Ärzte verordnen FFP2 und FFP3

Union: Schutzmaßnahmen durch Masken-Verordnungen lockern

Berlin - 24.04.2020, 15:45 Uhr

Die Gesundheitspolitiker der Unionsfraktion haben ein Konzept vorgelegt, nach dem Ärzte Risikogruppen in der Coronakrise FFP2- und FFP3-Masken verordnen sollen. (Foto: imago images / photothek)

Die Gesundheitspolitiker der Unionsfraktion haben ein Konzept vorgelegt, nach dem Ärzte Risikogruppen in der Coronakrise FFP2- und FFP3-Masken verordnen sollen. (Foto: imago images / photothek)


Mitte April kamen die Bundesregierung und die Bundesländer zusammen, um erste vorsichtige Lockerungen der Schutzmaßnahmen in der Coronakrise zu vereinbaren. Besondere Maßnahmen zum Infektionsschutz der älteren und kranken Bevölkerung wurden allerdings nicht beschlossen. Das wollen nun aber die Gesundheitspolitiker der Unionsfraktion nachholen. In einem Konzeptpapier schlagen sie vor, Lockerungen zu ermöglichen, wenn Ärzte Risikogruppe gezielt Filter-Masken (FFP2 und FFP3) verordnen. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll einen Regelungsvorschlag machen, auch Ausschreibungen der Kassen sollen geprüft werden.

Wie soll es mit den Coronavirus-bedingten Schutzmaßnahmen weitergehen? Wie lange hält die Wirtschaft noch die Einschränkungen aus? Wann können auch kleinere Kinder wieder zur Schule gehen? Auf diese Fragen gibt es nach wie vor keine Antwort. Die Bundesregierung, führende Virologen und das Robert-Koch-Institut (RKI) betonen immer wieder, wie wichtig die Einhaltung des Infektionsschutzes ist, damit es keine zweite, größere Infektionswelle gibt.

Aber auch die AG Gesundheit der Unionsfraktion, zu der unter anderem die gesundheitspolitische Sprecherin Karin Maag und der Arzneimittelexperte Michael Hennrich gehören, stellt sich die Frage, wie man die jetzige Situation schnellstmöglich auflösen kann. Schließlich konnten viele Unternehmen, Handwerker und Freiberufler über Wochen ihre gewohnte Tätigkeit nicht ausüben – „mit erheblichen finanziellen Nachteilen“, heißt es in einem Konzeptpapier der CDU/CSU-Gesundheitspolitiker. Arbeitnehmer müssten durch Kurzarbeit finanzielle Einbußen hinnehmen, und Familien seien erheblichen Belastungen ausgesetzt. „Insbesondere junge Familien kommen mit der Doppelbelastung von Familie und Beruf an ihre Grenzen“, heißt es in dem Papier.

AG Gesundheit: Masken-Verordnungen sollen Lockerungen ermöglichen

Gleichzeitig wisse man aber, dass man nicht zur „Normalität“ zurückkehren könne, wenn nicht ein Impfstoff zur Verfügung steht. Die Gesundheitsexperten der Union meinen, dass dies erst frühestens Anfang 2021 der Fall sein werde. Allerdings sei man sich einig, dass die derzeitigen Einschränkungen künftig „so weit als möglich“ vermieden werden müssten. Deswegen seien Konzepte nötigt, die eine „schrittweise Öffnung“ ermöglichen und gleichzeitig den Gesundheitsschutz weiterhin gewährleisten. Denn: „Wenn wir von einer Öffnung reden, wissen wir, dass die Freiheit des Einzelnen immer dort ihre Grenzen finden muss, wo es um den Schutz der Schwächeren geht, der besonders gefährdeten und vulnerablen Gruppen.“

Deswegen wollen die Unionspolitiker prüfen lassen, inwiefern eine Verordnung von FFP2- und FFP3-Masken für Risikogruppen einen Beitrag zu weiteren Lockerungen leisten kann. Die CDU/CSU-Politiker nennen ihr Papier einen „Diskussionsbeitrag“, es sei nicht als sofort umsetzbare Maßnahme zu verstehen. 

G-BA soll Risikogruppen benennen, Ausschreibungen sollen geprüft werden

Sechs Punkte wollen die Gesundheitsexperten der Union dabei beachten:

1)  Bei der Versorgung mit Masken müsse weiterhin der Schutz des Gesundheitspersonals im Vordergrund stehen. Im Gesundheitswesen Tätige müssten weiter problemlos an Material kommen.

2) Die Verordnung soll es nur für „Hochrisikopatienten“ geben – der G-BA soll erarbeiten, wie diese Gruppen definiert werden können.

3) Die Vorteile des Konzepts formulieren die Unionspolitiker folgendermaßen: „Aufgrund der damit verbundenen ärztlichen Aufklärung schaffen wir auch mehr Bewusstsein für den notwendigen Eigen- und Fremdschutz bei den tatsächlich betroffenen Personengruppen. Wir vermeiden damit eine ethisch nicht zu rechtfertigende Kontaktbeschränkung für einzelne Bevölkerungsgruppen, indem wir Risikopatienten und ihren Angehörigen die Teilnahme am schrittweisen wieder geöffneten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben erleichtern.“

4) Die Masken-Verordnungen soll es künftig nicht nur in Epidemie-Situationen geben, sondern auch in saisonalen Belastungssituationen.

5) Die Beschaffung müsse möglichst kostengünstig erfolgen, daher müssten Ausschreibungen der Kassen geprüft werden.

6) Die Eigenbeteiligung der Patienten erfolge im „üblichen gesetzlichen Rahmen“.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Maskenball, die drittletze

von Antonia Bauer am 26.04.2020 um 14:55 Uhr

....wenn es schon mit der ersten Welle nicht geklappt hat, vielleicht gelingt es beim nächsten Mal. Psychologisch ist ja alles bestens vorbereitet.
Glaube wenig
Hinterfrage alles
Denke selbst.
Dieses Buch von Albrecht Müller ist zur Lektüre dringend empfohlen.

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neuer Anstieg

von Thomas Raab am 25.04.2020 um 21:23 Uhr

ich frage mich, warum über Lockerungen geredet wird, wenn man schon merkt, dass die Neuinfektionen wohl wieder ansteigen - und das auf Ostern zurückzuführen ist...das macht das Ganze ja so schwierig, weil sich die Ansteckungsdauer so weit nach hinten zieht.

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Von der Gießkanne bis zur Impfung ist es ein langer Weg ...

von Christian Timme am 25.04.2020 um 1:16 Uhr

„Entmündigte“ melden sich mit einem „ Diskussionsbeitrag“ zurück... Mutübung oder nur der Versuch den „aufrechten Gang“ in Zukunft in Erwägung zu ziehen?. Wo bitte lernt man so schnell in gut dotierte Demut zu verfallen? Darf ich raten?

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Ein wichtiger und sehr ausgewogener politischer Fortschritt

von Andreas P. Schenkel am 25.04.2020 um 0:03 Uhr

Diese neumodische Gesichtsverzierung mit Baumwolle und Papier, ich halte das, was die medizinische Schutzwirkung betrifft, für einigermaßen fragwürdig. Das ist der neuzeitliche Gessler-Hut. Lasset uns ihn ab Montag grüßen! Es lebe die Maskeraden-Orgie.

Nur: Hoffentlich denkt niemand der Hochrisikopatienten, dass Baumwolle und Papier für alle Situationen ihnen ausreichend Schutz böte.

Doch die FFP2&3-Masken ermöglichten tatsächlich, dass die Hochrisikogruppe damit rausgeht und zugleich alle anderen wieder ohne Speicheltropfenfangvorrichtung einkaufen und Omnibus fahren können.

Allerdings brauchen manche der Hochrisikopatienten gewiss eine kurze Schulung im Umgang mit den richtig gut schützenden Masken, dass der Schutz nicht durch Handhabungsfehler wieder durchbrochen wird.

Mal ehrlich, wer fühlt das nicht auch so: Anders als mit diesem zukunftsweisenden Konzept wird es nicht mehr allzu lange gehen können. Weder sozial, politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich, menschlich.

P.S. Und wir werden wahrscheinlich sehr überrascht sein, sobald massenhafte und repräsentative Antikörper-Screenings angelaufen sein werden. Wenn man an die bisherigen Schnupfen-Halsweh-Rotznase-Coronaviren früherer Jahre, die durch uns alle fast kaumbemerkt "durchdiffundiert" sind, denkt. Warum soll dieser unser SARS-CoV-2 soviel weniger kontagiös und verbreitungsfreudig sein als seine eng-verwandten, weniger rabiaten Vorgänger? Die wahre Durchseuchungsrate ist die spannendste Frage dieser Pandemie überhaupt zur Zeit!

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