Partusisten und Minprostin

Lieferengpässe im Kreißsaal

Stuttgart - 25.02.2020, 09:00 Uhr

Frauen wünschen sich, dass bei der Geburt nichts „schief“ geht. Doch für viele wird die Geburt zur Grenzerfahrung.(s / Foto: GordonGrand / stock.adobe.com)

Frauen wünschen sich, dass bei der Geburt nichts „schief“ geht. Doch für viele wird die Geburt zur Grenzerfahrung.(s / Foto: GordonGrand / stock.adobe.com)


Mögliche therapeutische Alternative: Vorsicht Fehldosierung!

Zur aktuellen Engpassmeldung weist die Hikma Pharma GmbH nun auf „Partusisten® Infusionslösungskonzentrat“ als mögliche therapeutische Alternative zur Injektionslösung hin, welches ebenfalls das β2-selektive Sympathomimetikum Fenoterol (als Hydrobromid) enthält. Allerdings umfasst seine zugelassene Indikation die oben genannten Anwendungsgebiete nicht.

Bei Verwendung der Alternative sei nun unbedingt auf das Risiko einer Fehldosierung zu achten, da das alternative Infusionslösungskonzentrat den Wirkstoff in doppelter Konzentration (50 µg/ml) enthält. Alle weiteren Hilfsstoffe seien bei beiden Arzneimitteln jedoch identisch. Der Hinweis auf diese „Ausweichmöglichkeit“ sei dennoch lediglich als „Information“ zu verstehen, nicht als „Werbung“ oder „Empfehlung“. Das liegt an den erwähnten unterschiedlichen Indikationen, sodass die Verantwortung in der Anwendung komplett beim behandelnden Arzt liege. 

Wie zur Geburtseinleitung finden sich auch zur Wehenhemmung im Internet nur abgelaufenen Leitlinien. Bis 2013 hieß es dort:


Eine Reihe verschiedener Medikamente wird zur Tokolyse eingesetzt. Derzeit sind dies Betasympathomimetika, Oxytocin-Rezeptorantagonisten, Calciumantagonisten, Magnesium, Prostaglandinsynthesehemmer und NO-Donatoren. […] Nur der Beta-Agonist Fenoterol (Partusisten) und der Oxytocin-Rezeptorantagonist Atosiban (Tractocile) sind zur Behandlung vorzeitiger Wehen ausdrücklich zugelassen, […].“

Abgelaufene Leitlinie der DGGG


Fenoterol habe jedoch mehr Nebenwirkungen als Atosiban und Nifedipin. Diese Aussage der Leitlinie deckt sich auch mit dem neueren „Leitfaden Geburtshilfe“ der GFO Kliniken Troisdorf von 2017, der im Internet zu finden ist. Dort gilt die i.v.-Tokolyse mit Partusisten lediglich als Mittel der zweiten Wahl. Als erste Wahl an der Klinik – aber off-Label – wird orales Nifedipin genannt. Generell als Mittel der ersten Wahl gelte die i.v.-Tokolyse mit Tractocile.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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