Studie an Kindern aus Bergamo

Atypisches Kawasaki-Syndrom und COVID-19: Zusammenhang wird wahrscheinlicher

Stuttgart - 15.05.2020, 13:00 Uhr

Auch in Frankreich wurde in letzter Zeit ein Kawasaki-ähnliches Syndrom bei Kindern gehäuft beobachtet. Doch besteht ein direkter Zusammenhang zu COVID-19? ( r / Foto: imago images / Hans Lucas)

Auch in Frankreich wurde in letzter Zeit ein Kawasaki-ähnliches Syndrom bei Kindern gehäuft beobachtet. Doch besteht ein direkter Zusammenhang zu COVID-19? ( r / Foto: imago images / Hans Lucas)


Weltweit gibt es Berichte über ein Kawasaki-ähnliches Syndrom bei Kindern im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Nun liefert eine Studie aus Bergamo, dem Zentrum der Pandemie in Italien, weitere Hinweise. Wie Ärzte in „The Lancet“ berichten, könnte tatsächlich eine Verbindung zu COVID-19 bestehen. Die Mediziner betonen aber, dass nur ein geringer Anteil jüngerer Patienten betroffen ist.

In der Regel verläuft eine Corona-Infektion bei Kindern eher mild. Doch in einigen wenigen Fällen kann die Erkrankung anscheinend zu Symptomen führen, die an das Kawasaki-Syndrom, eine seltene Kinderkrankheit, erinnern. Dieses Syndrom führt zu einer Überreaktion des Immunsystems, die vermutlich durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird.

Dass auch das Corona-Virus eine derartige Überreaktion bewirken kann, ist von Erwachsenen bereits bekannt (Stichwort „Zytokinsturm“). Eine direkte Verbindung zwischen dem Kawasaki-ähnlichen Syndrom bei Kindern und COVID-19 wurde aber noch nicht belegt. Allerdings gibt es mittlerweile Berichte aus mehreren Ländern über Kinder, bei denen entzündete Blutgefäße, Hautausschläge und Fieber auftreten. 

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Ärzte aus dem „Papa Giovanni XXIII“-Krankenhaus in Bergamo haben nun die Fälle von Kindern, die zwischen dem 18. Februar und dem 20. April derartige Krankheitsmerkmale zeigten, mit Kawasaki-Fällen in der Region aus den fünf Jahren vor Beginn der Pandemie verglichen. Insgesamt gab es demnach zwischen Januar 2015 und Mitte Februar dieses Jahres 19 Fälle von Kawasaki. In den zwei Monaten seither wurden bereits zehn Kinder mit Kawasaki-ähnlichen Symptomen behandelt, was den Studienautoren zufolge einer 30-fachen Zunahme entspricht – wobei die Mediziner selbst darauf hinweisen, dass es schwierig sei, auf Grundlage solch geringer Zahlen valide Schlussfolgerungen zu ziehen.

Betroffene Kinder scheinen älter zu sein

Acht der zehn Kinder, die nach dem 18. Februar ins Krankenhaus gebracht wurden, wurden in einem Antikörpertest positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Alle Kinder in der Studie überlebten. Doch diejenigen, die während der Pandemie erkrankten, zeigten schwerwiegendere Symptome als jene aus den fünf Jahren zuvor. So kam es bei sechs der Kinder zu Herzkomplikationen (vs. 2 von 19), fünf hatten Anzeichen eines toxischen Schocksyndroms (vs. 0 von 19). Zudem mussten mehr von ihnen mit Steroiden behandelt werden als in der Gruppe vor Ausbruch der Pandemie (8 von 10 vs. 4 von 19). Ein weiterer Unterschied: Die Kinder, die während der Corona-Welle erkrankten, waren im Durchschnitt älter als diejenigen, bei denen zuvor Kawasaki diagnostiziert wurde (zwischen 3 bis 16 Jahre; im Mittel 7,5 Jahre vs. im Mittel 3,0 Jahre). Aufgrund dieser und weiterer Unterschiede plädieren die Autoren dafür, die Entzündungserkrankung als „Kawaski-ähnliches Syndrom“ zu klassifizieren.



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1 Kommentar

Und ich dachte immer, Kawasaki wäre ein Moped!

von Peter am 15.05.2020 um 19:27 Uhr

Warum berichten sie nicht auch, dass die britische Kawasaki Disease Foundation in einer Pressemitteilung mitteilt, dass derzeit weniger Kawasaki-Fälle als üblich gemeldet werden, und dass von den wenigen gemeldeten Fällen, nur rund die Hälfte überhaupt positiv auf Coronaviren getestet haben.
Also auch Angstmache von der DAZ?

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