Chance für neuartige antivirale Therapieformen

Wie können Coronaviren Artenschranken überwinden?

Remagen - 18.02.2020, 10:20 Uhr

Artenschranken bei Virusinfektionen: Wie könnten Wirtszellen Coronaviren abwehren? (Foto: creativeneko / stock.adobe.com)

Artenschranken bei Virusinfektionen: Wie könnten Wirtszellen Coronaviren abwehren? (Foto: creativeneko / stock.adobe.com)


Wirtsprotein LY6E funktioniert bei verschiedenen Arten

Im nächsten Schritt untersuchte das Forschungsteam die Erhaltung von LY6E. Hierzu testete es orthologe Gene von Rhesusaffe, Maus, Fledermaus und Kamel. Damit sind Gene mit einer ähnlichen Nukleotidsequenz in unterschiedlichen Spezies gemeint, die auf ein Gen im letzten gemeinsamen Vorfahr dieser Spezies zurückgehen. Sie stellten fest, dass alle orthologen Varianten dieses Gens die Infektion mit dem menschlichen Coronavirus hemmten. Das deutet ihrer Meinung nach darauf hin, dass die Funktion von LY6E über die Artengrenzen hinweg erhalten bleibt.

Schutz gegen hochpathogene Viren

Weiterhin validierten die Wissenschaftler die antivirale Aktivität von LY6E bei verschiedenen humanen und Mausmodellen der CoV-Infektion. Es zeigte sich, dass das Wirtsprotein Immunzellen vor verschiedenen Viren, darunter MERS-CoV und SARS-CoV, schützen konnte. Tiere, die kein LY6E aufwiesen, waren anfällig für die CoV-Infektion. Davon waren Makrophagen und B-Zellen besonders betroffen. „Unsere Arbeit unterstreicht vor allem, wie wichtig es ist, die Immunzellen vor Virusinfektionen zu schützen“, betont die Projektbeteiligte Stephanie Pfänder. Die Aktivität von LY6E und dessen Wechselwirkung mit den Immunzellen während einer Immunantwort müsse allerdings noch weiter untersucht werden, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.

Chance für neuartige antivirale Therapieformen

Die neu entdeckte, hemmende Funktion des Gens LY6E gegen hochpathogene Coronaviren könnte auch insgesamt zu neuen Strategien für den Schutz von Immunzellen gegen Infektionen, inklusive SARS-CoV, MERS-CoV oder SARS-CoV-2, führen. Thiel hofft, dass das Wissen über intrinsische Abwehrmechanismen von Wirten, die über die Artengrenzen hinweg erhalten bleiben, Wege zu neuartigen Behandlungsmöglichkeiten für virale Infektionen eröffnet.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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