Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

16.02.2020, 08:00 Uhr

Leichterer Umgang mit Lieferengpässen, aber die Ursachen bleiben. (Foto: Andi Dalferth)

Leichterer Umgang mit Lieferengpässen, aber die Ursachen bleiben. (Foto: Andi Dalferth)


11. Februar 2020

Man kann es plakativ so auf den Punkt bringen: EU-Arzneimittelversender wie beispielsweise DocMorris in den Niederlanden werden so gut wie nicht überwacht – sie arbeiten im Cyberspace, im Vakuum ohne behördliche Kontrolle. Denn weder die deutschen noch die niederländischen Behörden fühlen sich so richtig zuständig für diese Versender. Auf Anfrage von DAZ.online lässt die niederländische Überwachungsbehörde wissen, dass zum Beispiel weder bei DocMorris noch bei der Shop-Apotheke in den vergangenen Jahren eine Vor-Ort-Inspektion stattgefunden hat. Mein liebes Tagebuch, wie irre ist das denn? Wo bleibt da die Arzneimittelsicherheit? Besonders niedlich ist die Erklärung der niederländischen Behörde, wie sie bei dem kleinen Rest der Überwachung, den es angeblich noch gibt, vorgeht: Man hat ein System der Risikoabschätzung bei der Überwachung, das bedeutet, dass die Inspektoren sich darauf konzentrieren, in einem Korb mit gesunden Früchten die schlechten Äpfel zu finden und diese anschließend wirksam zu beseitigen. Haha, mein liebes Tagebuch, ich sehe sie schon, die Inspektoren, wie sie in dem Apfelkorb wühlen und nach faulen grünen Äpfelchen suchen, aus denen der Wurm erstaunt rausglotzt.

 

Zu den Plänen von DocMorris, eine eigene Internetplattform aufzumachen und mit deutschen Vor-Ort-Apotheken zusammenzuarbeiten, meint Noweda-Chef Michael Kuck vom Zukunftspakt Apotheke (Noweda und Burda) mit der Plattform ia.de:"Den Versandhandel braucht kein Mensch. Insofern ist es eine logische Folge, dass die Versender jetzt die Vor-Ort-Apotheken für die eigenen Zwecke einspannen wollen.“ Kuck geht davon aus, dass es kaum Apotheken geben wird, die bei der DocMorris-Plattform mitmachen werden, denn: „Den meisten Apothekerinnen und Apothekern dürfte klar sein, dass letztendlich nur der gute Name ihrer Apotheken ausgenutzt wird“, so Kuck. Tja, mein liebes Tagebuch, das dachte ich anfangs auch, aber Umfragen zeigen, dass es doch einige Apotheken geben soll, die sich in die Fänge von DocMorris begeben wollen. Was soll man dazu sagen?

 

Wir erinnern uns, mein liebes Tagebuch: Vor kurzem fragte die EU-Parlamentarierin Kateřina Konečná aus der Tschechischen Republik bei der EU-Kommission an, ob die deutsche Importklausel überhaupt EU-rechtlich zulässig ist. Und siehe da, schon liegt die Antwort vor: Die deutsche Importklausel ist rechtlich zulässig. Laut EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton ist der Parallelhandel eine rechtmäßige Form des Handelns innerhalb des Binnenmarkts. War irgendwie zu erwarten. Merke, mein liebes Tagebuch: Freier Handel im Binnenmarkt steht über allem.

 

Die ABDA setzt beim E-Rezept auf ihre Web-App, über die alle E-Rezepte laufen sollen. Das hätte die ABDA gern, und das kann man sich so vorstellen, mein liebes Tagebuch. Doch die ABDA-Web App bekommt Konkurrenz, von der Gematik – das ist die offizielle Organisation, die sich um die Einführung der Telematikinfrastruktur und der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens kümmern soll. Die Gematik hat angekündigt, eine eigene App ins Rennen zu werfen, über die verbindlich alle E-Rezepte laufen sollen, neutral, unabhängig, diskriminierungsfrei, werbefrei, manipulationsgeschützt, unabhängig und sicher. Nun, das ist irgendwie sinnvoll, würde aber das Aus für die ABDA-Web App bedeuten. Ob das aber so kommen wird, ob die Gematik überhaupt mit einer eigenen App antreten darf, muss noch juristisch abgeklopft werden. Andererseits, mein liebes Tagebuch, muss man wissen, dass die ABDA selbst an der Gematik beteiligt ist. Und wie man schon vereinzelt hört, kann man sich da gut vorstellen, dass die Gematik durchaus auf die Entwicklungsarbeit bei der ABDA-Web App zurückgreift. Und so könnte sich der Kreis schließen. So oder so, es wird wohl beim E-Rezept eine zentrale Plattform geben, über die alle E-Rezepte laufen. Und von dort aus darf der Kunde dann sein E-Rezept an die Apotheke seiner Wahl oder auf seine individuelle Apotheken-App schicken.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Kanzler oder Kanzlerin

von Bernd Jas am 16.02.2020 um 20:26 Uhr

Frau Merkel steht im Ausgabenbereich etwa bei 3,7 - 4,7 BILLIONEN €. (Lt. Dr. Daniel Stelter)
Geht noch mehr Schopping-Queen?
Diese Schulden reichen etwa für die nächsten 10 Generationen, mit der Voraussetzung einer sofortigen Vollbremsung der Staatsverschuldung, ansonsten geht das exponentiell weiter.
Es grüßen die abzubauenden AKW´s, die Energiewende, der Green-Deal, diverse Kleibauprojekte, die Draghi-Gelddruckmaschiene, die Niedrigzinspolitik, Rentensubventionierung (merkelt kein Mensch, soll auch nicht) ....und und und... vor allem die sozialistische Planwirtschaft.

Herr Kerlag, WIR SIND AUSVERKAUFT inklusive unserer Apotheken.

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Arge (Ver-) Standeszweifel

von Bernd Jas am 16.02.2020 um 15:33 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,
guten Morgen liebe Knötterköppe,

wo Sie grad´sagen au weia Herr Ditzel, auch wenn ein Herr Kippels beschwichtigend vermeldete:
„Wenn nicht bald was kommt, dann fordern die Mitglieder der AG Gesundheit der Union das Rx-Versandverbot.“

- können wir davon ausgehen, dass je vehementer und bruststärkender eine solche Forderung vor Apothekern gestellt wird, die AG-Gesundheit sicherlich auch bald wieder von der Bildfläche verschwunden sein wird.
Die ABDA macht dann was sie immer macht; auf bessere Zeiten hoffen.

Jou Herr Ditzel, unsere kleine Apothekenpolitik, … wird immer mehr zum Abbild des Gesamtgeschehens. Daher kann man davor die Augen nicht verschließen.
Erinnern Sie sich doch mal an die letzte Stichwahl des Parteivorsitzes und an das Hauen und Stechen was dieser vorausging. Da war Friedrich Merz auch erst mit den meisten Stimmen an der Pool-Position. Da es aber wesentlich Stromlinienförmiger geht, wurde mal eben mit der Black-Rock-Glocke geläutet, und schon war der Wandel zum ach so bösen Kapitalisten vollzogen, der so gar nicht in die sozialistische Planwirtschaft (siehe unsere kleine Apothekenpolitik) passt. Techtelmechtel mit MM passten da schon eher ins Konzept.
Die Nichtlieferbarkeiten sind ein ganz klarer Ausdruck dieser Politik und der Allmacht der KK. Überregulierung bis alle wieder Schlange stehen.
Alle Sonder-PZN vom Faktor 2. , 3. und 4. tragen seit geraumer Zeit bei uns den Nachsatz:
„Mit freundlichen Grüßen
Ihre Mangelverwaltung“
Ohne diese kleinen, mit schwarzem Humor gepuderten Bissigkeiten, ist es gar nicht mehr zum aushalten. Und was anderes ist es auch nicht, als planwirtschaftliche Mangelverwaltung!

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Knötterzentrale

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AW: Arge (Ver-) Standeszweifel

von Thomas Kerlag am 16.02.2020 um 18:16 Uhr

Wir brauchen keinen Kanzler, der den Ausverkauf Deutschlands vorantreibt

AW: Arge (Ver-) Standeszweifel ... können mit unserem Verstand noch ganz andere Dinge vollbringen ...

von Christian Timme am 16.02.2020 um 20:09 Uhr

@T.Kerlag ...
Also wenn ich die Wahl zwischen Herrn Oberhänsli bzw. Spahn und Herrn F. Merz hätte liegt mir letzterer näher ... dieser ex. BlackRock Typ ist wirklich Intelligent und kann das auch "rüberbringen", die Zwischentöne passen auch noch ... wenn jetzt der Wähler zu dämlich ist ... ist der für immer weg ... und wie alle sitzen wieder dumm da ... und alles bleibt wie es ist. Herzlichen Glückwunsch ... für diese "teilende Einstellung" ...

ZAVA/ex-DrEd: Und wer lenkt NOVENTI ...?

von Gunnar Müller, Detmold am 16.02.2020 um 9:32 Uhr

Wohl doch der FSA e. V. als einiger Gesellschafter.
Dessen Vorstand:
Florian Picha, Internationale Ludwigs-Apotheke, München;
Jürgen Frasch, Rathaus-Apotheke, Weinstadt, 1. Vorsitzender;
Dr. Fritz Grasberger, Alte Stadt-Apotheke, Miesbach, 2. Vorsitzender;
Andreas Buck, 7 Schwaben Apotheke, Laupheim; und:
Mathias Arnold, Lilien-Apotheke, Halle
- im Nebenjob ABDA-Vize ...

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Wurm oder Apotheker ... oder geht auch Apotheker und Wurm?

von Christian Timme am 16.02.2020 um 9:26 Uhr

Man stelle sich vor ... die ABDA zieht vor das EuGH und klagt "gleiches Europarecht für ALLE" ein ... wenn schon Würmer ... dann bitte auch in Deutschland. Hier heißt der Grundgedanke ... was nicht verhindert werden kann ... wird gefordert und damit gefördert. Damit hätte die ABDA wenigstens im Abgang noch etwas erreicht ... "Würmer vereinigt euch" ...

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