Fünf Jahre nach dem Pilotprojekt

Arzneimittelversorgung und mehr – hat die Paketdrohne eine Zukunft?

Juist/Stuttgart - 07.10.2019, 12:44 Uhr

Eine Paketdrohne von der Deutschen Post belieferte 2014 mehrere Monate lang eine Apotheke auf Juist mit Medikamenten. Was ist daraus geworden? (Foto: Nikolai Wolff / Fotoetage / dpa)

Eine Paketdrohne von der Deutschen Post belieferte 2014 mehrere Monate lang eine Apotheke auf Juist mit Medikamenten. Was ist daraus geworden? (Foto: Nikolai Wolff / Fotoetage / dpa)


„Für die Notfallversorgung sollte man auf jeden Fall Drohnen einsetzen“

Welchen Nutzen könnten Paketdrohnen haben?

Insel-Apotheker Hrdina ist seit der Erfahrung auf Juist Drohnen-Fan. „Für die Notfallversorgung sollte man die auf jeden Fall einsetzen“, erklärt er. Doch auch in der regulären Paketzustellung können Drohnen sinnvoll sein. Sie erreichen auch abgelegene Orte, etwa auf Inseln oder in eher wenig besiedelten Bergregionen. „Da ist das Konzept auf jeden Fall zu begrüßen“, sagt eine Sprecherin des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik.

Und welche Nachteile sind damit verbunden?

Für den Massenversand eignen sie sich nicht, da sind sich die Beteiligten einig. Bei mehr als drei Milliarden Paketen pro Jahr wäre der Luftraum vollkommen überlastet. „Stellen Sie sich mal vor, da würden Millionen Drohnen in der Luft fliegen“, erklärt Anne Putz vom Logistikunternehmen GLS: „Da wäre der Himmel ja schwarz.“ Auf Juist habe es vor allem Sicherheitsbedenken gegeben, erzählt Erich Hrdina. Keiner wollte unbemannte Fluggeräte über seinem Kopf schwirren haben. Hinzu kommt, dass die Regeln für Drohnenflüge in Deutschland bisher sehr streng sind. Bei dem Versuch auf Juist musste jeder der insgesamt 40 Flüge einzeln genehmigt werden.

Wie steht die Logistikbranche zu dem Thema?

In der Zustellerbranche ist von einem Drohnen-Hype nicht viel zu spüren. Die Sprecherin des Bundesverbands sagt: „Drohnen sind ein Randthema bei der Zustellung von Paketen.“ Auch Unternehmen wie Hermes oder GLS stehen dem Thema eher skeptisch gegenüber und haben keine Entwicklungsprojekte mit Drohnen laufen. „Ein schönes PR-Thema,“ meint Anne Putz, „aber keines für GLS.“

Werden Drohnen bald den Lieferverkehr in den Innenstädten entzerren?

Eher nein. Fünf Jahre nach dem Testflug auf Juist setzen die Logistiker auf E-Fahrzeuge oder Lastenräder. „Das sind alles Dinge, die für uns in Richtung Emissionsfreiheit auch einfacher umzusetzen sind“, sagt Sebastian Kaltofen vom Paketzusteller Hermes. Das sieht auch der Bundesverband so. Statt über Drohnen zu reden, könne man den Stadtverkehr ganz konkret entzerren, indem man beispielsweise mehr Packstationen einrichten würde, heißt es dort.



dpa-afx / jb
redaktion@daz.online


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