Studie an Kindern aus Bergamo

Atypisches Kawasaki-Syndrom und COVID-19: Zusammenhang wird wahrscheinlicher

Stuttgart - 15.05.2020, 13:00 Uhr

Auch in Frankreich wurde in letzter Zeit ein Kawasaki-ähnliches Syndrom bei Kindern gehäuft beobachtet. Doch besteht ein direkter Zusammenhang zu COVID-19? ( r / Foto: imago images / Hans Lucas)

Auch in Frankreich wurde in letzter Zeit ein Kawasaki-ähnliches Syndrom bei Kindern gehäuft beobachtet. Doch besteht ein direkter Zusammenhang zu COVID-19? ( r / Foto: imago images / Hans Lucas)


Deutschland etabliert Meldesystem für Verdachtsfälle

Tatsächlich zeige die italienische Studie ebenso wie eine ähnliche Zusammenfassung aus Großbritannien unterschiedliche Verläufe, die nur zu einem Teil einem typischen Kawasaki-Syndrom entsprächen, häufig aber ein sogenanntes atypischen Kawasaki-Syndrom darstellten, betont Johannes Hübner, stellvertretender Leiter der Kinderklinik an der Uni München, in einer unabhängigen Einordnung. „Ein atypisches Kawasaki-Syndrom zeigt einige sehr unspezifische Symptome, die wir bei vielen Virusinfektionen beobachten, wie beispielsweise Fieber und einen Hautausschlag.“ Zudem sei der Zusammenhang mit COVID-19 bei einigen der berichteten Fälle unklar oder nicht gesichert.

„Aus Deutschland haben wir bisher von keinen derartigen Häufungen von Fällen gehört“, fasst Hübner zusammen, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) ist. Die DGPI sei gerade dabei, ein Meldesystem für Verdachtsfälle zu etablieren und werde die Situation aufmerksam beobachten. „Im Moment ist die Situation in Deutschland aber sicher nicht beunruhigend“, so der Mediziner.

Der Berliner Virologe Christian Drosten machte am Donnerstag im NDR-Podcast deutlich, dass er keinen Grund zu Alarmismus sieht. Es handle sich um ein seltenes Phänomen, über das die internationale Kinderheilkunde nun beginne zu diskutieren. Drosten verwies auch auf die gute Behandelbarkeit.

Auch Russell Viner, Präsident des britischen Royal College für Kinderheilkunde und Kindergesundheit, beruhigt: „Obwohl der Artikel ein mögliches neu auftretendes entzündliches Syndrom im Zusammenhang mit COVID-19 vorschlägt, ist es wichtig – sowohl für Eltern als auch für Beschäftigte im Gesundheitswesen – erneut zu betonen, dass Kinder insgesamt nur minimal von der SARS-CoV-2-Infektion betroffen sind.“

Das Verständnis des Phänomens bei Kindern könne indes wichtige Informationen über Immunantworten auf SARS-CoV-2 liefern, die für Erwachsene und Kinder relevant sein könnten, so Viner. „Insbesondere, wenn es sich um ein durch Antikörper vermitteltes Phänomen handelt, kann dies Auswirkungen auf Impfstoffstudien haben und auch erklären, warum einige Kinder schwer an COVID-19 erkranken, während die Mehrheit nicht betroffen oder asymptomatisch ist.“



Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Und ich dachte immer, Kawasaki wäre ein Moped!

von Peter am 15.05.2020 um 19:27 Uhr

Warum berichten sie nicht auch, dass die britische Kawasaki Disease Foundation in einer Pressemitteilung mitteilt, dass derzeit weniger Kawasaki-Fälle als üblich gemeldet werden, und dass von den wenigen gemeldeten Fällen, nur rund die Hälfte überhaupt positiv auf Coronaviren getestet haben.
Also auch Angstmache von der DAZ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.