B. Hoffmann (Grüne) zum Klimaschutz in der versorgung

„Wir brauchen neue Regeln für den Versandhandel!“

Berlin - 02.10.2019, 07:00 Uhr

Die Grünen-Gesundheits- und Klimaexpertin Bettina Hoffmann erklärt im DAZ.online-Interview, dass sie für neue Regeln im Versandhandel einsteht, unter anderem eine gerechtere Steuerpolitik. Außerdem verlangt sie höhere CO2-Preise. (b/Foto: Grünen Bundestagsfraktion)

Die Grünen-Gesundheits- und Klimaexpertin Bettina Hoffmann erklärt im DAZ.online-Interview, dass sie für neue Regeln im Versandhandel einsteht, unter anderem eine gerechtere Steuerpolitik. Außerdem verlangt sie höhere CO2-Preise. (b/Foto: Grünen Bundestagsfraktion)


Grüne: Mit höheren CO2-Preisen Probleme lösen

DAZ.online: Auch hierzulande werden Apotheken mehrfach täglich von Großhändlern beliefert, auch so entstehen Millionen von Straßenkilometern. Ihr CDU-Kollege Michael Hennrich hat zuletzt hinterfragt, ob man die Anzahl der Touren nicht reduzieren könnte. Wie sehen Sie das?

Hoffmann: Zunächst einmal ist es wichtig, dass Menschen die beste Versorgung mit notwendigen Medikamenten zu jeder Zeit bekommen. Eine gesetzliche Regelung zur Regelung der Touren halte ich derzeit für falsch. Es ist schlicht ein ehrlicher CO2-Preis notwendig. Dieser hätte Lenkungsfunktion. Wenn der einzelne Kilometer die Kosten für das Klima korrekt abbildet, dann macht es auch betriebswirtschaftlich Sinn, mehrere Lieferungen zusammenzufassen oder dezentrale Lager zu schaffen, die ebenfalls eine schnelle Lieferung gewährleisten.

DAZ.online: Wenn es höhere CO2-Preise geben soll, damit auch im Großhandel seltener mit fossilen Brennstoffen betriebene Fahrzeuge genutzt werden, muss es eine Alternative geben – die Menschen müssen ja mit Arzneimitteln versorgt werden. Welche alternativen Mobilitätsideen haben Sie?

Hoffmann: Die Praxis der täglichen Mehrfach-Lieferungen von Pharmagroßhändlern ist mit den Jahren gewachsen. Grundsätzlich lohnt es sich ab und zu mal gewachsene Strukturen oder Verhaltensweisen zu überdenken. Ich fände es gut, wenn sich die Apotheken mit den Großhändlern an einen Tisch setzen und das Problem gemeinsam besprechen. Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln würde wohl nicht gefährdet, wenn der Großhändler nur dreimal am Tag liefern würde. Tatsächlich gibt es durchaus Pharmagroßhändler, die weniger Touren fahren. Vielleicht ist es auch möglich, Liefer-Kooperationen zwischen den Großhändlern einzugehen. Betriebswirtschaftliche Entscheidungen dazu müssen aber von den Firmen selber getroffen werden.

DAZ.online: Laut ABDA profitieren im Jahr etwa 250.000 Menschen, die nicht mobil sind, von Apotheken-Botendiensten. Sollten Apotheken vielleicht Anreize für den Kauf eines E-Mobils erhalten, um auch hier die Treibhausgase zu reduzieren?

Hoffmann: Zunächst: Die Stärkung des Botendienstes als eine Versorgungsform der Präsenzapotheken halte ich für sehr sinnvoll. Das ist besonders wichtig im ländlichen Raum. Der Botendienst ist zudem eine echte Alternative zur Versandapotheke, denn die Wege sind kürzer. Ideen zur Vermeidung von CO2 auf kurzen Strecken gibt es viele. Wir Grüne schlagen in der Tat eine Umstellung der Kfz-Steuer mit einem deutlichen Bonus für E-Autos vor. Daneben brauchen wir auch mehr Investitionen in ein Netz von Ladesäulen. Für die Logistik innerhalb der Stadt bieten auch Lastenräder mit Elektroantrieb große Chancen. Sie sind eine echte Alternative zu den vielen Kleintransportern, die unsere Innenstädte verstopfen. Wir Grünen wollen die Verlagerung von Transporten aufs Rad unterstützen und dazu ein Bundesprogramm starten, mit dem 250.000 Lastenräder gefördert werden. In Berlin beliefern verschiedene Paketdienste bereits Mikro-Depots und teilen sich dann die Kosten für die Lieferung auf der letzten Meile per E-Lastenrad. Solche Entwicklungen müssen weiter gefördert werden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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8 Kommentare

Die Grünen verraten sich selbst wieder mal

von ratatosk am 02.10.2019 um 18:18 Uhr

Steuerunterschiede - ja und was tun die Grünen nichts !
Versand bequen - aha !

Das übliche Gewäsch, aber die Prozente geben den leeren Schwätzern eben recht

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Ich kann es nicht mehr hören!

von Stefan Haydn am 02.10.2019 um 17:25 Uhr

Auch hier wieder dieses unreflektierte "grüne Geschwätz"
E-Autos verursachen genauso Reifenabrieb wie Verbrenner, wenn nicht sogar noch mehr durch schnelleres Beschleunigen. Und Reifenabrieb ist der größte Feinstaubverursacher, aber immer die bösen Stickoxide.
Solange Strom für e-Autos nicht per Wind-Sonne-Wasser-Atomkraft erzeugt wird entstehen auch Stickoxide.
Man verlagert die nur, stört halt keinen von den "Grünen" getreu dem Motto "Aus den Augen aus dem Sinn".

Immer wird vom immobilen Patienten geschwurbelt, der wird schon längst vom Botendienst der Apotheke versorgt auf Wunsch!
Es geht beim online-Versand nur um Bequemlichkeit/Faulheit und maximales Sparen.
Es stände den Grünen gut dies nicht länger zu verleugnen oder schön zu reden!

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Gefährliche Öko-Diskussion ...

von Reinhard Herzog am 02.10.2019 um 10:42 Uhr

Ich wäre sehr vorsichtig, das Öko-Thema bei der Arzneimitteldistribution auf der Metaebene und nur auf der Basis von Viertel-Wissen zu überhöhen und den Versand aus reinem Konkurrenz-Beissreflex heraus von vornherein in die gewünschte Ecke zu stellen.

Wenn sich da mal jemand hinterklemmt und das sauber analysiert, droht womöglich eine noch ärgere Klatsche wie mit dem 2HM-Gutachten.

Die Zielgröße wäre eben der CO2- und Schadstoffausstoß sowie sonstiger Ressourcenverbrauch je Packung.

Und da sieht es für den stationären Handel gar nicht so gut aus. Mit zu berücksichtigen sind auch die Wege der Kunden.

Das Thema Verpackung ist sicher ein ernstes.
Bei Verzicht auf Kunststoffe sowie durch Einsatz recylebarer, naturnaher Materialien kann man dem jedoch auch die Spitze nehmen.

Kapitalagglomeration und Marktanteilsverschiebung in der Digitalwelt ("the winner takes it all ...") samt Konsequenzen für Steuern, lokale Infrastruktur, Arbeitsplätze etc. sind noch einmal eine ganz andere (Groß-)Baustelle ...

Vielschichtiges Thema, und am Ende eines der politischen Prioritätensetzung.

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AW: Gefährliche Öko-Diskussion

von Anita Peter am 02.10.2019 um 11:22 Uhr

Das Arbeiten mit falschen Parametern und falschen Annahmen nennen Sie eine Klatsche für uns?
Eine Klatsche ist es, dass die ABDA das Gutachten nicht in seine Einzelteile auseinandergenommen hat, bzw. kein Gegengutachten erstellen lies.

Grünes Missverständnis

von Reinhard Rodiger am 02.10.2019 um 10:12 Uhr

Frau Hoffmann denkt nicht an die Kleinbetriebe, die massgeblich für das Funktionieren sind.Sie sind Kernbestandteil der Infrastruktur.Eintreten für Diversität war mal ein Markenzeichen der Grünen.Ein Votieren für den Versand vor allem durch Verzicht auf Gleichbehandlung bedeutet die Umverteilung von Millionen zusätzlicher Einzellieferungen, die dafür sorgen,dass die Innenstädte noch mehr unter Druck kommen.Zweiseitig durch die Fahrzeuge der Liefersklaven und durch Abbau der Infrastruktur.Letzteres ist besonders auf dem Land wirksam und nicht mit Digitalsteuern zu verhindern, die dem Betrieb nicht zugute kommen.Falls sie überhaupt Realität werden.Nicht zu vergessen ist, dass der Versand gerade in Ballungsgebieten zunehmen soll.Die Langstrecken sind weniger rentabel.
Es braucht Regeln und Massnahmen gegen die desaströse Wirkung kapitalgesteuerter Verdrängungsstrukturen und Umverteilungsmechanismen zugunsten weniger.Gegen deren Förderung ist kein Kleinbetrieb überlebensfähig, vor allem, wenn seine Lebensbasis stetig aus Bequemlichkeit stetig verkleinert wird.Er soll sich kleinteilig bewähren, während seine Entfernung Kernpunkt der Politik ist.Apotheken sind nur sehr transparent zu sehen, wie unter dem Brennglas. Es zeigt den Zerstörungswillen des Kapitals.Der Brandbeschleuniger ist die Digitalisierung.Deren Hauptzweck ist Personalersparnis mit der Folge der Arbeitsverdichtung.Dies erhöht nachweislich die Fehlerquote.
Es ist einfach Heuchelei, von der Konkurrenzfähigkeit von Einzelunternehmen gegen fremdkapitalgesteuerte Oligopole
auszugehen.Die Freigabe des OTC-Versands hat die Ertragsstruktur der Apotheken nachhaltig gemindert und ist vergessene Mitursache des wirtschaftlichen Schiefstands.
Die erlebte Bevorzugung des Auslandsversands hat die gleiche Wirkung, denn die Prinzipien sind dieselben.

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Die Grünen

von Anita Peter am 02.10.2019 um 9:24 Uhr

Aufgrund der verheerdener CO2 Bilanz der Versender ( Umverpackung ! ) können die Grünen nur für ein RXVV sein. Alles andere ist heuchlerisch!

Da Frau Baerbock aber den Strom im netz speichern will, im Akku lauter Kobolde hat und ihr Kollege keinen blassen Schimmer von der Pendlerpauschale hat, erwarte ich von den Grünen nichts Substantives.

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Resumee

von Roland Mückschel am 02.10.2019 um 9:15 Uhr

Was hat sie gesagt?
Nur Geschwätz.

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So weit, so gut...

von Beobachter am 02.10.2019 um 8:59 Uhr

Ich stimme in vielen Punkten überein. In einem Punkt bin ich allerdings anderer Meinung.
"Hoffmann: Fakt ist doch: Der Versandhandel ist für viele Menschen eine Entlastung. Ohne Zweifel ist es bequem von zu Hause aus genau das Produkt zu bestellen und sich liefern zu lassen, das man haben möchte. Etwa für mobilitätseingeschränkte oder chronisch kranke Menschen, die bestimmte Medikamente regelmäßig benötigen. Immer mehr junge Menschen verzichten auch auf ein eigenes Auto. Da ist es natürlich, dass sie sich häufiger etwas liefern lassen. Das ist nicht unbedingt schlecht."

Kranke müssen auch irgendwann zum Arzt. Und kommen mit Sicherheit an einer Apotheke vorbei. Genauso junge Menschen, die auf ein Auto verzichten. Das sind im Wesentlichen Menschen aus der Stadt, die aber auch irgendwie mobil sind. Sei es mit dem ÖPNV, Fahrrad usw. Zum Einkaufen kommen sie auch. Und die großen Supermörkte liegen meist am Rand der Stadt. Also geht es hier auch ohne Versandhandel. Und Medikamente sind wesentlich handlicher und kleiner zu transportieren, als ein Fernseher oder der Wocheneinkauf im Supermarkt.

Nein, den Versand von Medikamenten braucht man definitiv nicht. Es gibt überhaupt keinen Grund oder Notwendigkeit dafür.
Botendienst mir E-Fahrzeugen gegen eine geringe Schutzgebühr. --> Weniger CO2, weniger Feinstaub, kein Verpackungsmüll, persönliche Ansprache, Lieferung innerhalb weniger Stunden, mehr Sicherheit,...

Liebe Grüne, warum versteht ihr das nicht? Es ist doch so einfach!

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