Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

12.07.2020, 08:00 Uhr

Die Plattformeritis greift um sich. Mitmachen oder lassen? (Foto: Alex Schelbert)

Die Plattformeritis greift um sich. Mitmachen oder lassen? (Foto: Alex Schelbert)


8. Juli 2020

Kein Zweifel, die Corona-Krise hat das positive Image, das die Apotheke in der Bevölkerung hat, noch einmal verstärkt: Die Apotheken haben eine hervorragende Leistung in den Krisentagen erbracht und vorbildlich gearbeitet. Und so hörte man immer wieder Äußerungen in den letzten Wochen, diese positive Stimmung doch als Rückenwind für eine Kampagne pro Apotheke vor Ort zu nutzen. Mein liebes Tagebuch, leider kam da von der ABDA wenig bis nichts. Anders Kammer und Verband von Nordrhein – sie nutzten diesen Rückenwind und lancierten eine Kampagne mit der „Bild Zeitung“ zu den Themen Digitalisierung, E-Rezept und Botendienst auf regionaler Ebene. Und jetzt steigt der „Zukunftspakt“ (das sind Noweda, Pharma Privat, Apostore, NetDoktor und Burda Verlag) mit ein und hebt die PR-Offensive auf Bundesebene: Die Anzeigen zu diesen Themen sollen in der Kundenzeitschrift “MyLife“ erscheinen mit bundesweiter Verbreitung. Gute Idee, mein liebes Tagebuch, der Bevölkerung muss auf so vielen Kanälen wie möglich nahegebracht werden, dass die Apotheke um die Ecke auch in Zeiten der Digitalisierung die erste und persönliche Anlaufstelle für die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung ist und vor allem, dass die Apotheke bereit ist fürs E-Rezept ganz nach dem Motto: „Das E-Rezept kommt. Ihre Apotheke ist schon da.“ Da haben die Nordrheiner alles richtig gemacht.

 

So langsam kommt Schwung in das Thema Modellprojekte für Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Es wird auch Zeit, denn Spahn hat die Kassen per Gesetz verpflichtet, mit den Apothekern entsprechende Verträge abzuschließen, wenn die Apotheker sie dazu auffordern. Und Stefan Hartmann, Chef des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), fühlt sich angesprochen: Er geht auf die AOK Bayern zu, um einen entsprechenden Vertrag für seine Verbandsmitglieder auszuhandeln, und stellt der Kasse ein bayerisches Pilotprojekt vor, ausgearbeitet mithilfe vom Gesundheitsökonomen Professor Uwe May, der so ein Projekt vor Kurzem vorstellte. Nun, mein liebes Tagebuch, das Projekt hat in der Tat Hand und Fuß, doch die Kasse sprang (noch) nicht so recht darauf an. Hartmann fühlt sich nun ein wenig „ausgebremst, aber nicht gestoppt“. Die Gespräche mit der AOK sollen fortgesetzt werden. Aller Anfang ist schwer.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

RXVV ist tot

von Dr. Radman am 12.07.2020 um 12:55 Uhr

RXVV ist tot. Wenn wir im letzten DAT Rückgrat und Beharrlichkeit gegenüber Spahn gezeigt hätte, gäbe es sicher heute RXVV. Wer mit seinen guten Karten (RXVV im Koalitionsvertrag) nicht gut spielt, gewinnt derjenige der pokert. Und Spahn hat gepokert und gewonnen. So ist das.

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AW: RXVV ist tot

von Anita Peter am 12.07.2020 um 15:38 Uhr

Spahn und Co. lachen sich doch schlapp über uns.
Ohne ein RXVV wird es keine gleichlangen Spiesse mehr geben. Das fängt beim Fremdkapital an, geht über den Kontrahierungszwang, und hört bei den Einkaufskonditionen auf. Wir können mit dem Versand nicht konkurrieren. Es bleibt auf lange Sicht bei uns nur noch die Akutversorgung, die BTM Versorgung, Rezepturen etc hängen. Der "Beratungsklau" wird ebenso zunehmen. Den NN dürfen wir natürlich noch machen.

Die Politik ist nicht im geringsten an gleichlangen Spiessen interessiert. In 2 Jahren wird es keinen deutschen Versender in nennenswerten Größe mehr geben. Die haben wenigsten noch schön Kasse gemacht.

Wenn keine gleichlangen Spiesse über das RXVV hergestellt werden, dann sollte man auch das FBV endgültig beerdigen, den Kontrahierungszwang beenden, die Pflicht zum NN beenden und die PB im Einkauf beenden, denn das ist alles nichts anderes als Inländerdiskriminierung. Da können die Gerichte urteilen was sie wollen. Diskriminierung ist Diskriminierung, ergal wie gross oder klein der Diskriminierte ist. Ein bisschen schwanger gibt es auch nicht.

AW: RXVV ist tot

von Conny am 12.07.2020 um 20:47 Uhr

Die Delegierten waren erbärmlich und feige.

Dummheit ist die Basis zur Selbstzerlegung ... und letzteres ist bereits Intelligenz ...

von Christian Timme am 12.07.2020 um 8:31 Uhr

Während die Apotheken unter den Marktpartnern "aufgeteilt" werden ... wird die Zahl der Apotheken weiter zurückgehen. Wenn dann die "Nabelschau" vorbei ist ... wird sich der Großteil der verbleibenden "Apotheken" von Amazon & Co. kaufen lassen (müssen). Das ist dann Marktwirtschaft ...

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RxVV und e-Rezept

von Karl Friedrich Müller am 12.07.2020 um 8:22 Uhr

Laschet und Tönnies. Ein Muster, dass es auch bei Apotheken gibt?
Wenn Laschet meint, ab jetzt (!) ginge es bei Schlachtbetrieben nach Gesetz. Was war vorher? Wurde ein Konzern gegen die Kleinen unterstützt? Oder weggesehen, dass die Leitung möglichst viel Gewinn macht? Und die Mitarbeiter in unwürdigen Verhältnissen leben müssen? Wer war hier eigentlich das arme Schwein?
Macht Spahn und deine Vorgänger eigentlich etwas anderes? Oder die Politik und Gerichte? Wieder gab es ein skandalöses Urteil zur Rx Boni. Konzerne unterstützen, egal wie die Rechtslage ist und der Rest, auch die Bevölkerung kann sehen, wo er bleibt?
Diese Einstellung der Politik kann nicht so bleiben. Und wenn ich das Gegreine sehe während der Corona und nun ist alles beim Alten. Die Betriebswirtschaftler bekommen Oberhand, Krankenhäuser geschlossen, die Pflege, Ärzte, Apotheken einen Tritt, Hauptsache, der Rubel rollt zugunsten der Anleger, Konzerne, Heuschrecken.
In der SZ von Samstag stehen einige Leserbriefe über die Corona App. Statt App könnte man auch mal E-Rezept einfügen. Es beklagen sich die Schreiber, dass nur wenige die App tatsächlich nutzen können. Ich hab mich ja schon darüber ausgelassen, dass viele Bürger einfach ignoriert werden, insofern halte ich die Werbung seitens der Apotheken für nicht zielführend. Werden da nicht Leute angesprochen, die sowieso im Versand kaufen? Die will man zurück haben? Lächerlich. Und alle anderen fühlen sich nicht wahrgenommen und benachteiligt, also der weit größere Rest? Vielleicht sogar verunsichert?
Blind und mit Scheuklappen. Es ist schlimm

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