SARS-CoV-2

Warum Antikörpertests (noch) nicht helfen, die Pandemie einzudämmen

Düsseldorf - 23.06.2020, 07:00 Uhr

Wie sinnvoll sind Antikörpertests auf SARS-CoV-2? (Foto: tilialucida / stock.adobe.com)

Wie sinnvoll sind Antikörpertests auf SARS-CoV-2? (Foto: tilialucida / stock.adobe.com)


Fälschungen und schlechte Ergebnisse bei Schnelltests

Diesen Unwägbarkeiten zum Trotz ist das Feld der serologischen Tests aber auch ein gutes, um Geschäfte zu machen – auch mit unlauteren Mitteln. Das PEI warnte unlängst vor den vielen Schnelltests, die unter anderem im Internet zu bekommen sind. Denn anders als bei Tests etwa auf HIV gelten Tests auf SARS-CoV-2 als „In-Vitro-Diagnostika niedrigen Risikos“. „Diese In-Vitro-Diagnostika unterliegen keiner Zulassungspflicht, sondern der entsprechenden EU-Richtlinie“, erklärt Cichutek. Demnach dürften Hersteller ihre Produkte auch selbst zertifizieren – einige seien nur wenig aussagekräftig, andere sogar nachweislich gefälscht, so das PEI.

„Generell ist eine Empfehlung für einzelne Tests zur Zeit noch schwierig, da SARS-CoV-2 noch ein neues diagnostisches Feld darstellt und es eine große Anzahl CE-markierte Tests gibt, die meist nicht unabhängig evaluiert wurden. Es zeichnet sich jedoch ab, dass automatisierte Tests namhafter Hersteller, die über entsprechende Erfahrung verfügen, in der Regel zuverlässig sind. Bei Schnelltests ist dagegen eine generelle Aussage zur Qualität nicht möglich, da es bei diesem Testformat hunderte verschiedener Produkte gibt und sehr unterschiedliche Qualitäten berichtet werden. Ein Überblick wird dadurch erschwert, dass veröffentlichte Untersuchungsergebnisse jeweils nur einzelne Tests vergleichend abdecken und jeweils unterschiedliche Proben hierfür eingesetzt wurden“, sagt Cichutek. Daher könne man auch seitens des PEI keinen Marktüberblick geben, sagt er.

Angesichts der jüngsten Fortschritte auf dem Weg zu einem Impfstoff oder auch, um Blutplasma Genesener therapeutisch einsetzen zu können, könnten die Antikörpertests aber an Bedeutung gewinnen. „Das Paul-Ehrlich-Institut ist dabei, eine repräsentative Auswahl von Antikörpertests zu validieren, um grundsätzliche Anforderungen an Antikörpertests und ihren Wert für die Antikörperbestimmung in therapeutisch einsetzbarem Blutplasma sowie für eine mögliche Impferfolgskontrolle zu ermitteln“, sagt Cichutek.

Kreuzreaktionen gegen „Erkältungs“-Viren möglich

Das schließt auch ein, Kreuzreaktionen auszuschließen. Denn etliche mehr oder weniger harmlose grippale Infekte – die „normalen“ Erkältungen also – werden von mit dem COVID-19-Erreger verwandten Coronaviren ausgelöst. Deren Prävalenz ist relativ hoch – ein durch „Erkältungs“-Antikörper falsch positives Testergebnis für SARS-CoV-2 muss daher ausgeschlossen werden. Für Apotheker gibt die ABDA aktuell die Empfehlung der Arzneimittelkomission der Deutschen Apotheker (AMK) weiter: 

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Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker

Antikörpertests auf Corona – Risiko von Fehlinterpretation

„Die AMK bittet Apotheker Kunden beziehungsweise Patienten, die sich über eine Testung von SARS-CoV-2-Antikörpern informieren möchten, angemessen über die Limitationen der Testsysteme aufzuklären. Weiterhin sollten Patienten bei Verdacht auf COVID-19 an die lokalen Gesundheitsämter verwiesen werden, um die Notwendigkeit einer laboranalytischen Testung zu prüfen. Diese sollte nicht durch einen Antikörper-„Schnelltest“ ersetzt werden.“



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Pillendreher am 26.06.2020 um 14:33 Uhr

Wir haben es doch gewußt. Es geht ums Geld! Die Schlacht am Markt tobt. Und unser Gespann Spahn/Söder ist sehr am Umsatz von Roche u.a. interessiert - auch wenn die Teste, wie die WHO mehrfach betonte - falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefen. Hauptsache testen. Mit dem Maskenwahn wird es ähnlich sein...

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