SARS-CoV-2 in Krisengebieten

COVID-19: Lagebericht der pharmazeutischen Hilfsorganisationen

Stuttgart - 07.04.2020, 10:15 Uhr

Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. bei der gemeinsamen Bestandskontrolle von Arzneimitteln. (Bild: Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.)

Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. bei der gemeinsamen Bestandskontrolle von Arzneimitteln. (Bild: Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.)


Difäm plant lokale Produktion von Desinfektionsmitteln

Die Fachstelle für Pharmazeutische Entwicklungszusammenarbeit des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission e.V. (Difäm) in Tübingen arbeitet eng mit kirchlichen Gesundheitspartnern in 12 afrikanischen Ländern zusammen. Schwerpunktländer mit hohem Bedarf sind Liberia, Tschad und Kongo DRC.

Das Difäm unterstützt dem Lagebericht zufolge insbesondere kirchliche Zentralapotheken bei der Versorgung der Gesundheitseinrichtungen, beim Aufbau von Qualitätssicherungssystemen und in der Qualitätskontrolle durch das GPHF Minilab (Global Pharma Health Fund e.V.). Mit den Zentralapotheken plant das Difäm nun zudem die lokale Produktion von Desinfektionsmitteln nach WHO-Vorgaben (insbesondere die Zusammensetzung Ethanol, Glycerin, H202). 

Zwei kamerunische Zentralapotheken sollen bereits mit der Produktion begonnen haben. Herausfordernd bleibe aber die lokale Beschaffung der Ausgangsstoffe in ausreichender Menge und Qualität., heißt es. Außerdem unterstützt das Difäm kirchliche Gesundheitsverbände und deren Krankenhäuser im klinischen Bereich. Dies soll die Sauerstoffversorgung und die Bereitstellung von Schutzmaterialien einschließen.

Aktuell führt das Difäm eine umfassende Bedarfsabfrage bei den lokalen Partnern durch. Mit Unterstützung von Brot für die Welt und weiteren Akteuren seien große Beschaffungen geplant, für Schutzmaterialien sollen die Lieferungen ggf. auch direkt aus Asien kommen, heißt es. 

Gefahr von Arzneimittelfälschungen besonders hoch 

Im Zusammenhang mit COVID-19 soll es auch in vielen afrikanischen Ländern zu einer erhöhten Nachfrage nach dem Malariapräparat Chloroquin gekommen sein, obwohl es keine Wirksamkeitsbelege gibt und es gerade in klinischen Studien untersucht wird. Unter solchen Bedingungen sei auch die Gefahr von Arzneimittelfälschungen besonders hoch. 

Ein Difäm-Partner in Kamerun etwa soll Ende März drei Chloroquin-Fälschungen anhand des GPHF Minilabs aufgedeckt haben. „Die nationale Behörde reagierte schnell und veröffentlichte am 30.3.2020 eine Warnmeldung.“ Auch im Kongo sollen Partnerorganisationen zwei Chloroquin-Fälschungen aufgedeckt haben. „Daraufhin publizierte die WHO zeitnah am 31.3.2020 eine umfassende Warnmeldung bzgl. gefälschter medizinischer Produkte, Diagnostika und Medikamente, in Zusammenhang mit COVID-19“. 

Die Arbeit des Difäm, insbesondere das Minilab-Netzwerk mit 15 Partnern, steht in engem Zusammenhang mit dem Ökumenisch-Pharmazeutischen Netzwerk (EPN). Das EPN mit Sitz in Nairobi mit 115 Mitglieder/-organisationen in 37 Ländern werde von den pharmazeutischen Hilfswerken in Deutschland unterstützt. Mehr als 300 Millionen Menschen seien auf die Gesundheitsversorgung durch Gesundheitseinrichtungen der Netzwerkmitglieder angewiesen. Die Mehrheit der Mitglieder seien christliche Organisationen, alle nicht staatlich. Sie sollen rund 40 bis 60 Prozent der Gesundheitsversorgung abdecken.



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