- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
15. Juli 2020
Immer mehr Kammern ändern ihre Berufsordnungen oder haben sie bereits entsprechend geändert, um Apotheken zu ermöglichen, die Grippeschutzimpfung anbieten zu können. Und sie haben sich dazu auch öffentlich dazu bekannt, an den Modellprojekten teilnehmen zu wollen. Der erste Vertrag zur Honorierung dieser Dienstleistung ist bereits mit einer Krankenkasse im Kammerbereich Nordrhein unter Dach und Fach. Aber die Apothekerorganisationen von Thüringen und Brandenburg können und wollen wohl nicht so recht in die Puschen kommen. Sie haben den Modellprojekten zur Grippeimpfung in den Apotheken eine Absage erteilt. Dabei müsste in Brandenburg noch nicht einmal die Berufsordnung geändert werden. Aber dort hat sich Ende des vergangenen Jahres die Landesapothekerkammer mit der Landesärztekammer prophylaktisch auf eine gemeinsame Resolution verständigt, dass sich Ärzte und Apotheker in ihren Aufgaben nicht ins Gehege kommen wollen. Und der Landesapothekerverband Brandenburg glaubt zu wissen, dass derzeit kein Interesse seiner Mitglieder bestehe, an Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung in Apotheken teilzunehmen. Woher er das so genau weiß? (Erst wenn Apotheken daran Interesse zeigten, müsste der Verband auf die Krankenkassen zugehen.) Auch in Thüringen lehnten die Kammerdelegierten das Impfen in Apotheken ab, wenn die Ärzteschaft dem nicht zustimmt. Tja, mein liebes Tagebuch, so kann man sich selbst blockieren und von der Zukunft ausschließen. Immerhin, Thüringen lässt ein Hintertürchen offen – vielleicht wollen die Delegierten ja ihre Meinung auf der nächsten Kammerversammlung im November ändern… Mein liebes Tagebuch, es sind die typischen Anfangsquerelen und Zaudereien, wenn es um neue Aufgaben und Strukturen geht. Glaub mir, mein liebes Tagebuch, schon in vier, fünf Jahren wird es letztlich doch Alltag in Deutschland sein: Apotheken werden gegen Grippe impfen. Und dann sind auch die Thüringer und die Brandenburger dabei, wenn sie gesehen haben, welche Chancen ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern schon lange haben und nutzen.
Gut gemacht vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg: Er holte für seine Mitglieder wieder mit einem aufwändigen Prüf- und Einspruchsverfahren mehr als 1 Million Euro zurück, die die Kassen bei den Retaxationen zu Unrecht einbehalten hatten. Das waren rund zwei Drittel der Retax-Summe. Mein liebes Tagebuch, da sieht man mal, wie man den Kassen auf die Finger schauen muss. Müssten wir eigentlich nicht die Kassen retaxieren für die Fehler, die sie gemacht haben?
Die Corona-Krise hat einen regelrechten Schub für die Digitalisierung gebracht. Viele, die vor einem halben Jahr noch nie an einer Telefon- oder Videokonferenz teilgenommen hatten, gehen damit heute wie selbstverständlich um. Und auch im Pharmaziestudium hat Corona seine Spuren hinterlassen: Vorlesungen zu Hause hören, Umstellung auf Online-Unterricht gehören hier dazu. Und bei den Laborpraktika mussten sich die Studierenden an zahlreiche neue Strukturen gewöhnen wie Abstandsregeln, Mundschutz, Arbeitsplätze mit Plexiglas, Schichtbetrieb mit gestaffelten Anfangs- und Endzeiten und ein Einbahnstraßensystem. Vertreter der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) sind sich sicher, dass die digitale Lehre auch zukünftig als Ergänzung zu den traditionellen Lehrmethoden in das Studium integriert werden kann. Mein liebes Tagebuch, da wird sich mit Sicherheit so manches verändern – und das wird nicht zum Nachteil sein.
8 Kommentare
Spahn
von Gilbert Ernst am 20.07.2020 um 7:00 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Impfen
von Conny am 19.07.2020 um 18:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Die LAK Brandenburg…?
von Gunnar Müller, Detmold am 19.07.2020 um 17:34 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Apothekenstaatsvertrag oder wie wir unsere Daseinsberechtigung zementieren
von Bernd Jas am 19.07.2020 um 14:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Zukunftsfähigkeit
von Reinhard Rodiger am 19.07.2020 um 13:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Äpfel und Birnen
von Karl Friedrich Müller am 19.07.2020 um 11:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Zur Rose und die Apothekerorganisationen
von Ulrich Ströh am 19.07.2020 um 9:13 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Corona verschiebt virtuelle Grenzen ... in Buxtehude ... und die Welt geht unter ...
von Christian Timme am 19.07.2020 um 8:38 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.