben, hinter her geworfen, denen, die es brauchen könnten, verweigert? Was für eine Mauschelei läuft da, wenn sogar ein Anwalt eingeschaltet wird? was wird vertuscht? Ausgerechnet bei der AOK BW, dessen Hermann keine Gelegenheit auslässt, bei uns zu sparen?
- angeblich soll unser Gesundheitsminister und Oberdigitalisierer 51% an der Gematik halten? Ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen Mittel zum Zweck, nämlich Spahn reich zu machen? Wie kann einer, der, ähnlich wie bei verbotenen Insidergeschäften, unmittelbar Vorteile von seinem Amt hat, noch Entscheidungen fällen dürfen? die ihm nutzen? Zum Wohl des Volkes? Eher nicht.
Aus seiner (früheren ?) Verbindung zu Max Müller könnte man unterstellen, dass wie dort Spahn Amt und Geschäft (Bereicherung) nicht auseinanderhalten kann.

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"Und täglich grüßt das Murmeltier"

von Karsten Wurzer, kohlpharma am 16.09.2019 um 10:37 Uhr

Lieber Herr Ditzel, wir kennen uns schon eine Weile und ich schätze Sie als ausgewiesenen und erfahrenen Fachjournalisten und ich schätze die DAZ im Grundsatz als ein wichtiges Gegengewicht zur PZ.

Leider ist mir bei der gestrigen Lektüre Ihres Tagebuches als erstes der schräg genial Film mit Bill Murray über den Murmeltiertag in Punxsutawney in den Sinn gekommen.
Leider fehlt Ihren ständigen Wiederholungen das geniale und es ist seit einiger Zeit nur noch schräg.

Entgegen Ihren mandraartig wiederholten Vorwürfen gegen den Arzneimittel-Import, müssten und sollten Sie doch selbst ganz genau wissen, dass dies gelinde gesagt Blödsinn ist.
Dass die Politik die Streichung der Importklausel aufgegriffen hat bzw. aufgreifen musste, war in der Lobby gesteuerten Skandalisierung beginnend im Brandenburger Gesundheitsministerium, einiger Standesvertreter und der Pharma-Lobby im Hintergrund geschuldet. Rechtzeitig zur entscheidenden Phase haben sich die verantwortlichen Politiker im Bund und in den Ländern von den Fakten "beeinflussen" lassen und den unsinnigen Feldzug einer Landesministerin gestoppt.

Die Gegner aus dem Kassenlager waren überschaubar. Es gibt da nur den einen letzten Kassenfürsten aus Stuttgart, der mit verstecktem "Pluralis Majestatis" gerne seine persönliche und singuläre Meinung als universal darstellte.

Die neuen Regeln haben auch nicht die Importeure gemacht, sondern der DAV und der GKV Spitzenverband. Das GSAV folgte dieser Einigung. Dass wir über Verkomplizierungen und mehr Aufwand für Apotheker und Importeure nicht jubeln, haben wir mehrfach zum Ausdruck gebracht. Gerne hätten wir das auch in einem umfassenden und einordnenden Interview mit der DAZ gemacht. Das Angebot ist noch immer unbeantwortet. Aber anstatt mit uns zu sprechen und Lösungen zu diskutieren, wird nur destruktiv über uns geredet.

"Billiglohnländern die Arzneimittelbestände" wegkaufen ist Boulevardniveau und entbehrt den Fakten und nicht nur Importe, sondern auch die Originale und Generika und alles andere, was Sie und ich jeden Tag konsumieren, wird von irgendwo nach irgendwo transportiert.

Sicherheit und Wirksamkeit sowie signifikante Einsparungen aus Preisunterschieden und Wettbewerb sind nachgewiesenermaßen vorhanden. Daher präzisiert und steuert das Sozialrecht Sparinstrumente wie Festbeträge, Generikausschreibungen und eben auch die geregelte Abgabe von Importen.

Lieber Herr Ditzel, und wie passt das in unsere Zeit?
Sehr gut!

Eine kleine Metapher zum Schluss:
Momentan wollen interessierte Kreise SUVs verbieten. Anlass ist ein tragischer Unfall, der das Leben Unschuldiger kostete. Auch bei diesem Thema treiben Lobbyisten erneut die eh angeschlagene Automobilindustrie auf den Baum, assistiert von einer Skandalisierungspresse, die immer weniger ausgewogen analysiert und abwägt. SUV sind nämlich nicht mehr und nicht weniger an Unfällen beteiligt als anderen Fahrzeugklassen. Wenn überhaupt sind einzelne Fahrzeughalter bzw. Fahrer das Problem, nicht ein bestimmtes Auto oder eine Autoklasse.
Daher werden diese künstlich gesteuerte Aufregung und die erhitzten Gemüter sich auch hier bald wieder abkühlen.

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AW: Und täglich grüßt das kritische Murmeltier ...

von Christian Timme am 17.09.2019 um 7:25 Uhr

Wenn Nagetiere nicht schlafen ... sondern Fragen stellen ...

Nicht klatschen!

von Dr. Radman am 15.09.2019 um 13:06 Uhr

Schaffen wir es in diesem DAT nicht ein einziges mal zu klatschen, nicht für Friedemann, nicht für Becker und nicht für Spahn, als Ausdruck unserer Empörung über ihres Scheiterns in der RXVV? . Können wir das? Einfach die Hände zubinden und nicht klatschen. Das wird Wirkung haben.

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AW: Nicht klatschen

von Conny am 15.09.2019 um 13:11 Uhr

Von was träumen Sie nachts ?

AW: Nicht klatschen

von Wolf Wagner am 16.09.2019 um 7:39 Uhr

Eine tolle Idee. Unbedingt befolgen.

Kritische Fragen

von Conny am 15.09.2019 um 9:10 Uhr

Dieser Klatschverein ?

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Schaut denn keiner in die Zukunft?

von Ulrich Ströh am 15.09.2019 um 8:21 Uhr

Die Spahnsche Gleichpreisigkit von heute ist der juristische Auslöser der nächsten Apothekenkrise in tausend Tagen.

Das ist richtig,.
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ob einer der 300 Delegierten des DAT das beim Besuch von Jens Spahn auch so sieht, und wagt , eine kritische Frage zu stellen ?

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Die Grünen

von Anita Peter am 15.09.2019 um 8:19 Uhr

Die Grünen predigen buy local und prangern die verheerende CO2 Bilanz an. Gleichzeitig stemmen sie sich gegen ein RXVV. Finde den Fehler.

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