Schutzausrüstung

Apotheker wegen ausbleibender Masken von Landesregierungen enttäuscht

Berlin - 16.04.2020, 10:15 Uhr

Mehrere Apothekerkammern und auch die ABDA beschweren sich darüber, dass die Apotheker trotz unzähligen, direkten Patientenkontakten, erst sehr spät mit Schutzausrüstung beliefert werden sollen. (c / Foto: imago images / photothek)

Mehrere Apothekerkammern und auch die ABDA beschweren sich darüber, dass die Apotheker trotz unzähligen, direkten Patientenkontakten, erst sehr spät mit Schutzausrüstung beliefert werden sollen. (c / Foto: imago images / photothek)


Immer mehr Experten erklären, dass das Tragen von Atemschutzmasken bei der Eindämmung des Coronavirus helfen kann. Inzwischen wird sogar über eine Maskenpflicht diskutiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte versprochen, Schutzmasken zu beschaffen, um diese an das Gesundheitspersonal zu verteilen. Die ersten Lieferungen des Bundes und der Länder sind nun auch bei Ärzten und in Kliniken eingetroffen. Die Apotheker hingegen wurden zunächst ausgeklammert. Die Apothekerkammern reagieren mit zunehmendem Unverständnis darauf.

Die Nachfrage nach Atemschutzmasken ist seit Beginn der Coronakrise in ungeahnte Höhen geklettert. Engpässe bestehen eigentlich bei allen Produkten: Es gibt weder „einfache“ Schutzmasken, die auch als „OP-Masken“ bezeichnet werden, noch gibt es Filtermasken (FFP), die je nach Bauart auch den Träger der Maske vor Infektionen schützen können. Klar ist: Die Nachfrage nach Atemschutzmasken dürfte in den kommenden Wochen noch weiter ansteigen. Denn viele Experten empfehlen inzwischen das Tragen solcher Masken und auch das Robert Koch-Institut (RKI) kommuniziert auf seiner Internetseite, dass schon durch eine einfache „textile Barriere im Sinne eines MNS (sogenannte community mask oder Mund-Nasen-Bedeckung) Tröpfchen, die man zum Beispiel beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, abgefangen werden“ können.

Und so wird hierzulande derzeit schon über eine Maskenpflicht diskutiert, wie sie zumindest teilweise in Österreich und Tschechien in der Öffentlichkeit schon gilt. Das Problem ist nur: Wie kann man eine Pflicht anordnen, wenn es keine Masken gibt? Die Bundesregierung und die Landesregierungen sind seit Wochen damit beschäftigt, Schutzausrüstung zu beschaffen. Das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen hatte bis zur vergangenen Woche beispielsweise 3,7 Millionen Masken zentral beschafft und diese an Kliniken und Ärzte verteilt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte in einem Interview, dass er sich derzeit als „Masken-Beschaffungsminister“ sehe.

Diese bereits ausgelieferten Masken sind allerdings nicht in den Apotheken gelandet – obwohl Apotheker und ihre Teams tagtäglich unzählige Patienten in direktem Kontakt beraten. Bayerns Kammerpräsident Thomas Benkert hat sich darüber nun beschwert. In einem Interview mit der „Nürnberger Zeitung“ erklärte Benkert, dass die vom BMG beschafften Masken nun im Freistaat verteilt würden – ohne dass die Apotheken beliefert würden. „Die Apotheken gehen dabei vollkommen leer aus, obwohl es unsere Mitarbeiter sind, die Tag für Tag die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aufrecht erhalten, die täglich sehr viel Kontakt mit den Menschen haben – und nicht wissen, ob vor ihnen möglicherweise gerade ein mit dem Coronavirus Infizierter steht oder eine mögliche Kontaktperson“, so der BLAK-Präsident. Pro Tag benötigten die Apotheken in Bayern insgesamt 30.000 Masken.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Masken

von Karl Friedrich Müller am 18.04.2020 um 17:58 Uhr

Also, ich werde richtig zugemüllt mit Angeboten für Masken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in anderen Apotheken anders ist.
Man bekäme schon welche, aber zu welcher Qualität und zu welchem Preis?
Manch Anbieter dürfte auch nicht seriös sein.
Noch weniger verstehe ich, warum Heime, Praxen usw keine Masken haben. Vorher hatten sie doch auch welche bezogen? Warum funktioniert das nicht mehr?
Warum sollen nun Apotheken die Masken zum EK abgeben per Sprechstundenbedarf?
Lückenbüßer, aber ohne Gewinn? Spinnen alle?
Dann wird man von Ärzten noch wütend angemacht, wenn man Masken verkauft (und die keine haben)
Jeder kann den Ar.... hochnehmen und sich selbst mal kümmern.
Interessant ist ja auch das Verhalten der maskentragenden Bevölkerung. Wenn man das so sieht, ist ein Verkauf für die Katz oder sogar gefährlich für die Leute.

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Politiker wissen, Apotheker helfen sich immer selbst.

von Heiko Barz am 16.04.2020 um 22:36 Uhr

Diese aufgezählten Gründe zeigen eine klare Abwertung des Apothekerberufs und das, wie man erkennt, mit politischer Absicht. Auf der anderen Seite wissen aber die sogenannten „Verantwortlichen“, dass die Apotheker sich in den meisten Fällen effektiv zu helfen wissen. Auch die Innovation der „Spuckscheiben“ kommt wohl, wie ich erinnere, aus der Apothekerschaft.
Es bleibt aber die bittere Enttäuschung und Erkenntnis über die allseitig politische Ignoranz einem wertvollen Traditionsberuf gegenüber. Genau aber das ist der Grund uns zu „hassen“ und widerwärtig zu neiden.

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Kein Schutzmasken für Apotheken

von M. Einwag am 16.04.2020 um 20:59 Uhr

Guten Tag,
...und dann kommt heute ein Infofax der AK Nordrhein mit dem Hinweis, daß auf Grund einer Neufassung einer BAK Empfehlung FFP2 Masken im HV Pflicht sind!
Kopfschüttelnde Grüße

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