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19. Juni 2020
Die Absage aus dem Berliner Apothekerhaus war deutlich: In diesem Jahr gibt’s keinen Deutschen Apothekertag (DAT), weder real noch digital. Nein, die ABDA mag nicht. Der Präsident selbst meint, dass man den DAT nicht virtuell ersetzen könne. Wörtlich: „Der DAT ist ein sehr interaktives Format mit sehr feinen und teils subtilen Diskussionen, die schlichtweg nicht zu ersetzen sind.“ Also, mein liebes Tagebuch, feine und teils subtile Diskussion – uiuiui, das klingt ja schon fast nach hochgeistigen, philosophisch-literarischen Gesprächsrunden. Ehrlich gesagt, das war mir auf den letzten Apothekertagen noch gar nicht so bewusst geworden. Nun, so kann man sich irren. Aber gehen wir mal davon aus, dass wir auf einem Apothekertag mal weniger feuilletonistisch fein und subtil diskutieren wollen, sondern nur schlicht und pragmatisch unsere drängenden Probleme, die es mehr als genug gibt, in konstruktiven Arbeitsgesprächen anpacken wollen, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass man in Corona-Zeiten auch virtuell eine Art Arbeits-Apothekertag meistern kann. Das sehen im Übrigen auch einige Mitgliedsorganisationen der ABDA so, beispielsweise der Apothekerverband Nordrhein (AVNR). Wie Thomas Preis, Chef des AVNR ankündigt, will der AVNR bei der kommenden ABDA-Mitgliederversammlung am 1. Juli einen außerordentlichen digitalen DAT beantragen. Preis ist überzeugt: „Gerade aufgrund der besonderen Zeit, in der wir uns befinden, halten wir es für alternativlos, dass der Berufsstand seine Positionen zu wichtigen Themen festlegt und wirksam gegenüber Politik und Öffentlichkeit artikuliert.“ Und er fügt hinzu, dass es ein fatales berufspolitisches Signal nach innen und nach außen wäre, das höchste Gremium der deutschen Apothekerschaft ersatzlos ausfallen zu lassen. Mein liebes Tagebuch, wir sehen das genauso. Also wirklich, andere Berufsorganisationen schaffen es doch auch, ein virtuelles Meeting auf die Beine zu stellen. Selbst Gespräche auf EU-Ebene finden mithilfe digitaler Technik statt. Da können wir Apothekers uns doch nicht mit einem fast schmollenden Unterton zurückziehen und verkünden: Nein, digital und virtuell, das mögen wir nicht, da unsere Apothekertage zu feingeistig sind – wir können nur real und analog. Mein liebes Tagebuch, was ist denn das für ein Signal nach außen?! Wann und wie wollen wir uns denn über unsere Herausforderungen und Probleme verständigen: Rx-Boni-Verbot, Apothekenstärkungsgesetz, pharmazeutischen Dienstleistungen, Digitalisierung und E-Rezept, überfällige Honoraranpassungen und vieles mehr. Mein liebes Tagebuch, klar, ein digitaler Apothekertag erfordert eine gänzlich andere Vorbereitung, eine Abkehr von den langjährig geübten Riten und Gebräuchen – aber ich bin überzeugt, der frische Wind täte diesem Gremium durchaus gut. Und letztendlich könnte so ein Apothekertag noch konstruktiver ablaufen – es ist eine Frage des Wollens. Hoffen wir, dass Preis noch weitere Mitgliedsorganisationen davon überzeugen kann: DAT goes digital!
5 Kommentare
Siemsen
von Pille Palle am 22.06.2020 um 8:58 Uhr
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Alternativlos ?
von Ulrich Ströh am 21.06.2020 um 9:31 Uhr
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AW: Alternativlos mundtod incl. zahnlos ... Apotheker machen keine halben Sachen ...
von Christian Timme am 21.06.2020 um 11:13 Uhr
Funke ... Hessen ... nee ... Verlag ... Ulla wieder da?
von Christian Timme am 21.06.2020 um 9:09 Uhr
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Feine und subtile Diskussionen...
von Michael Reinhold am 21.06.2020 um 8:57 Uhr
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