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Neue WHO-Studie
Rauchstopp mindestens vier Wochen vor OP
Wer rechtzeitig vor einer geplanten Operation das Rauchen aufgibt, verbessert die Wundheilung und senkt das Risiko für Infektionen. Die Weltgesundheitsorganisation hat jetzt die Ergebnisse einer neuen Studie dazu veröffentlicht.
Wundheilung ist ein Prozess, der dem Körper viel Energie abverlangt: Angefangen mit der Hämostase, der Blutgerinnung, über die Immunabwehr, um in Wunden eingedrungene Erreger abzufangen und zu eliminieren, bis hin zur Ausbildung neuer Zellen, die die Wunde wieder verschließen und alle gestörten Funktionen wieder aufnehmen. All diese Prozesse benötigen Nährstoffe, Energie – und das heißt auch viel Sauerstoff. Das gilt natürlich auch dann, wenn etwa ein Schnitt in den Körper der eigentlichen Heilung dienlich ist wie bei einer geplanten Operation.
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Daraus lässt sich folgern, dass die Wundheilung und auch die Abwehr von Infektionen nach einer OP dann besonders schwierig ist, wenn Nährstoffe oder Sauerstoff fehlen. Eine Gruppe von Menschen, bei denen beides im Blut signifikant und erwiesen weniger vorhanden ist, sind Raucher. So ist es naheliegend, wenn die Weltgesundheitsorganisation WHO nun mit der Veröffentlichung der Ergebnisse eines Studien-Reviews noch einmal explizit darauf hinweist, dass Raucher im Gegensatz zu Nichtrauchern ein signifikant höheres Risiko für Komplikationen nach einer geplanten Operation haben. Neben vermehrten und schwereren Infektionen sowie gestörter Wundheilung sind dies auch eine beeinträchtigte Herz- und Lungenfunktion.
Vorteile des Rauchstopps bestehen bis zu 6 Monate nach OP
Der Review, der gemeinsam von der WHO, der australischen Universität Newcastle sowie dem Weltverband der Anästhesisten (World Federation of Anaestesiologists WFSA) durchgeführt wurde, zeigt nun aber auch, dass ein Rauchstopp bis zu vier Wochen – oder mehr – vor einer geplanten Operation das Risiko für Komplikationen der Raucher bis zu sechs Monate nach der OP deutlich senken kann.
Die Forscher untersuchten im Rahmen ihrer Meta-Studie dabei mehrere hundert seit dem Jahr 2004 erschienene Studien, die etwa die Daten zur Wundheilung oder dem Auftauchen schwerer Komplikationen wie etwa Wund- und systemische Infektionen nach einer OP bei Rauchern und Nichtrauchern verglichen.
Jede weitere Woche Rauchstopp zählt
Neben der Feststellung, dass Raucher im Vergleich zu Nichtrauchern evident schlechtere Werte, also längere und schwierigere Wundheilung und mehr und schwerere Infektionen aufweisen, fanden die Forscher, dass statistisch jede Woche, die über die vier Wochen vor der OP hinaus nicht geraucht wurde, alle erhobenen Werte um rund 19 Prozent verbesserte. Auch den Fakt, dass Patienten, die das Rauchen aufgegeben haben, weniger Komplikationen bei der Anästhesie hatten, machte die WHO mit dem Review noch einmal deutlich.
„Mit dieser Gesamtbetrachtung verschiedener Studien ist die Evidenz der zum Teil bereits länger bekannten Fakten nun noch etwas deutlicher“, sagt Prof. Dr. Stefan Andreas, Ärztlicher Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen und Leiter des Bereichs Pneumologie an der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Uniklinik Göttingen, als Experte für die Deutsche Lungenstiftung. Die darin organisierten Lungenfachärzte weisen unter anderem im Portal Lungenärzte im Netz bereits seit längerem darauf hin, dass ein Rauchstopp mindestens vier Wochen vor der OP die Wundheilung verbessert und das Risiko von Infektionen deutlich senkt.
So beeinflusst Rauchen die Wundheilung
Ursächlich für die schlechteren Bedingungen bei Rauchern sind dabei viele Faktoren, die mit den Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im Rauch einhergehen. An erster Stelle stehen laut WHO und den Lungenexperten aber insbesondere das Kohlenmonoxid im Tabakrauch. Dieses und Nikotin senken den Gehalt an Sauerstoff im Blut. Bereits eine Zigarette, so betont die WHO, können auch bereits die Fähigkeit des Körpers deutlich senken, notwendige Nährstoffe für die Heilung bereitzustellen.
Bei langjährigen Rauchern kommen Effekte hinzu wie etwa eine geringere Sauerstoffaufnahme bereits in den Lungen durch deren Schädigung sowie die hemmenden Effekte auf die umgebende glatte Muskulatur der Gefäße, so dass deren Verengung oder Weitung gestört ist, erklären sowohl die WHO als auch Lungenexperten wie Professor Andreas. Neben der Wundheilung und einer erhöhten Anfälligkeit für Herz- und Lungenprobleme besonders nach einer OP ist auch das Immunsystem durch die Effekte des Rauchens unterdrückt, was schwere Infektionen begünstigt.
Tabakentwöhung im Krankenhaus etablieren
Aus der WHO-Zusammenfassung der Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre solle man nun Schlüsse ziehen, sagt etwa Andreas für die Deutsche Lungenstiftung. „Es gibt bereits seit längerem Bemühungen, eine Tabakentwöhnung im Krankenhaus zu etablieren“, berichtet er. Dabei sei eine entsprechende Begleitung der Raucher durch Personal des Gesundheitswesens wünschenswert. „Es sollten auch Finanzierungsmöglichkeiten für eine solche Entwöhnung durch die Krankenkassen geben“, sagt er.
Auch Katrin Schuller, Mitarbeiterin des Deutschen Krebsforschungs-Zentrums DKFZ, fordert etwa mehr Aufklärung für medizinisches Personal über das „Operationsrisiko Rauchen“. Das DKFZ macht auf dieses ebenfalls seit längerem unter anderem in seinem Webauftritt aufmerksam. Als problematisch sieht die Einrichtung, dass Studien zufolge Ärzte zwar fast immer den Rauchstatus ihrer Patienten abfragten, aber nur ein Drittel der Ärzte vor einer OP vom Rauchen explizit abrieten. „Da braucht es mehr Schulung und Aufklärung in der medizinischen Ausbildung“, sagt Schuller. Krankenhäuser sollten ihrer Meinung nach komplett rauchfrei sein und flächendeckend ein Rauchstopp für Patienten vor Operationen gefordert werden.
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Auch die WHO stellt abschließend in ihrem Review fest, dass Ärzte, Schwestern und Pfleger – aber auch die Familien – wichtig seien, Patienten dabei zu unterstützen, mit dem Rauchen insbesondere vor einer Operation aufzuhören. Entsprechend zitiert der Bericht Shams Syed, Koordinator des WHO-Bereichs „Qualität der Pflege“.
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