Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.01.2020, 08:00 Uhr

Unsäglich! Die ABDA traut sich nicht, einen Pharmaziestudenten vor dem Petitionsausschuss fürs Rx-Versandverbot zu unterstützen! (Foto: Andi Dalfert)

Unsäglich! Die ABDA traut sich nicht, einen Pharmaziestudenten vor dem Petitionsausschuss fürs Rx-Versandverbot zu unterstützen! (Foto: Andi Dalfert)


Zurzeit sind Bühler-Wochen! Der tapfere Pharmaziestudent Benedikt Bühler kämpft, von der ABDA alleine gelassen, auf einsamer Flur für die Gleichpreisigkeit und ein Rx-Versandverbot. Mit seiner Bitte an die ABDA um Überlassung dreier Gutachten hat er das kalte Gesicht der Macht bloßgelegt: Die ABDA sagt Nein und verweigert ihm die Gutachten. Und obwohl sogar mehrere Kammern und Verbände die Zentrale offiziell aufforderten, Bühler zu unterstützen und ihm den Rücken zu stärken: Das ABDA-System bleibt beim Nein. Außerdem nimmt kein ABDA-Vertreter an der Bühler-Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestags teil – aber Jens Spahn! 

20. Januar 2020

Ein wackerer Pharmaziestudent bittet die ABDA höflichst um die drei Gutachten zum Rx-Versandverbot, die unsere Berufsvertretung von Mitgliedsbeiträgen hat erstellen lassen. Es ist nur ein kleines bescheidenes Anliegen – und die ABDA bekommt Hitzewallungen! Für seine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, wo er am 27. Januar seine Petition zur Forderung des Rx-Versandverbots erläutern darf, bräuchte der Pharmaziestudent Benedikt Bühler diese drei Gutachten, die von der ABDA im Auftrag erstellt wurden und gute Gründe zur Einführung eines Rx-Versandverbots darlegen. Doch die ABDA mauert. Nein sagt sie, die Gutachten geben wir nicht heraus. Es mache keinen Sinn, das Rx-Versandverbot jetzt noch zu promoten, ließ ABDA-Sprecher Kern wissen: „Die verfasste Apothekerschaft hat das Rx-Versandverbot mangels Realisierungschance zugunsten einer Absicherung der Gleichpreisigkeit über das Sozialrecht zurückgestellt.“ Nun ja, mein liebes Tagebuch, was der ABDA-Sprecher nicht sagt, ist die Tatsache, dass die „verfasste Apothekerschaft“ das Rx-Versandverbot auch als Handlungsoption bezeichnet hat. Also, so ein kleines Hintertürchen wollte sich sogar die ABDA-Mitgliederversammlung denn doch noch aufhalten – und vor diesem Hintergrund ist die super-sture Haltung der ABDA-Spitze so gar nicht verständlich. Diese Haltung können auch einige Kammern und Verbände, einige ABDA-Mitglieder überhaupt nicht verstehen. So fordert der Vorstand des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe die ABDA in einem Brief an den geschäftsführenden Vorstand auf, dem Pharmaziestudenten Bühler die Gutachten zur Verfügung zu stellen. Verbandschef Klaus Michels und sein Vorstand sehen in der Weigerung der Herausgabe sogar einen Widerspruch zur Beschlusslage der ABDA. Denn das Rx-Versandverbot bleibe eine Handlungsoption! Außerdem macht der Apothekerverband Westfalen-Lippe darauf aufmerksam, dass die Gutachten aus Beiträgen bezahlt worden seien und sie im Interesse der Mitglieder zu verwenden seien. Danke an den AVWL, mein liebes Tagebuch, für diese klaren Worte! Ein Lichtblick: Da die Gutachten an alle ABDA-Mitgliedsorganisationen übersandt wurden, könne man davon ausgehen, dass sie bereits kursieren – Bühler hat sie nach eigenen Angaben bereits zugespielt bekommen. Aber die offizielle Überlassung wäre natürlich ein gutes Zeichen der ABDA gewesen. Mein liebes Tagebuch, wer wissen möchte, was Bühler am 27. Januar im Petitionsausschuss im Bundestag sagen wird, wie es danach weitergehen wird, und was daraus entstehen könnte: Auf PTAheute-online und DAZ.online steht ein Podcast mit Bühler, in der er auch von seinem Besuch bei der ABDA berichtet.


Die technischen und organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung des E-Rezepts laufen. Da steht wohl noch eine Menge an Arbeit an. Wo’s derzeit ganz offensichtlich klemmt, sind einige gesetzliche Maßnahmen, die dringend beschlossen werden sollten, bevor die E-Rezepte durchs Netz flitzen. Die ABDA fordert beispielsweise, es sollte gesetzlich festgelegt werden, dass es für die E-Rezept-Übermittlung nur einen Transportweg gibt – nämlich den über die eigene App des Deutschen Apothekerverbands. Ob das so sein wird, ist noch offen. Noch weitaus dringender aber ist ein gesetzlich zu beschließendes Makelverbot: Interessierte Kreise sollten mit der Vermittlung von digitalen Rezepten im Netz kein Geld verdienen dürfen. Es darf nicht sein, dass z. B. Ärzte oder Krankenkassen oder andere Personen die Rezepte zu wohlgesinnten Versandapos umleiten. Die Bundesregierung hat Verständnis für ein Makelverbot und es daher bereits im Apotheken-Stärkungsgesetz vorgesehen. Dumm nur, mein liebes Tagebuch, dass dieses Gesetz derzeit bei der EU-Kommission auf Eis liegt. Die EU-Kommission will sich nämlich das in diesem Gesetz enthaltene Rx-Boni-Verbot anschauen, ob es mit EU-Regelungen vereinbar ist. Da man nicht vorhersehen kann, wie lange dieser Prozess des Prüfens bei der EU dauert, wäre es sinnvoll, wenn das Makelverbot aus dem Apotheken-Stärkungsgesetz ausgegliedert werden könnte. BAK-Vize-Präsident Thomas Benkert forderte auf dem Pharmacon in Schladming, das Verbot aus dem Apotheken-Stärkungsgesetz zu entfernen und in das von Minister Jens Spahn geplante zweite Digitale Versorgung Gesetz (DVG) einzufügen. So sollte es sein! Also, mein liebes Tagebuch, da sollte sich die ABDA doch mal richtig anstrengen und darauf hinwirken, dass das so kommt.

 

Auch das forderte BAK-Vize Thomas Benkert zur Eröffnung des Fortbildungskongresses im Österreichischen Wintersportort: eine neue Approbationsordnung! Sie ist überfällig, ist Benkert überzeugt. Vor allem sollten klinisch-pharmazeutische und pharmakologische Inhalte intensiviert werden, außerdem "interprofessionelle Anteile in der Ausbildung sowie eine möglichst kompetenzorientierte Vermittlung von Ausbildungsinhalten". Klingt gut und nach mehr, mein liebes Tagebuch, Hauptsache, wir können unseren Beruf damit so ausbauen, wie es das Perspektivpapier 2030 fordert, nämlich näher auf den Patienten zuzugehen, dann brauchen wir mehr klinisch-pharmazeutische  und pharmakologische Inhalte und eine bessere Kommunikation mit den Ärzten. Und was die ABDA den PTA bei der neuen Reform nicht zugestehen wollte, nämlich eine Verlängerung der Ausbildungszeit, das wünscht sich die ABDA für eine neue Approbationsordnung: eine Verlängerung der Regelstudienzeit – sie sei, so Benkert, „wünschenswert“. Möge es so sein, mein liebes Tagebuch.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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12 Kommentare

Lächerlich

von Meusel am 27.01.2020 um 1:37 Uhr

Gegenstand der Lächerlichkeit sind die Apotheker ob ihres amöben und zahnlosen Wurstelnd schon lange.
Die Regierung Schmidt hat nur durch Nichtstun den Turbogang dazu eingelegt - nicht erst vorgestern.
Worum sorgt sich also Schmidt?
Wie dünn muß die Luft im Olymp sein, dass da Gehirne nicht funktionieren...

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Bestürzend

von Reinhard Rodiger am 26.01.2020 um 13:39 Uhr

„Wir machen uns lächerlich, wenn wir jetzt sagen, das war alles nicht so gemeint‘.“

Eine Führung, die nicht in der Lage ist, potentiell weiterführende Initiativen (Bühler,Dr.Diefenbach etc.) souverän zu unterstützen macht sich selbst und alle Betroffenen nicht nur lächerlich, sondern lähmt. Mehr noch, sie verspielt Vertrauen verkennt ihre Aufgabe und hielt sich nicht an die eigenen Prioritäten und verfolgt hinterrücks diffuse Ziele. Es geht geht um verlorene Glaubwürdigkeit. Das macht sie bestürzend mit aller Konsequenz deutlich.

Diese Lähmung ist umgehend nur durch ein Misstrauensvotum aufzulösen.11 haben schon gehandelt.Das ist schon die Mehrheit.Sie muss umgesetzt werden.




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AW: Bestürzend ... auch noch ein Misstrauensvotum... das wäre der Ehre zu viel ...

von Christian Timme am 26.01.2020 um 17:09 Uhr

Keine sofortige Neuwahl könnte Schlimmeres gebären als das was sich hier seit vielen Jahren in einer Endlosschleife bereits gezeigt hat ... wer mit dem eigenen "Sensemann" auch noch diskutiert ... kann nur ein Apotheker sein. Sorry ...

AW: Bestürzend- wenn niemand aufsteht

von Reinhard Rodiger am 26.01.2020 um 17:37 Uhr

Die Sache mit der Ehre trifft die, die aufstehen sollen und es nicht tun. Misstrauen ist unmissverständlich auszudrücken,um eine Katharsis herbei zu führen.Über die Methode ist zu diskutieren.Sie ist schon davon abhängig, wer und wieviele sich outen. Dabei haben Sie recht, es müssen schon andere sein.Ohne Sense wird es nicht gehen.

UNERTRÄGLICHKEITEN

von Dr.Diefenbach am 26.01.2020 um 12:37 Uhr

Ich sage schon einmal heute:Ich teste mal die Realität der Delegierten und nicht nur,ob man gross auf die ABDA Führung schimpft und dann doch den Mund hält.Mir reicht dieses Hinterzimmerglücksspiel .ich werde auf unserer DV im März einen Antrag an die Hessen stellen,dass ich auf Abstimmung über ein Misstrauensvotum gegen den ABDA-Präsidenten(dessen Intellekt ich schätze,aber immer beleidigt das geht gar nicht) und seinem farblosen Vertreter bestehe.(von ihm hörte man bisher.NICHTS!!!!!).Ich werde sicher zu hören bekommen,dass das "NICHT GEHT",das ist mir aber schlicht egal.Denn würgt man das ab,darf man schlecht markig eine Gegenfront bzgl. der Spitzenposition in der ABDA aufbauen....Und an Königswegen bin ich auch nicht interessiert.Politisches Geschlängel ist die Umkehrung des Schluckvorganges.....

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von Anita Peter am 26.01.2020 um 12:14 Uhr

Liebe ABDA warum solltet ihr nicht mal schnell eure Meinung ändern? Politiker wie Hennrich ändern ihre Meinung auch von Heute auf Morgen um 180 Grad. Einfach Nase in den Wind halten und danach die eigenen Überzeugungen ausrichten.

Und das RXVV hätte von Anfang an die Forderung Nr.1 sein müssen, und das Boni Verbot über das SGB die Handlungsoption. Aber nein, die ABDA weiss mal wieder alles besser.

Der Karren wird immer tiefer in den Dreck gefahren, aber die ABDA glaubt immer noch auf dem richtigen Weg zu sein. So borniert muss man erstmal sein.

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ABDA-Präsident

von Lars Janzen am 26.01.2020 um 11:28 Uhr

Helmut Schmidt hat einmal gesagt: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen." Aber wer als ABDA-Präsident keine Visionen hat, kein Durchsetzungsvermögen und keinen langen Atem (oder wie wir hier im Norden sagen würden "klarer Kurs und klare Kante"), ist für diese Position einfach nicht geeignet!
Meinungen ändern sich, und Politiker kommen und gehen. Jens Spahn ist das Thema Rx-Versandverbot nur solange wichtig, wie er für die Gesundheitspolitik verantwortlich ist. Um das Beispiel von Friedemann Schmidt aufzugreifen: Schaut man sich an, dass inzwischen sogar der ADAC ein Temoplimit auf Autobahnen nicht mehr generell ablehnt und dass Herr Scheuer aufgrund seiner desolaten Leistung sicher nicht mehr ewig Verkehrsminister sein wird, dann sieht man, was in der Politik alles möglich sein kann. Und auch bei uns Apothekers wäre ein klarer Kurs (Rx-Versandverbot) und eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit (wir wollen den Bürgern nichts wegnehmen, sondern erhalten, was heute bei uns noch selbstverständlich ist - eine flächendeckende, kompetente Arzneimittelversorgung rund um die Uhr) die richtige Strategie gewesen.
Herrn Bühler Respekt und Anerkennung für diese klarsichtige Petition und viel Erfolg morgen im Petitionsausschuss!

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Schmidt und Abda

von Conny am 26.01.2020 um 11:03 Uhr

Meinen Beitrag habe ich heute lieber selbst zensiert.

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Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit: Stellung der Vertrauensfrage ist notwendig

von Klaus Gärtner am 26.01.2020 um 8:59 Uhr

Der Basis fehlt es an Verständnis für die Aktionen der ABDA-Führung. Den Kammern fehlt es an Verständnis für die Aktionen der Führung. Und wir sind soweit, dass ein Gutachten, welches die ABDA-Führung unter Verschluss halten möchte, durch die Indiskretion von gesamt 11 Personen weitergeleakt wird. Diesen 11 Personen war es völlig egal, was der Chef denkt.

Wären wir im Deutschen Bundestag, müsste die Bundeskanzlerin in einer vergleichbaren Situation die "Vertrauensfrage" stellen. Einfach, um die Handlungsfähigkeit der Bundesregierung wieder herzustellen.
Da kann es dann zu zwei Situationen kommen:
1.) Der Bundestag spricht der Kanzlerin das Vertrauen aus. Damit hat die Kanzlerin ihre Reihen geordnet und wieder hinter sich gebracht
2.) Der Bundestag spricht der Kanzlerin das Vertrauen nicht aus. Daraufhin wird der Bundestag aufgelöst und es kommt zu Neuwahlen.

Beide Varianten führen dazu, dass die Handlungsfähigkeit der Regierung wieder hergestell wird.

Es ist zwingend erforderlich, dass sich auch der gesamte Vorstand der ABDA und Herr Schmidt zeitnah der Vertrauensfrage stellen. Gegenwärtig ist diese Führung nicht mehr handlungsfähig. Nahezu jeder, der sich außerhalb dieses Kreises befindet, hat zutiefstes Misstrauen gegenüber dieser Führung.

Es muss geklärt werden, ob die Apothekerschaft noch hinter Friedemann Schmidt und dem Vorstand der ABDA steht.

PS: Jeder selbstständige Apotheker würde einen Mitarbeiter fristlos entlassen, der interne Dokumente seiner Apotheke an nicht befugte Personen weitergegeben hat - übrigens: völlig zu Recht.

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Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr ...

von Christian Timme am 26.01.2020 um 8:54 Uhr

... entweder kann die Apothekerschaft auf 17x2 Mitgliedsorganisationen oder die ABDA verzichten. Den „Rest“ kennt nun wirklich jeder. „Es hätte ... „ wurde ja bereits von ... „Schlimmer geht immer“ ... ersetzt. Gibt es noch eine Steigerung? .... höhere Beiträge für die Mitglieder? ...

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AW: Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr

von Ulrich Ströh am 26.01.2020 um 9:49 Uhr

Stimmt!
Wenn es zu 11 ! Indiskretionen innerhalb des
ABDA -Führungszirkels kommt....
dann sagt das viel über den aktuellen Zustand dieser Berufsvertretung aus.

AW: Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr ...

von Christian Timme am 26.01.2020 um 14:26 Uhr

Permanent Record ... DAT können wir auch sagt sich die AB ... DA in 2020 ...

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