- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Warum Antikörpertests (...
SARS-CoV-2
Warum Antikörpertests (noch) nicht helfen, die Pandemie einzudämmen
Auf dem Markt gibt es bereits eine Vielzahl verschiedener Antikörper-Tests im Zusammenhang mit Covid-19. Vom Schnelltest „für Zuhause“ aus dem Internet bis zum High-end-Labortest ist alles dabei. Und der Wettbewerb um Marktanteile wird mit allen Mitteln geführt. Allerdings gibt es gleich mehrere Aspekte, warum die Tests und ihre Ergebnisse noch mit Unsicherheit behaftet und noch weit entfernt vom möglichen „Immunitäts-Ausweis“ sind.
„Wir wollen das Virus im Keim ersticken. Das geht nur mit präventiven Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen und wenn wir möglichst alle Kontaktpersonen von Infizierten testen. Am Geld soll das nicht scheitern. Es ist viel teurer, zu wenig zu testen als zu viel zu testen.“ Dieses Zitat des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn findet sich prominent hervorgehoben auf der Covid-19-Informationsseite des Bundesministeriums für Gesundheit. Mit dieser Prämisse sind seit Mitte Mai auch solche Tests durch die Krankenkassen finanziert, die bei Menschen ohne Symptome durchgeführt werden.
Mehr zum Thema
indirekter Erregernachweis
SARS-CoV-2-Antikörpertest jetzt Kassenleistung
Tests – das bedeutet derzeit in der Regel, dass ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum genommen wird und dieser mittels Real-Time-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) auf das Vorhandensein von Virus-Erbinformation untersucht wird. Diese Nukleinsäureamplifikationstestung (NAT) gilt weiterhin als „der Goldstandard“ im Testgeschehen rund um COVID-19. 148 der insgesamt zum Stand 15. Juni 2020 allein vom Branchenportal 360dx gelisteten 210 kommerziell erhältlichen SARS-CoV-2-Tests basieren auf dem PCR-Verfahren.
Nicht nur Spahn aber setzt auch auf den indirekten Nachweis von Sars-CoV-2 – durch Antikörpertests. Einige Zeit lang geisterte gar das Wort vom „Immunitäts-Ausweis“ durch die Debatten – ein schriftlicher Nachweis also, dass jemand immun gegen COVID-19 sei, weil er die Krankheit bereits mit oder ohne Symptome durchgemacht hat und nun Antikörper im Blut habe. Das allerdings ist noch nicht endgültig erwiesen.
Der Wettbewerb auf dem Markt ist eröffnet
Auch der Wettbewerb auf dem umkämpften Diagnostik-Markt um den besten und zum Teil auch den günstigsten Test auf Sars-CoV-2-Antikörper ist längst eröffnet und wird mit harten Preis- und PR-Bandagen geführt. 49 der vom Branchenportal 360dx gelisteten kommerziell bereits erhältlichen Testkits sind serologisch, also auf dem Nachweis von Antikörpern basierend. Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet unter vorläufigen Notfallzulassungen noch viele mehr und auch zwei Tests gegen Antigene des Sars-CoV-2 im Blut finden sich bereits in der 360dx-Liste. Und neben zum Teil automatisierten Labortestkits findet sich auf dem Markt auch eine zunehmende Anzahl von sogenannten Schnelltests, die ähnlich wie ein Schwangerschaftstest auch von Laien zu Hause durchgeführt werden könnten – mit nur einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere etwa.
Etliche der Testkits tragen die europäische CE-Kennzeichnung, etliche weitere die Schnellzulassung durch die US-amerikanische Food and Drug Administration FDA. Prominent sind die Antikörper-Tests auch spätestens seitdem Anfang Mai der Bundesgesundheitsminister gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder das Werk des Pharma- und Diagnostikkonzerns Roche im bayrischen Penzberg besuchten und den dort neu vorgestellten automatisierten Labor-Antikörper-Test des Unternehmens mitpräsentierten und als „soweit uns bekannten besten Test“ lobten. Drei Millionen Tests orderte das Bundesgesundheitsministerium dann auch direkt, mit der Option auf weitere fünf Millionen. Neben der PR-Schlacht um die Antiköper-Tests sei auch ein Preiskampf entbrannt, berichtet etwa das Handelsblatt.
Mehr zum Thema
Elecsys Anti-SARS-CoV-2-Test
Wie funktioniert der neue Antikörpertest von Roche?
Massenscreenings geplant
Frankreich: Apotheker wollen COVID-19-Tests durchführen
Allerdings gibt es für den gesamten Bereich der serologischen Sars-CoV-2-Diagnostik gleich mehrere schwerwiegende Probleme, die aktuell noch dazu führen, das die Weltgesundheitsorganisation (und mit Verweis auf diese auch das deutsche Robert-Koch-Institut RKI) den Einsatz von immuno-diagnostischen Tests derzeit ausschließlich im Kontext von Forschungsprojekten empfiehlt. Davon, „das Ergebnis eines alleinigen Antikörpertests als Kriterium für eine Diagnosestellung einzusetzen“ wird derzeit noch abgeraten. Antikörpertests können so lediglich ergänzend zu einem PCR-Test eingesetzt werden.
1 Kommentar
testen testen testen
von Pillendreher am 26.06.2020 um 14:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.