E-Rezept

Modellprojekt aus Westfalen-Lippe als Blaupause für Verfügbarkeitsanfrage?

Berlin - 09.06.2020, 14:45 Uhr

Im Modellprojekt „Frag' das A“ konnten Apotheker die Anfragen der Patienten zum Beispiel per Smartwatch empfangen. (m / Foto: AKWL)

Im Modellprojekt „Frag' das A“ konnten Apotheker die Anfragen der Patienten zum Beispiel per Smartwatch empfangen. (m / Foto: AKWL)


Seitdem die Gematik ihre Spezifikationen für die E-Rezept-App vorgelegt hat, rätseln die Apotheker, wie eine mögliche Verfügbarkeitsanfrage in den Apotheken für verschreibungspflichtige Medikamente aussehen könnte. In Westfalen-Lippe haben Ärzte und Apotheker bereits ein System erprobt, das als Vorlage für eine bundesweite Lösung dienen könnte.

Mitte Mai hat die Gematik die Spezifikationen für die E-Rezept-App vorgelegt. Ein Passus darin sorgte für Unruhe unter den Apothekern: Eine mögliche Erweiterung der Basisfunktionen könnte eine Verfügbarkeitsanfrage für das verordnete Medikament per App sein. „Eine zusätzliche Funktionalität ist beispielsweise die Verfügbarkeitsabfrage der Verordnung in einem Warenwirtschaftssystem“, heißt es wörtlich in dem Papier der Gematik. Wie genau dieser Prozess ablaufen soll, ist nicht näher beschrieben. Auch eine Klarstellung der ABDA ließ viele Fragen offen. Zwar betonte die Standesvertretung, sie wolle keine „gläserne Apotheke“ – wie die Anfrage aber aussehen könnte, ohne dass die App die Bestände automatisch prüft, darauf lieferte die ABDA keine Antwort.

Westfalen-Lippe ist bereits einen Schritt voraus: Dort haben die örtliche Apothekerkammer und die Kassenärztliche Vereinigung ein Modellprojekt mit dem Namen „Frag‘ das A“ entwickelt, das eine Verfügbarkeitsanfrage beinhaltet, um den Patienten während der Notdienstzeiten das Beschaffen von dringend benötigten Medikamenten zu erleichtern. Dazu statteten Ärzte und Apotheker die allgemeinmedizinischen und pädiatrischen Notdienstpraxen in den Modellregionen Bochum und Detmold mit Infostellen aus, die auf die vier nächstgelegenen Notdienstapotheken hinweisen.

Diese Infostellen können die Patienten nutzen, um sich in den Apotheken zu erkundigen, ob ihr verordnetes Arzneimittel vorrätig ist. Kammer und KV testeten laut einer gemeinsamen Mitteilung vom Januar 2019 mehrere Wege, wie die Apotheker von der Anfrage erfahren. „So werden einige Apotheken-Teams mit einer Smartwatch ausgestattet, auf der die Informationen über eine Rezeptanfrage eingehen“, schreiben die Heilberufler. „Dreh- und Angelpunkt ist aber eine Applikation, die in den Apotheken die Anfragebearbeitung steuert.“

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„Die Verfügbarkeitsabfrage in der E-Rezept-App wäre nützlich“

Diese kostenfreie Web-App ist online unter www.frag-das-a.de verfügbar. Besonders wichtig dabei: Die Applikation soll auch die Kommunikation zwischen dem verordnenden Arzt und der abgebenden Apotheke verbessern. Per Chatfunktion kann der Apotheker demnach beispielsweise bei unklaren Verordnungen, bei Arzneimittelunverträglichkeiten oder Lieferengpässen direkt Kontakt zum Verordner aufnehmen. „Dieser heilberufliche Austausch zwischen Arzt und Apotheker stellt den wesentlichen Mehrwert des Projekts dar“, betonen AKWL und KVWL.

Evaluation steht noch aus

Das Modellprojekt war für drei Monate angelegt. Es beteiligten sich insgesamt 283 Apotheken und vier Notfallpraxen. Auf die Auswertung werden die Apotheker noch ein wenig warten müssen: Wie DAZ.online von der Kammer erfuhr, hat sich die Evaluation des Projekts bedingt durch die Coronavirus-Pandemie verzögert und läuft derzeit noch.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

App Verfügbarkeitsabfrage von Arzneimitteln

von Walter Wolf am 29.06.2020 um 20:47 Uhr

Wer postuliert dass es nützlich wäre wenn die App diesen Zugriff erlauben würde, kennt die tägliche Praxis überhaupt nicht und ist reiner Schreibtischtäter. Wenn er das nicht ist hat er andere Nicht ausgesprochene Interessen.
Zu 80% steht nicht das Mittel auf dem Rezept das nach Rabattvertägen abgegeben werden muss. Wozu dann die Verfügbarkeit?
In den Ballungszentren wie in NRW werden die Apotheken durch die Leistungsfähigkeit der Großhändler 4-8 mal täglich beliefert. Der Apotheken-Botendienst versorgt jeden Kranken
Noch am gleichen Tag. Verfügbar sind 120 tausend Arzneimittel.
Welchen Mehrwert stellt man sich für den Patienten vor. Ich sehe ihn nicht.
Schon frag das A war ein Flop und wird nicht genutzt das Telefon an dem alle Aspekte abgefragt werden hält sich tapfer - jeder Notdiensts hievende wird mir recht geben.
Ein Patient der in der Zwischenzeit in die Apotheke kommt um das gleiche letzte Arzneimittel bekommt reicht und die Verfügbarkeit ist nicht mehr gegeben. Abgesehen von LiefervertragVorschriften
Alles völlig praxisferne Entscheidungen. Dieser Aktionismus macht mich sprachlos
Getrieben von finanzstarken Playern mit gutem Lobbyismus
Wird ein sehr gutes Gesundheitssystem aufs Spiel gesetzt.
Das e-Rezept wird ebenso missbraucht und wird nicht zum Nutzen des Patienten sein.

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