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Zurzeit sind Bühler-Wochen! Der tapfere Pharmaziestudent Benedikt Bühler kämpft, von der ABDA alleine gelassen, auf einsamer Flur für die Gleichpreisigkeit und ein Rx-Versandverbot. Mit seiner Bitte an die ABDA um Überlassung dreier Gutachten hat er das kalte Gesicht der Macht bloßgelegt: Die ABDA sagt Nein und verweigert ihm die Gutachten. Und obwohl sogar mehrere Kammern und Verbände die Zentrale offiziell aufforderten, Bühler zu unterstützen und ihm den Rücken zu stärken: Das ABDA-System bleibt beim Nein. Außerdem nimmt kein ABDA-Vertreter an der Bühler-Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestags teil – aber Jens Spahn!
20. Januar 2020
Ein wackerer Pharmaziestudent bittet die ABDA höflichst um die drei Gutachten zum Rx-Versandverbot, die unsere Berufsvertretung von Mitgliedsbeiträgen hat erstellen lassen. Es ist nur ein kleines bescheidenes Anliegen – und die ABDA bekommt Hitzewallungen! Für seine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, wo er am 27. Januar seine Petition zur Forderung des Rx-Versandverbots erläutern darf, bräuchte der Pharmaziestudent Benedikt Bühler diese drei Gutachten, die von der ABDA im Auftrag erstellt wurden und gute Gründe zur Einführung eines Rx-Versandverbots darlegen. Doch die ABDA mauert. Nein sagt sie, die Gutachten geben wir nicht heraus. Es mache keinen Sinn, das Rx-Versandverbot jetzt noch zu promoten, ließ ABDA-Sprecher Kern wissen: „Die verfasste Apothekerschaft hat das Rx-Versandverbot mangels Realisierungschance zugunsten einer Absicherung der Gleichpreisigkeit über das Sozialrecht zurückgestellt.“ Nun ja, mein liebes Tagebuch, was der ABDA-Sprecher nicht sagt, ist die Tatsache, dass die „verfasste Apothekerschaft“ das Rx-Versandverbot auch als Handlungsoption bezeichnet hat. Also, so ein kleines Hintertürchen wollte sich sogar die ABDA-Mitgliederversammlung denn doch noch aufhalten – und vor diesem Hintergrund ist die super-sture Haltung der ABDA-Spitze so gar nicht verständlich. Diese Haltung können auch einige Kammern und Verbände, einige ABDA-Mitglieder überhaupt nicht verstehen. So fordert der Vorstand des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe die ABDA in einem Brief an den geschäftsführenden Vorstand auf, dem Pharmaziestudenten Bühler die Gutachten zur Verfügung zu stellen. Verbandschef Klaus Michels und sein Vorstand sehen in der Weigerung der Herausgabe sogar einen Widerspruch zur Beschlusslage der ABDA. Denn das Rx-Versandverbot bleibe eine Handlungsoption! Außerdem macht der Apothekerverband Westfalen-Lippe darauf aufmerksam, dass die Gutachten aus Beiträgen bezahlt worden seien und sie im Interesse der Mitglieder zu verwenden seien. Danke an den AVWL, mein liebes Tagebuch, für diese klaren Worte! Ein Lichtblick: Da die Gutachten an alle ABDA-Mitgliedsorganisationen übersandt wurden, könne man davon ausgehen, dass sie bereits kursieren – Bühler hat sie nach eigenen Angaben bereits zugespielt bekommen. Aber die offizielle Überlassung wäre natürlich ein gutes Zeichen der ABDA gewesen. Mein liebes Tagebuch, wer wissen möchte, was Bühler am 27. Januar im Petitionsausschuss im Bundestag sagen wird, wie es danach weitergehen wird, und was daraus entstehen könnte: Auf PTAheute-online und DAZ.online steht ein Podcast mit Bühler, in der er auch von seinem Besuch bei der ABDA berichtet.
Die technischen und organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung des E-Rezepts laufen. Da steht wohl noch eine Menge an Arbeit an. Wo’s derzeit ganz offensichtlich klemmt, sind einige gesetzliche Maßnahmen, die dringend beschlossen werden sollten, bevor die E-Rezepte durchs Netz flitzen. Die ABDA fordert beispielsweise, es sollte gesetzlich festgelegt werden, dass es für die E-Rezept-Übermittlung nur einen Transportweg gibt – nämlich den über die eigene App des Deutschen Apothekerverbands. Ob das so sein wird, ist noch offen. Noch weitaus dringender aber ist ein gesetzlich zu beschließendes Makelverbot: Interessierte Kreise sollten mit der Vermittlung von digitalen Rezepten im Netz kein Geld verdienen dürfen. Es darf nicht sein, dass z. B. Ärzte oder Krankenkassen oder andere Personen die Rezepte zu wohlgesinnten Versandapos umleiten. Die Bundesregierung hat Verständnis für ein Makelverbot und es daher bereits im Apotheken-Stärkungsgesetz vorgesehen. Dumm nur, mein liebes Tagebuch, dass dieses Gesetz derzeit bei der EU-Kommission auf Eis liegt. Die EU-Kommission will sich nämlich das in diesem Gesetz enthaltene Rx-Boni-Verbot anschauen, ob es mit EU-Regelungen vereinbar ist. Da man nicht vorhersehen kann, wie lange dieser Prozess des Prüfens bei der EU dauert, wäre es sinnvoll, wenn das Makelverbot aus dem Apotheken-Stärkungsgesetz ausgegliedert werden könnte. BAK-Vize-Präsident Thomas Benkert forderte auf dem Pharmacon in Schladming, das Verbot aus dem Apotheken-Stärkungsgesetz zu entfernen und in das von Minister Jens Spahn geplante zweite Digitale Versorgung Gesetz (DVG) einzufügen. So sollte es sein! Also, mein liebes Tagebuch, da sollte sich die ABDA doch mal richtig anstrengen und darauf hinwirken, dass das so kommt.
Auch das forderte BAK-Vize Thomas Benkert zur Eröffnung des Fortbildungskongresses im Österreichischen Wintersportort: eine neue Approbationsordnung! Sie ist überfällig, ist Benkert überzeugt. Vor allem sollten klinisch-pharmazeutische und pharmakologische Inhalte intensiviert werden, außerdem "interprofessionelle Anteile in der Ausbildung sowie eine möglichst kompetenzorientierte Vermittlung von Ausbildungsinhalten". Klingt gut und nach mehr, mein liebes Tagebuch, Hauptsache, wir können unseren Beruf damit so ausbauen, wie es das Perspektivpapier 2030 fordert, nämlich näher auf den Patienten zuzugehen, dann brauchen wir mehr klinisch-pharmazeutische und pharmakologische Inhalte und eine bessere Kommunikation mit den Ärzten. Und was die ABDA den PTA bei der neuen Reform nicht zugestehen wollte, nämlich eine Verlängerung der Ausbildungszeit, das wünscht sich die ABDA für eine neue Approbationsordnung: eine Verlängerung der Regelstudienzeit – sie sei, so Benkert, „wünschenswert“. Möge es so sein, mein liebes Tagebuch.
12 Kommentare
Lächerlich
von Meusel am 27.01.2020 um 1:37 Uhr
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Bestürzend
von Reinhard Rodiger am 26.01.2020 um 13:39 Uhr
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AW: Bestürzend ... auch noch ein Misstrauensvotum... das wäre der Ehre zu viel ...
von Christian Timme am 26.01.2020 um 17:09 Uhr
AW: Bestürzend- wenn niemand aufsteht
von Reinhard Rodiger am 26.01.2020 um 17:37 Uhr
UNERTRÄGLICHKEITEN
von Dr.Diefenbach am 26.01.2020 um 12:37 Uhr
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von Anita Peter am 26.01.2020 um 12:14 Uhr
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ABDA-Präsident
von Lars Janzen am 26.01.2020 um 11:28 Uhr
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Schmidt und Abda
von Conny am 26.01.2020 um 11:03 Uhr
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Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit: Stellung der Vertrauensfrage ist notwendig
von Klaus Gärtner am 26.01.2020 um 8:59 Uhr
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Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr ...
von Christian Timme am 26.01.2020 um 8:54 Uhr
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AW: Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr
von Ulrich Ströh am 26.01.2020 um 9:49 Uhr
AW: Etwas stimmt hier schon lange nicht mehr ...
von Christian Timme am 26.01.2020 um 14:26 Uhr
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