Superfood – Beratungswissen Teil 2

Goji-Beeren – das Risiko-Food

Stuttgart - 14.09.2020, 10:30 Uhr

Goji-Beeren werden getrocknet, als Fruchtzubereitung bzw. Konfitüre, als Pulver und in Kapselform, in Nahrungsergänzungsmitteln und Teemischungen auch als Bestandteil verschiedener Rezepturen verkauft. (m / Foto: almaje / stock.adobe.com)

Goji-Beeren werden getrocknet, als Fruchtzubereitung bzw. Konfitüre, als Pulver und in Kapselform, in Nahrungsergänzungsmitteln und Teemischungen auch als Bestandteil verschiedener Rezepturen verkauft. (m / Foto: almaje / stock.adobe.com)


Werbung mit Gesundheitsaussagen nicht erlaubt

Das nachweislich vorhandene Zeaxanthin wird in Internetforen als „Vitalstoff“ zum „Schutz der Augengesundheit“ und zur Vorbeugung der Makuladegeneration angepriesen. Weiterhin wird in Internetforen durch Verzehr von Goji-Beeren „überraschende Kraft und Energie“ versprochen, eine Stärkung des Immunsystems und die Unterstützung der Darmsanierung. Die Muskelkraft von Sportlern soll optimiert, die Stressresistenz erhöht werden. Antientzündliche Wirkungen werden als Grund dafür genannt, Goji-Beeren in Therapiekonzepte bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen einzubinden. 

Tatsache ist: Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat alle eingereichten Studien überprüft und keinen ursächlichen Zusammenhang festgestellt zwischen den beanspruchten, gesundheitsbezogenen Aussagen und der Einnahme von Goji-Beeren sowie deren Produkten. Werbung mit Gesundheitsaussagen ist demnach auch nicht erlaubt.

Achtung, Blutungsgefahr 

Geradezu gefährlich werden manche Internet-Empfehlungen für Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen. Da kann man zum Beispiel Folgendes lesen: Bei der Kombination von blutverdünnenden Präparaten mit Goji-Beeren sei nicht das „Superfood“ das Problem, sondern das Arzneimittel. Man solle mit seinem „ganzheitlichen Arzt“ darüber sprechen, ob nicht das Medikament mit seinen „gravierenden Nebenwirkungen“ abgesetzt werden könne – zugunsten des Verzehrs von Goji-Beeren.

Das Apothekenpersonal sollte wissen: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor möglichen Interaktionen zwischen Vitamin-K-Antagonisten und dem Verzehr von Goji-Beeren sowie deren Zubereitungen. Fallberichte über plötzliche Erhöhungen des INR-Werts (dem Laborwert zur Beurteilung der Blutgerinnung) sowie Blutungen liegen vor und weisen auf diesen Zusammenhang hin. Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht geklärt. Man geht davon aus, dass die Inhaltsstoffe von Goji-Beeren in den Cytochrom-Stoffwechsel eingreifen.

Hier ergibt sich für die Apotheke ein wichtiger Beratungsansatz. Patienten, die regelmäßig Arzneimittel mit den Wirkstoffen Phenprocoumon (z. B. Marcumar®) und Warfarin (z. B. Coumadin®) einnehmen, sollten auf Wechselwirkungen mit Goji-Beeren hingewiesen werden. Wichtig wäre auch die Nachfrage, ob möglicherweise Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung des Immunsystems eingenommen werden (die vielleicht ohne Wissen des Patienten Goji-Beeren enthalten).



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Goji-Beeren und Verzehrhinweise

von Martin Hofmann am 15.09.2020 um 11:09 Uhr

Wie kann man auf das Einhalten von Verzehrhinweisen von Herstellern verweisen, die das Produkt mit jeder Menge Pestizide ungeprüft und nicht standardisiert vertreiben?
Damit wird doch ein mangelhaftes Produkt mit einem Regel-konformen Beipackzettel versehen: "Bitte beachten Sie die Verzehrhinweise". Klassische Fehlleistung aus Konfliktangst.

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